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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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ten des Mittelalters deutlich, daß bei gut gebrannten Mauersteinen die
Gebäude sich 4 bis 6 Jahrhunderte lang ohne Abputz gehalten haben.

Sind demnach die Steine gut, so braucht man keinen Abputz
bei Wohngebäuden anzubringen, welches überhaupt bei solchen Mauern
immer das Beste ist, da man alsdann des alljährlichen Reparirens
und Verschmierens überhoben ist.

Jn diesem Falle werden die äußern Mauerflächen nur ausge-
fugt,
d. h. in die offen gelassenen Steinfugen wird ein fester Mör-
tel so eingestrichen, daß die Fuge sauber und klar (nicht überge-
schmiert) hervortritt. Um diese Schärfe der Kalkfuge zu erreichen,
bedient man sich eines Eisens, welches unten eine rechtwinklige Kante
hat, womit man die Fugen ausstreicht. Manche machen die Fugen
nicht im Winkel einspringend, wie wir eben erwähnten, sondern
im Halbkreise vorspringend, welches jedoch schlecht aussieht, weil
es einen unreinen Umriß macht, indem die scharfen Kanten der Steine
dadurch versteckt werden.

Gewöhnlich fugt man mit solchem Kalk, wie er zum Mauern
selbst genommen wird, nur nimmt man den Sand etwas feiner da-
zu; will man aber die Fugen recht dauerhaft haben, so nimmt man
Ziegelmehl als Zusatz zum Sande und zwar etwa ein Drittel oder
die Hälfte.

Jn diesem Falle werden die Fugen nicht weiß, sondern hell-
roth
erscheinen.

Auch nimmt man zu einem sehr festen Fugenmörtel gewöhnli-
chen Kalk und mischt ihn anstatt des Sandes mit Steinkohlenmehl.

Jn diesem Falle werden die Fugen schwärzlich, welches den
Mauern das Ansehen von hohem Alter giebt.

Hat man an alten Gebäuden, Kirchen etc. Reparaturen vorzu-
nehmen, so sieht es nach deren Beendigung immer sehr schlecht aus,
wenn die weißen Mauerfugen und die frischen Mauersteine gegen die
alten Mauerfugen und Steine so gewaltig abstehen, wie eine Flicke
von neuem Tuche auf einem alten Rocke.

Um diesem Uebelstande zu begegnen, braucht man nur eine
Essigbeize von Eisen- und Kupferoxid zu machen und da-
mit die neuen Fugen und Steine zu bestreichen, worauf sie die Farbe
des alten Mauerwerks annehmen werden.

Sind die Steine aber nicht gut genug, um sie ohne Bewurf
der Witterung auszusetzen, so bedient man sich gewöhnlich zur Siche-
rung der Außenfläche eines gewöhnlichen Kalkmörtels, nur
mit dem Unterschiede, daß man den erforderlichen Sand dazu um so

ten des Mittelalters deutlich, daß bei gut gebrannten Mauerſteinen die
Gebäude ſich 4 bis 6 Jahrhunderte lang ohne Abputz gehalten haben.

Sind demnach die Steine gut, ſo braucht man keinen Abputz
bei Wohngebäuden anzubringen, welches überhaupt bei ſolchen Mauern
immer das Beſte iſt, da man alsdann des alljährlichen Reparirens
und Verſchmierens überhoben iſt.

Jn dieſem Falle werden die äußern Mauerflächen nur ausge-
fugt,
d. h. in die offen gelaſſenen Steinfugen wird ein feſter Mör-
tel ſo eingeſtrichen, daß die Fuge ſauber und klar (nicht überge-
ſchmiert) hervortritt. Um dieſe Schärfe der Kalkfuge zu erreichen,
bedient man ſich eines Eiſens, welches unten eine rechtwinklige Kante
hat, womit man die Fugen ausſtreicht. Manche machen die Fugen
nicht im Winkel einſpringend, wie wir eben erwähnten, ſondern
im Halbkreiſe vorſpringend, welches jedoch ſchlecht ausſieht, weil
es einen unreinen Umriß macht, indem die ſcharfen Kanten der Steine
dadurch verſteckt werden.

Gewöhnlich fugt man mit ſolchem Kalk, wie er zum Mauern
ſelbſt genommen wird, nur nimmt man den Sand etwas feiner da-
zu; will man aber die Fugen recht dauerhaft haben, ſo nimmt man
Ziegelmehl als Zuſatz zum Sande und zwar etwa ein Drittel oder
die Hälfte.

Jn dieſem Falle werden die Fugen nicht weiß, ſondern hell-
roth
erſcheinen.

Auch nimmt man zu einem ſehr feſten Fugenmörtel gewöhnli-
chen Kalk und miſcht ihn anſtatt des Sandes mit Steinkohlenmehl.

Jn dieſem Falle werden die Fugen ſchwärzlich, welches den
Mauern das Anſehen von hohem Alter giebt.

Hat man an alten Gebäuden, Kirchen ꝛc. Reparaturen vorzu-
nehmen, ſo ſieht es nach deren Beendigung immer ſehr ſchlecht aus,
wenn die weißen Mauerfugen und die friſchen Mauerſteine gegen die
alten Mauerfugen und Steine ſo gewaltig abſtehen, wie eine Flicke
von neuem Tuche auf einem alten Rocke.

Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, braucht man nur eine
Eſſigbeize von Eiſen- und Kupferoxid zu machen und da-
mit die neuen Fugen und Steine zu beſtreichen, worauf ſie die Farbe
des alten Mauerwerks annehmen werden.

Sind die Steine aber nicht gut genug, um ſie ohne Bewurf
der Witterung auszuſetzen, ſo bedient man ſich gewöhnlich zur Siche-
rung der Außenfläche eines gewöhnlichen Kalkmörtels, nur
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[302/0312] ten des Mittelalters deutlich, daß bei gut gebrannten Mauerſteinen die Gebäude ſich 4 bis 6 Jahrhunderte lang ohne Abputz gehalten haben. Sind demnach die Steine gut, ſo braucht man keinen Abputz bei Wohngebäuden anzubringen, welches überhaupt bei ſolchen Mauern immer das Beſte iſt, da man alsdann des alljährlichen Reparirens und Verſchmierens überhoben iſt. Jn dieſem Falle werden die äußern Mauerflächen nur ausge- fugt, d. h. in die offen gelaſſenen Steinfugen wird ein feſter Mör- tel ſo eingeſtrichen, daß die Fuge ſauber und klar (nicht überge- ſchmiert) hervortritt. Um dieſe Schärfe der Kalkfuge zu erreichen, bedient man ſich eines Eiſens, welches unten eine rechtwinklige Kante hat, womit man die Fugen ausſtreicht. Manche machen die Fugen nicht im Winkel einſpringend, wie wir eben erwähnten, ſondern im Halbkreiſe vorſpringend, welches jedoch ſchlecht ausſieht, weil es einen unreinen Umriß macht, indem die ſcharfen Kanten der Steine dadurch verſteckt werden. Gewöhnlich fugt man mit ſolchem Kalk, wie er zum Mauern ſelbſt genommen wird, nur nimmt man den Sand etwas feiner da- zu; will man aber die Fugen recht dauerhaft haben, ſo nimmt man Ziegelmehl als Zuſatz zum Sande und zwar etwa ein Drittel oder die Hälfte. Jn dieſem Falle werden die Fugen nicht weiß, ſondern hell- roth erſcheinen. Auch nimmt man zu einem ſehr feſten Fugenmörtel gewöhnli- chen Kalk und miſcht ihn anſtatt des Sandes mit Steinkohlenmehl. Jn dieſem Falle werden die Fugen ſchwärzlich, welches den Mauern das Anſehen von hohem Alter giebt. Hat man an alten Gebäuden, Kirchen ꝛc. Reparaturen vorzu- nehmen, ſo ſieht es nach deren Beendigung immer ſehr ſchlecht aus, wenn die weißen Mauerfugen und die friſchen Mauerſteine gegen die alten Mauerfugen und Steine ſo gewaltig abſtehen, wie eine Flicke von neuem Tuche auf einem alten Rocke. Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, braucht man nur eine Eſſigbeize von Eiſen- und Kupferoxid zu machen und da- mit die neuen Fugen und Steine zu beſtreichen, worauf ſie die Farbe des alten Mauerwerks annehmen werden. Sind die Steine aber nicht gut genug, um ſie ohne Bewurf der Witterung auszuſetzen, ſo bedient man ſich gewöhnlich zur Siche- rung der Außenfläche eines gewöhnlichen Kalkmörtels, nur mit dem Unterſchiede, daß man den erforderlichen Sand dazu um ſo

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/312>, abgerufen am 24.11.2024.