nichts, weil die Steinstückchen zermalmt werden. Die zersprungenen Gewölbe gaben vor der Verkeilung nur einen dumpfen, nach der Ver- keilung einen ganz lauten Widerhall, als Beweis daß sie ihre Spann- kraft wieder erhalten hatten. Taucht man die Eichenkeile vor ihrem Eintreiben in Steinkohlentheer oder Asphalt, so dauern sie noch länger.
Sind die Gewölbe jedoch in so schlechtem Zustande, daß ganze Stücken derselben oder wohl gar der Gurtbogen fehlen, so muß man diese möglichst durch neue Einwölbungen zu ergänzen suchen, oder wenn das nicht angeht, die Gewölbe ganz erneuern.
Werden Oeffnungen, als Thüren und Fenster erweitert, so muß man stets einen hohen Bogen darüber wölben, wenn auch der Sturz selbst scheitrecht, oder im flachen Bogen eingewölbt wird.
Am schwierigsten ist die Reparatur schadhafter Gurtbogen, wel- che zugleich eine obere Mauer tragen; selten wird bei einer bedeuten- den Schadhaftigkeit die gänzliche Erneuerung derselben umgangen wer- den können.
Sind Fundamente oder Mauern ausgewichen, so leisten eiserne Zuganker gute Dienste, besonders wenn sie in der Mitte Schrauben haben, welche im erforderlichen Falle nachgezogen werden können.
Die Gewölbe der Kirchen sind auch häufig durch hölzerne Zug- anker, an deren Enden eiserne Splinte befestigt waren, versichert worden, welches sehr gut angeht, da das Holz der Länge nach nicht zerreißt.
k) Ausbesserungen von Hausteinarbeiten werden in der Art vor- genommen, daß ganz kleine Löcher und Fugen mit Steinkitt ausge- schmiert werden, welches jedoch immer bei warmer trockner Witterung geschehen muß. Reicht das Auskitten nicht hin, so müssen andere Stücken eingesetzt werden. Sind die Stücken groß, so bedürfen sie außer der Einpassung keine Befestigung, kleinere aber müssen ver- dübelt und mit Blei oder Schwefel, wo Nässe zukommen kann aber nie mit Gyps vergossen werden. Bei äußern Treppenstufen bedient man sich der Verklammerung. Jnnere steinerne Stufen werden abge- arbeitet, und hölzerne Trittstufen aufgelegt, oder man kehrt sie um und bearbeitet ihre untere Fläche so, daß sie nach oben zu liegen kommt. Ausbesserungen an Steinarbeiten in und an den Mauern müssen mit größter Vorsicht vorgenommen werden, und muß man so wenig wie möglich große Steinblöcke aus den Mauern herausreißen wollen, weil dadurch dieselben durch die Erschütterung ungemein leiden. Ganz besondere Vorsicht ist bei dem Abbruch der Gewölbe von Hau-
nichts, weil die Steinſtückchen zermalmt werden. Die zerſprungenen Gewölbe gaben vor der Verkeilung nur einen dumpfen, nach der Ver- keilung einen ganz lauten Widerhall, als Beweis daß ſie ihre Spann- kraft wieder erhalten hatten. Taucht man die Eichenkeile vor ihrem Eintreiben in Steinkohlentheer oder Asphalt, ſo dauern ſie noch länger.
Sind die Gewölbe jedoch in ſo ſchlechtem Zuſtande, daß ganze Stücken derſelben oder wohl gar der Gurtbogen fehlen, ſo muß man dieſe möglichſt durch neue Einwölbungen zu ergänzen ſuchen, oder wenn das nicht angeht, die Gewölbe ganz erneuern.
Werden Oeffnungen, als Thüren und Fenſter erweitert, ſo muß man ſtets einen hohen Bogen darüber wölben, wenn auch der Sturz ſelbſt ſcheitrecht, oder im flachen Bogen eingewölbt wird.
Am ſchwierigſten iſt die Reparatur ſchadhafter Gurtbogen, wel- che zugleich eine obere Mauer tragen; ſelten wird bei einer bedeuten- den Schadhaftigkeit die gänzliche Erneuerung derſelben umgangen wer- den können.
Sind Fundamente oder Mauern ausgewichen, ſo leiſten eiſerne Zuganker gute Dienſte, beſonders wenn ſie in der Mitte Schrauben haben, welche im erforderlichen Falle nachgezogen werden können.
Die Gewölbe der Kirchen ſind auch häufig durch hölzerne Zug- anker, an deren Enden eiſerne Splinte befeſtigt waren, verſichert worden, welches ſehr gut angeht, da das Holz der Länge nach nicht zerreißt.
k) Ausbeſſerungen von Hauſteinarbeiten werden in der Art vor- genommen, daß ganz kleine Löcher und Fugen mit Steinkitt ausge- ſchmiert werden, welches jedoch immer bei warmer trockner Witterung geſchehen muß. Reicht das Auskitten nicht hin, ſo müſſen andere Stücken eingeſetzt werden. Sind die Stücken groß, ſo bedürfen ſie außer der Einpaſſung keine Befeſtigung, kleinere aber müſſen ver- dübelt und mit Blei oder Schwefel, wo Näſſe zukommen kann aber nie mit Gyps vergoſſen werden. Bei äußern Treppenſtufen bedient man ſich der Verklammerung. Jnnere ſteinerne Stufen werden abge- arbeitet, und hölzerne Trittſtufen aufgelegt, oder man kehrt ſie um und bearbeitet ihre untere Fläche ſo, daß ſie nach oben zu liegen kommt. Ausbeſſerungen an Steinarbeiten in und an den Mauern müſſen mit größter Vorſicht vorgenommen werden, und muß man ſo wenig wie möglich große Steinblöcke aus den Mauern herausreißen wollen, weil dadurch dieſelben durch die Erſchütterung ungemein leiden. Ganz beſondere Vorſicht iſt bei dem Abbruch der Gewölbe von Hau-
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nichts, weil die Steinſtückchen zermalmt werden. Die zerſprungenen
Gewölbe gaben vor der Verkeilung nur einen dumpfen, nach der Ver-
keilung einen ganz lauten Widerhall, als Beweis daß ſie ihre Spann-
kraft wieder erhalten hatten. Taucht man die Eichenkeile vor ihrem
Eintreiben in Steinkohlentheer oder Asphalt, ſo dauern ſie noch länger.
Sind die Gewölbe jedoch in ſo ſchlechtem Zuſtande, daß ganze
Stücken derſelben oder wohl gar der Gurtbogen fehlen, ſo muß man
dieſe möglichſt durch neue Einwölbungen zu ergänzen ſuchen, oder
wenn das nicht angeht, die Gewölbe ganz erneuern.
Werden Oeffnungen, als Thüren und Fenſter erweitert, ſo muß
man ſtets einen hohen Bogen darüber wölben, wenn auch der Sturz
ſelbſt ſcheitrecht, oder im flachen Bogen eingewölbt wird.
Am ſchwierigſten iſt die Reparatur ſchadhafter Gurtbogen, wel-
che zugleich eine obere Mauer tragen; ſelten wird bei einer bedeuten-
den Schadhaftigkeit die gänzliche Erneuerung derſelben umgangen wer-
den können.
Sind Fundamente oder Mauern ausgewichen, ſo leiſten eiſerne
Zuganker gute Dienſte, beſonders wenn ſie in der Mitte Schrauben
haben, welche im erforderlichen Falle nachgezogen werden können.
Die Gewölbe der Kirchen ſind auch häufig durch hölzerne Zug-
anker, an deren Enden eiſerne Splinte befeſtigt waren, verſichert
worden, welches ſehr gut angeht, da das Holz der Länge nach nicht
zerreißt.
k) Ausbeſſerungen von Hauſteinarbeiten werden in der Art vor-
genommen, daß ganz kleine Löcher und Fugen mit Steinkitt ausge-
ſchmiert werden, welches jedoch immer bei warmer trockner Witterung
geſchehen muß. Reicht das Auskitten nicht hin, ſo müſſen andere
Stücken eingeſetzt werden. Sind die Stücken groß, ſo bedürfen ſie
außer der Einpaſſung keine Befeſtigung, kleinere aber müſſen ver-
dübelt und mit Blei oder Schwefel, wo Näſſe zukommen kann aber
nie mit Gyps vergoſſen werden. Bei äußern Treppenſtufen bedient
man ſich der Verklammerung. Jnnere ſteinerne Stufen werden abge-
arbeitet, und hölzerne Trittſtufen aufgelegt, oder man kehrt ſie um
und bearbeitet ihre untere Fläche ſo, daß ſie nach oben zu liegen
kommt. Ausbeſſerungen an Steinarbeiten in und an den Mauern
müſſen mit größter Vorſicht vorgenommen werden, und muß man ſo
wenig wie möglich große Steinblöcke aus den Mauern herausreißen
wollen, weil dadurch dieſelben durch die Erſchütterung ungemein leiden.
Ganz beſondere Vorſicht iſt bei dem Abbruch der Gewölbe von Hau-
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/356>, abgerufen am 26.06.2024.
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