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Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

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det und häuft Lehr-Gebäude, die kein Ver-
dienst als von einer Geheimnus vollen Ab-
stracktion haben, und entfernt unmerklich von
der Wahrheit, so daß man auf dem Punkt
steht, sie aus dem Gesicht zu verliehren, ja
Unwissenheit und Aberglauben an ihre Stelle
zu setzen.

An diesen so entstellten menschlichen Kännt-
nissen, sieht man keine Spuhr mehr von der
Wahrheit, die sie im Anfang so vorzüglich aus-
zeichnete.

Oefters bemühte sich die Weltweisheit sich
von Jrrthümmern und Vorurtheilen loszureis-
sen. Da sie aber diese Gebäude allzuhitzig
zerstöhrte, bedeckte sie die Trümmer mit Ver-
achtung, ohne einen aufmerksamen Blick, auf
die unter ihnen verborgene Kostbarkeiten zu
werfen.

Wir sehen, daß sich, einerley Meynungen,
bey verschiedenen Völkern, unter einer so un-
vortheilhafften, dem menschlichen Verstand so
wenig Ehre bringenden Gestalt erhalten haben,
daß es gar nicht wahrscheinlich ist, daß sie im
Anfang so aussahen.

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det und haͤuft Lehr-Gebaͤude, die kein Ver-
dienſt als von einer Geheimnus vollen Ab-
ſtracktion haben, und entfernt unmerklich von
der Wahrheit, ſo daß man auf dem Punkt
ſteht, ſie aus dem Geſicht zu verliehren, ja
Unwiſſenheit und Aberglauben an ihre Stelle
zu ſetzen.

An dieſen ſo entſtellten menſchlichen Kaͤnnt-
niſſen, ſieht man keine Spuhr mehr von der
Wahrheit, die ſie im Anfang ſo vorzuͤglich aus-
zeichnete.

Oefters bemuͤhte ſich die Weltweisheit ſich
von Jrrthuͤmmern und Vorurtheilen loszureiſ-
ſen. Da ſie aber dieſe Gebaͤude allzuhitzig
zerſtoͤhrte, bedeckte ſie die Truͤmmer mit Ver-
achtung, ohne einen aufmerkſamen Blick, auf
die unter ihnen verborgene Koſtbarkeiten zu
werfen.

Wir ſehen, daß ſich, einerley Meynungen,
bey verſchiedenen Voͤlkern, unter einer ſo un-
vortheilhafften, dem menſchlichen Verſtand ſo
wenig Ehre bringenden Geſtalt erhalten haben,
daß es gar nicht wahrſcheinlich iſt, daß ſie im
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[7/0011] det und haͤuft Lehr-Gebaͤude, die kein Ver- dienſt als von einer Geheimnus vollen Ab- ſtracktion haben, und entfernt unmerklich von der Wahrheit, ſo daß man auf dem Punkt ſteht, ſie aus dem Geſicht zu verliehren, ja Unwiſſenheit und Aberglauben an ihre Stelle zu ſetzen. An dieſen ſo entſtellten menſchlichen Kaͤnnt- niſſen, ſieht man keine Spuhr mehr von der Wahrheit, die ſie im Anfang ſo vorzuͤglich aus- zeichnete. Oefters bemuͤhte ſich die Weltweisheit ſich von Jrrthuͤmmern und Vorurtheilen loszureiſ- ſen. Da ſie aber dieſe Gebaͤude allzuhitzig zerſtoͤhrte, bedeckte ſie die Truͤmmer mit Ver- achtung, ohne einen aufmerkſamen Blick, auf die unter ihnen verborgene Koſtbarkeiten zu werfen. Wir ſehen, daß ſich, einerley Meynungen, bey verſchiedenen Voͤlkern, unter einer ſo un- vortheilhafften, dem menſchlichen Verſtand ſo wenig Ehre bringenden Geſtalt erhalten haben, daß es gar nicht wahrſcheinlich iſt, daß ſie im Anfang ſo ausſahen. A 4

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Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/11>, abgerufen am 21.11.2024.