Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

che Jhnen nicht den geringsten Zweiffel über das
Daseyn des thierischen Magnetismus, und
den Nutzen meiner Theorie übrig liessen, auch
den Jrrthum, worein sie meine Gegner schon
verleitet hatten, völlig zerstreuten.

Ein gewisser ehrlicher, aber allzueifriger Geist-
licher, brachte, in den Jahren 1774 und 1775 in dem
Regensburger Kirchsprengel, bey mehreren Kran-
ken die an den Nerven litten, Wirkungen hervor,
welche in den Augen der uneingenommensten
aufgeklärtesten Personen dieser Gegend überna-
türlich schienen. Sein Ruf verbreitete sich biß
nach Wien, und da war man in zwo Parthien
getheilt. Die eine gab alles für Betrügereyen
und Blendungen aus, die andere für Wunder
der göttlichen Allmacht. Beyde irrten und mich
lehrte, von der Zeit an, meine Erfahrung, daß
dieser Mann nichts als blosses Werkzeug der Na-
tur war. Sein Stand und ein glückliches Un-
gefähr, vereinigten in ihm gewisse natürliche
Verbindungen, daß Er die periodische Zufälle
dieser Krankheiten erwecken konnte, ohne die wir-
kende Ursache zu kennen. Man sahe das Auf-
hören der Anfälle als vollendete wirkliche Curen
an, und die Zeit allein konnte dem Publicum
seinen Jrrthum benehmen.

che Jhnen nicht den geringſten Zweiffel uͤber das
Daſeyn des thieriſchen Magnetismus, und
den Nutzen meiner Theorie uͤbrig lieſſen, auch
den Jrrthum, worein ſie meine Gegner ſchon
verleitet hatten, voͤllig zerſtreuten.

Ein gewiſſer ehrlicher, aber allzueifriger Geiſt-
licher, brachte, in den Jahren 1774 und 1775 in dem
Regensburger Kirchſprengel, bey mehreren Kran-
ken die an den Nerven litten, Wirkungen hervor,
welche in den Augen der uneingenommenſten
aufgeklaͤrteſten Perſonen dieſer Gegend uͤberna-
tuͤrlich ſchienen. Sein Ruf verbreitete ſich biß
nach Wien, und da war man in zwo Parthien
getheilt. Die eine gab alles fuͤr Betruͤgereyen
und Blendungen aus, die andere fuͤr Wunder
der goͤttlichen Allmacht. Beyde irrten und mich
lehrte, von der Zeit an, meine Erfahrung, daß
dieſer Mann nichts als bloſſes Werkzeug der Na-
tur war. Sein Stand und ein gluͤckliches Un-
gefaͤhr, vereinigten in ihm gewiſſe natuͤrliche
Verbindungen, daß Er die periodiſche Zufaͤlle
dieſer Krankheiten erwecken konnte, ohne die wir-
kende Urſache zu kennen. Man ſahe das Auf-
hoͤren der Anfaͤlle als vollendete wirkliche Curen
an, und die Zeit allein konnte dem Publicum
ſeinen Jrrthum benehmen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0035" n="31"/>
che Jhnen nicht den gering&#x017F;ten Zweiffel u&#x0364;ber das<lb/>
Da&#x017F;eyn des <hi rendition="#fr">thieri&#x017F;chen Magnetismus</hi>, und<lb/>
den Nutzen meiner Theorie u&#x0364;brig <choice><sic>lie&#x017F;&#x017F;&#xFFFC;n</sic><corr>lie&#x017F;&#x017F;en</corr></choice>, auch<lb/>
den Jrrthum, worein &#x017F;ie meine Gegner &#x017F;chon<lb/>
verleitet hatten, vo&#x0364;llig zer&#x017F;treuten.</p><lb/>
        <p>Ein gewi&#x017F;&#x017F;er ehrlicher, aber allzueifriger Gei&#x017F;t-<lb/>
licher, brachte, in den Jahren 1774 und 1775 in dem<lb/>
Regensburger Kirch&#x017F;prengel, bey mehreren Kran-<lb/>
ken die an den Nerven litten, Wirkungen hervor,<lb/>
welche in den Augen der uneingenommen&#x017F;ten<lb/>
aufgekla&#x0364;rte&#x017F;ten Per&#x017F;onen die&#x017F;er Gegend u&#x0364;berna-<lb/>
tu&#x0364;rlich &#x017F;chienen. Sein Ruf verbreitete &#x017F;ich biß<lb/>
nach Wien, und da war man in zwo Parthien<lb/>
getheilt. Die eine gab alles fu&#x0364;r Betru&#x0364;gereyen<lb/>
und Blendungen aus, die andere fu&#x0364;r Wunder<lb/>
der go&#x0364;ttlichen Allmacht. Beyde irrten und mich<lb/>
lehrte, von der Zeit an, meine Erfahrung, daß<lb/>
die&#x017F;er Mann nichts als blo&#x017F;&#x017F;es Werkzeug der Na-<lb/>
tur war. Sein Stand und ein glu&#x0364;ckliches Un-<lb/>
gefa&#x0364;hr, vereinigten in ihm gewi&#x017F;&#x017F;e natu&#x0364;rliche<lb/>
Verbindungen, daß Er die periodi&#x017F;che Zufa&#x0364;lle<lb/>
die&#x017F;er Krankheiten erwecken konnte, ohne die wir-<lb/>
kende Ur&#x017F;ache zu kennen. Man &#x017F;ahe das Auf-<lb/>
ho&#x0364;ren der Anfa&#x0364;lle als vollendete wirkliche Curen<lb/>
an, und die Zeit allein konnte dem Publicum<lb/>
&#x017F;einen Jrrthum benehmen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0035] che Jhnen nicht den geringſten Zweiffel uͤber das Daſeyn des thieriſchen Magnetismus, und den Nutzen meiner Theorie uͤbrig lieſſen, auch den Jrrthum, worein ſie meine Gegner ſchon verleitet hatten, voͤllig zerſtreuten. Ein gewiſſer ehrlicher, aber allzueifriger Geiſt- licher, brachte, in den Jahren 1774 und 1775 in dem Regensburger Kirchſprengel, bey mehreren Kran- ken die an den Nerven litten, Wirkungen hervor, welche in den Augen der uneingenommenſten aufgeklaͤrteſten Perſonen dieſer Gegend uͤberna- tuͤrlich ſchienen. Sein Ruf verbreitete ſich biß nach Wien, und da war man in zwo Parthien getheilt. Die eine gab alles fuͤr Betruͤgereyen und Blendungen aus, die andere fuͤr Wunder der goͤttlichen Allmacht. Beyde irrten und mich lehrte, von der Zeit an, meine Erfahrung, daß dieſer Mann nichts als bloſſes Werkzeug der Na- tur war. Sein Stand und ein gluͤckliches Un- gefaͤhr, vereinigten in ihm gewiſſe natuͤrliche Verbindungen, daß Er die periodiſche Zufaͤlle dieſer Krankheiten erwecken konnte, ohne die wir- kende Urſache zu kennen. Man ſahe das Auf- hoͤren der Anfaͤlle als vollendete wirkliche Curen an, und die Zeit allein konnte dem Publicum ſeinen Jrrthum benehmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

lebendige-ethik.net: Bereitstellung der Texttranskription von lebendige-ethik.net. (2013-01-16T10:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-16T10:54:31Z)
Frederike Neuber, Susanne Wind, Matthias Boenig, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2016-12-07T10:54:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/35
Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/35>, abgerufen am 03.12.2024.