Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.Schon viele Jahre lang roch die Kranke nichts, Alle diese nach und nach erfolgte Wirkungen Schon viele Jahre lang roch die Kranke nichts, Alle dieſe nach und nach erfolgte Wirkungen <TEI> <text> <back> <div type="appendix"> <pb facs="#f0065" n="61"/> <p>Schon viele Jahre lang roch die Kranke nichts,<lb/> es ſonderte ſich auch kein Rotz durch die Naſe ab.<lb/> Aber waͤhrend der Cur ſchwoll das Jnnre der<lb/> Naſe und die benachbarte Theile, ja es floß in-<lb/> nerhalb 8 Tagen, eine Menge gruͤnen zaͤhen<lb/> Schleims heraus. Zur nemlichen Zeit ſtellte<lb/> ſich ein auſſerordentlich ſtarker Durchlauf ein,<lb/> die Schmerzen der Augen nahmen zu, und ſie<lb/> klagte uͤber Schwindel. Herr Meſmer ſchrieb<lb/> diß den Eindruͤcken des Lichts zu, und nahm<lb/> von dieſer Zeit die Kranke in ſein Haus, um<lb/> die nothwendige Maasregeln aufs ſicherſte neh-<lb/> men zu koͤnnen. Jhre Augen wurden ſo em-<lb/> pfindlich, daß er, ohngeachtet ſie mit einem<lb/> dreyfachen Tuch verbunden waren, ſich doch ge-<lb/> noͤthiget ſahe, ſie in einem finſtern Zimmer<lb/> wohnen zu laſſen, und diß um ſo mehr, da der<lb/> geringſte Eindruck des Lichts, auf alle Theile<lb/> ihres Koͤrpers, eine ſo heftige Wirkung aͤuſſerte,<lb/> daß ſie davon niederſtuͤrzte. Der Schmerz in<lb/> den Augen aͤnderte allmaͤhlig ſeine Beſchaffen-<lb/> heit. Anfaͤnglich war er allgemein und hoͤchſt-<lb/> empfindlich, hierauf ein bloſſes lebhaftes Zucken,<lb/> und endlich war es ihr bloß, als wenn man mit<lb/> einem Pinſel ſanft uͤber das Aug wegfuͤhre.</p><lb/> <p>Alle dieſe nach und nach erfolgte Wirkungen<lb/> lieſſen Herrn Meſmer vermuthen, ſeine Cur duͤrfte<lb/> weit genug vorgeruͤckt ſeyn, um der Kranken die<lb/> erſten Begriffe vom Licht und deſſen Veraͤnderun-<lb/> gen geben zu koͤnnen. Er nahm die Binde von<lb/> ihren Augen, ließ ſie in dem zimlich dunkeln<lb/> Zimmer, ſagte ihr aber zugleich: Sie moͤchte<lb/> auf die Empfindungen ihrer Augen aufmerkſam<lb/> ſeyn, und legte ihr bald weiſe, bald ſchwarze<lb/> Gegenſtaͤnde vor. Die erſten, machten, nach </p> </div> </back> </text> </TEI> [61/0065]
Schon viele Jahre lang roch die Kranke nichts,
es ſonderte ſich auch kein Rotz durch die Naſe ab.
Aber waͤhrend der Cur ſchwoll das Jnnre der
Naſe und die benachbarte Theile, ja es floß in-
nerhalb 8 Tagen, eine Menge gruͤnen zaͤhen
Schleims heraus. Zur nemlichen Zeit ſtellte
ſich ein auſſerordentlich ſtarker Durchlauf ein,
die Schmerzen der Augen nahmen zu, und ſie
klagte uͤber Schwindel. Herr Meſmer ſchrieb
diß den Eindruͤcken des Lichts zu, und nahm
von dieſer Zeit die Kranke in ſein Haus, um
die nothwendige Maasregeln aufs ſicherſte neh-
men zu koͤnnen. Jhre Augen wurden ſo em-
pfindlich, daß er, ohngeachtet ſie mit einem
dreyfachen Tuch verbunden waren, ſich doch ge-
noͤthiget ſahe, ſie in einem finſtern Zimmer
wohnen zu laſſen, und diß um ſo mehr, da der
geringſte Eindruck des Lichts, auf alle Theile
ihres Koͤrpers, eine ſo heftige Wirkung aͤuſſerte,
daß ſie davon niederſtuͤrzte. Der Schmerz in
den Augen aͤnderte allmaͤhlig ſeine Beſchaffen-
heit. Anfaͤnglich war er allgemein und hoͤchſt-
empfindlich, hierauf ein bloſſes lebhaftes Zucken,
und endlich war es ihr bloß, als wenn man mit
einem Pinſel ſanft uͤber das Aug wegfuͤhre.
Alle dieſe nach und nach erfolgte Wirkungen
lieſſen Herrn Meſmer vermuthen, ſeine Cur duͤrfte
weit genug vorgeruͤckt ſeyn, um der Kranken die
erſten Begriffe vom Licht und deſſen Veraͤnderun-
gen geben zu koͤnnen. Er nahm die Binde von
ihren Augen, ließ ſie in dem zimlich dunkeln
Zimmer, ſagte ihr aber zugleich: Sie moͤchte
auf die Empfindungen ihrer Augen aufmerkſam
ſeyn, und legte ihr bald weiſe, bald ſchwarze
Gegenſtaͤnde vor. Die erſten, machten, nach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … lebendige-ethik.net: Bereitstellung der Texttranskription von lebendige-ethik.net.
(2013-01-16T10:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-16T10:54:31Z)
Frederike Neuber, Susanne Wind, Matthias Boenig, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2016-12-07T10:54:31Z)
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |