Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Die Felswand. Gigantisch, wildzerissen steigt die Felswand. Das Auge schrickt zurück. Dann irrt es unstät Daran herum. Bang sucht es wo es hafte. Dort! Ueber einem Abgrund schwebt ein Brücklein Wie Spinnweb. Höher um die scharfe Kante Sind Stapfen eingehaun, ein Bruchstück Weges! Fast oben ragt ein Thor mit blauer Füllung: Dort klimmt der Weg empor zu Licht und Höhe! Nicht ruht das Aug, bis ihn es aufgefunden: Den ganzen Weg entlang die ganze Felswand. Feindselig blickte sie. Nun blickt sie gastlich, Geeinigt im Zusammenhang des Pfades! Die Felswand. Gigantiſch, wildzeriſſen ſteigt die Felswand. Das Auge ſchrickt zurück. Dann irrt es unſtät Daran herum. Bang ſucht es wo es hafte. Dort! Ueber einem Abgrund ſchwebt ein Brücklein Wie Spinnweb. Höher um die ſcharfe Kante Sind Stapfen eingehaun, ein Bruchſtück Weges! Faſt oben ragt ein Thor mit blauer Füllung: Dort klimmt der Weg empor zu Licht und Höhe! Nicht ruht das Aug, bis ihn es aufgefunden: Den ganzen Weg entlang die ganze Felswand. Feindſelig blickte ſie. Nun blickt ſie gaſtlich, Geeinigt im Zuſammenhang des Pfades! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" n="86"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Felswand.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Gigantiſch, wildzeriſſen ſteigt die Felswand.</l><lb/> <l>Das Auge ſchrickt zurück. Dann irrt es unſtät</l><lb/> <l>Daran herum. Bang ſucht es wo es hafte.</l><lb/> <l>Dort! Ueber einem Abgrund ſchwebt ein Brücklein</l><lb/> <l>Wie Spinnweb. Höher um die ſcharfe Kante</l><lb/> <l>Sind Stapfen eingehaun, ein Bruchſtück Weges!</l><lb/> <l>Faſt oben ragt ein Thor mit blauer Füllung:</l><lb/> <l>Dort klimmt der Weg empor zu Licht und Höhe!</l><lb/> <l>Nicht ruht das Aug, bis ihn es aufgefunden:</l><lb/> <l>Den ganzen Weg entlang die ganze Felswand.</l><lb/> <l>Feindſelig blickte ſie. Nun blickt ſie gaſtlich,</l><lb/> <l>Geeinigt im Zuſammenhang des Pfades!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0100]
Die Felswand.
Gigantiſch, wildzeriſſen ſteigt die Felswand.
Das Auge ſchrickt zurück. Dann irrt es unſtät
Daran herum. Bang ſucht es wo es hafte.
Dort! Ueber einem Abgrund ſchwebt ein Brücklein
Wie Spinnweb. Höher um die ſcharfe Kante
Sind Stapfen eingehaun, ein Bruchſtück Weges!
Faſt oben ragt ein Thor mit blauer Füllung:
Dort klimmt der Weg empor zu Licht und Höhe!
Nicht ruht das Aug, bis ihn es aufgefunden:
Den ganzen Weg entlang die ganze Felswand.
Feindſelig blickte ſie. Nun blickt ſie gaſtlich,
Geeinigt im Zuſammenhang des Pfades!
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/100>, abgerufen am 16.07.2024. |