Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Klomm ich auf zum sel'gen Gipfel, Müde kehrt' ich heim ins Berghaus Um die Zeit der ersten Lichter. Vor der Pforte stand ein Häuflein, In der Mitte Musikanten, Rechts die Bursche, links die Mädchen, Doch kein Scherzwort flog herüber Und hinüber flog kein Trutzwort. Lässig mit gekreuzten Armen Standen sie geschieden, feindlich Sich mit dunkeln Blicken messend. Und ich stieg in meine Kammer,
Legte mich getrost zur Ruhe. Bald erklang Musik piano, Allgemach begann der Hengert, Sachte schritt er, schläfrig schleift' er, Wie Geschlurfe von Pantoffeln. Heimlich spottet' ich der trägen Füße, der bequemen Herzen Im Gebirge der Grisonen Und versank in süßen Schlummer .... Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel, Müde kehrt' ich heim ins Berghaus Um die Zeit der erſten Lichter. Vor der Pforte ſtand ein Häuflein, In der Mitte Muſikanten, Rechts die Burſche, links die Mädchen, Doch kein Scherzwort flog herüber Und hinüber flog kein Trutzwort. Läſſig mit gekreuzten Armen Standen ſie geſchieden, feindlich Sich mit dunkeln Blicken meſſend. Und ich ſtieg in meine Kammer,
Legte mich getroſt zur Ruhe. Bald erklang Muſik piano, Allgemach begann der Hengert, Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er, Wie Geſchlurfe von Pantoffeln. Heimlich ſpottet' ich der trägen Füße, der bequemen Herzen Im Gebirge der Griſonen Und verſank in ſüßen Schlummer .... <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0104" n="90"/> <l>Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel,</l><lb/> <l>Den mit leichtem Kuß berühren</l><lb/> <l>Heimatloſe Wanderwolken.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Müde kehrt' ich heim ins Berghaus</l><lb/> <l>Um die Zeit der erſten Lichter.</l><lb/> <l>Vor der Pforte ſtand ein Häuflein,</l><lb/> <l>In der Mitte Muſikanten,</l><lb/> <l>Rechts die Burſche, links die Mädchen,</l><lb/> <l>Doch kein Scherzwort flog herüber</l><lb/> <l>Und hinüber flog kein Trutzwort.</l><lb/> <l>Läſſig mit gekreuzten Armen</l><lb/> <l>Standen ſie geſchieden, feindlich</l><lb/> <l>Sich mit dunkeln Blicken meſſend.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und ich ſtieg in meine Kammer,</l><lb/> <l>Legte mich getroſt zur Ruhe.</l><lb/> <l>Bald erklang Muſik piano,</l><lb/> <l>Allgemach begann der Hengert,</l><lb/> <l>Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er,</l><lb/> <l>Wie Geſchlurfe von Pantoffeln.</l><lb/> <l>Heimlich ſpottet' ich der trägen</l><lb/> <l>Füße, der bequemen Herzen</l><lb/> <l>Im Gebirge der Griſonen</l><lb/> <l>Und verſank in ſüßen Schlummer ....</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0104]
Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel,
Den mit leichtem Kuß berühren
Heimatloſe Wanderwolken.
Müde kehrt' ich heim ins Berghaus
Um die Zeit der erſten Lichter.
Vor der Pforte ſtand ein Häuflein,
In der Mitte Muſikanten,
Rechts die Burſche, links die Mädchen,
Doch kein Scherzwort flog herüber
Und hinüber flog kein Trutzwort.
Läſſig mit gekreuzten Armen
Standen ſie geſchieden, feindlich
Sich mit dunkeln Blicken meſſend.
Und ich ſtieg in meine Kammer,
Legte mich getroſt zur Ruhe.
Bald erklang Muſik piano,
Allgemach begann der Hengert,
Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er,
Wie Geſchlurfe von Pantoffeln.
Heimlich ſpottet' ich der trägen
Füße, der bequemen Herzen
Im Gebirge der Griſonen
Und verſank in ſüßen Schlummer ....
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