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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Hesperos.
Ueber schwarzem Tannenhange
Schimmerst mir zum Abendgange,
Eine Liebe fühl' ich neigen
Sich in deinem Niedersteigen,
Unbemerkt bist du gekommen,
Aus der blassen Luft entglommen --
So mit ungehörten Tritten
Durch die Dämm'rung hergeglitten
Kam die Mutter, die mir legte
Auf die Schulter die bewegte
Hand, daß ich ihr nicht verhehle,
Was ich leide, was mich quäle,
Und warum ich ohne Klage
Mich verzehre, mich zernage.
Und ich schwieg und unter Zähren
Ließ sie meinen Trotz gewähren.
Hat sie Wohnung jetzt, die Milde,
Dort in deinem Lichtgefilde?
Deiner Strahlen saug' ich jeden,
Durch das Dunkel hör' ich reden,
(Und mir ist als ob die kühle
Hand ich auf der Schulter fühle)
Reden nicht von Seligkeiten,
Nur Erinn'rung alter Zeiten --
Jetzt versteht sie ohne Kunde
Hesperos.
Ueber ſchwarzem Tannenhange
Schimmerſt mir zum Abendgange,
Eine Liebe fühl' ich neigen
Sich in deinem Niederſteigen,
Unbemerkt biſt du gekommen,
Aus der blaſſen Luft entglommen —
So mit ungehörten Tritten
Durch die Dämm'rung hergeglitten
Kam die Mutter, die mir legte
Auf die Schulter die bewegte
Hand, daß ich ihr nicht verhehle,
Was ich leide, was mich quäle,
Und warum ich ohne Klage
Mich verzehre, mich zernage.
Und ich ſchwieg und unter Zähren
Ließ ſie meinen Trotz gewähren.
Hat ſie Wohnung jetzt, die Milde,
Dort in deinem Lichtgefilde?
Deiner Strahlen ſaug' ich jeden,
Durch das Dunkel hör' ich reden,
(Und mir iſt als ob die kühle
Hand ich auf der Schulter fühle)
Reden nicht von Seligkeiten,
Nur Erinn'rung alter Zeiten —
Jetzt verſteht ſie ohne Kunde
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[151/0165] Hesperos. Ueber ſchwarzem Tannenhange Schimmerſt mir zum Abendgange, Eine Liebe fühl' ich neigen Sich in deinem Niederſteigen, Unbemerkt biſt du gekommen, Aus der blaſſen Luft entglommen — So mit ungehörten Tritten Durch die Dämm'rung hergeglitten Kam die Mutter, die mir legte Auf die Schulter die bewegte Hand, daß ich ihr nicht verhehle, Was ich leide, was mich quäle, Und warum ich ohne Klage Mich verzehre, mich zernage. Und ich ſchwieg und unter Zähren Ließ ſie meinen Trotz gewähren. Hat ſie Wohnung jetzt, die Milde, Dort in deinem Lichtgefilde? Deiner Strahlen ſaug' ich jeden, Durch das Dunkel hör' ich reden, (Und mir iſt als ob die kühle Hand ich auf der Schulter fühle) Reden nicht von Seligkeiten, Nur Erinn'rung alter Zeiten — Jetzt verſteht ſie ohne Kunde

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/165>, abgerufen am 25.11.2024.