Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Doch hartes Bedenken! Da gab's keine Schenken Für durstige Gaumen und siedendes Blut. Herr Ludwig ruft munter: "Bald geht es bergunter!" Und reißt an dem Seil in der sengenden Glut. Wie kicherte Flore, Wie höhnte Aurore, Erblickten hemdärmlich den Ritter sie hier! Mit keuchender Lunge, Mit lechzender Zunge, Den zierlichen Helden an Fest und Turnier! Noch einmal geschoben Und jetzt sind sie oben! Sie rasten, auf glühende Felsen gestreckt, Und sehen mit Weiden Und goldnen Getreiden Die fette lombardische Fläche bedeckt. Der Liebling der Frauen Nahm, sich zu beschauen, In Züchten sein silbernes Spieglein hervor, Besah in der Wildniß Sein schreckliches Bildniß Und fluchte: "Potz Blitz! Ich bin Ludwig der Mohr!" Doch hartes Bedenken! Da gab's keine Schenken Für durſtige Gaumen und ſiedendes Blut. Herr Ludwig ruft munter: „Bald geht es bergunter!“ Und reißt an dem Seil in der ſengenden Glut. Wie kicherte Flore, Wie höhnte Aurore, Erblickten hemdärmlich den Ritter ſie hier! Mit keuchender Lunge, Mit lechzender Zunge, Den zierlichen Helden an Feſt und Turnier! Noch einmal geſchoben Und jetzt ſind ſie oben! Sie raſten, auf glühende Felſen geſtreckt, Und ſehen mit Weiden Und goldnen Getreiden Die fette lombardiſche Fläche bedeckt. Der Liebling der Frauen Nahm, ſich zu beſchauen, In Züchten ſein ſilbernes Spieglein hervor, Beſah in der Wildniß Sein ſchreckliches Bildniß Und fluchte: „Potz Blitz! Ich bin Ludwig der Mohr!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0304" n="290"/> <lg n="9"> <l>Doch hartes Bedenken!</l><lb/> <l>Da gab's keine Schenken</l><lb/> <l>Für durſtige Gaumen und ſiedendes Blut.</l><lb/> <l>Herr Ludwig ruft munter:</l><lb/> <l>„Bald geht es bergunter!“</l><lb/> <l>Und reißt an dem Seil in der ſengenden Glut.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Wie kicherte Flore,</l><lb/> <l>Wie höhnte Aurore,</l><lb/> <l>Erblickten hemdärmlich den Ritter ſie hier!</l><lb/> <l>Mit keuchender Lunge,</l><lb/> <l>Mit lechzender Zunge,</l><lb/> <l>Den zierlichen Helden an Feſt und Turnier!</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Noch einmal geſchoben</l><lb/> <l>Und jetzt ſind ſie oben!</l><lb/> <l>Sie raſten, auf glühende Felſen geſtreckt,</l><lb/> <l>Und ſehen mit Weiden</l><lb/> <l>Und goldnen Getreiden</l><lb/> <l>Die fette lombardiſche Fläche bedeckt.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Der Liebling der Frauen</l><lb/> <l>Nahm, ſich zu beſchauen,</l><lb/> <l>In Züchten ſein ſilbernes Spieglein hervor,</l><lb/> <l>Beſah in der Wildniß</l><lb/> <l>Sein ſchreckliches Bildniß</l><lb/> <l>Und fluchte: „Potz Blitz! Ich bin Ludwig der Mohr!“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0304]
Doch hartes Bedenken!
Da gab's keine Schenken
Für durſtige Gaumen und ſiedendes Blut.
Herr Ludwig ruft munter:
„Bald geht es bergunter!“
Und reißt an dem Seil in der ſengenden Glut.
Wie kicherte Flore,
Wie höhnte Aurore,
Erblickten hemdärmlich den Ritter ſie hier!
Mit keuchender Lunge,
Mit lechzender Zunge,
Den zierlichen Helden an Feſt und Turnier!
Noch einmal geſchoben
Und jetzt ſind ſie oben!
Sie raſten, auf glühende Felſen geſtreckt,
Und ſehen mit Weiden
Und goldnen Getreiden
Die fette lombardiſche Fläche bedeckt.
Der Liebling der Frauen
Nahm, ſich zu beſchauen,
In Züchten ſein ſilbernes Spieglein hervor,
Beſah in der Wildniß
Sein ſchreckliches Bildniß
Und fluchte: „Potz Blitz! Ich bin Ludwig der Mohr!“
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