Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Und die sich nähern in weißem Gestöber, Das sind die Giebel und Thore von Newport, Drüber das Wappen der Stadt: eine Rose! Nirgend ein Jubel und nirgend ein Wimpel, Polternde Hämmer und kreischende Feilen -- Und ein von eisernen Fäusten gepresstes, Aechzendes Herz in dem Busen des Stuart ... Unter den frierenden Linden des Marktes Bettelt ein Kind mit verschatteten Augen, Bietet dem König ein dorrendes Röschen: "Seliges Gestern und Morgen und Heute, Herr, Dir die Rose von Newport bedeute!" Karl, der die Züge des Kindes betrachtet, Schmal und gespenstig im Spiegel des Elends Sieht er das eigene Antlitz und schaudert. Morgen erzählen die Linden das Märchen Von dem enthaupteten König in England. Und die ſich nähern in weißem Geſtöber, Das ſind die Giebel und Thore von Newport, Drüber das Wappen der Stadt: eine Roſe! Nirgend ein Jubel und nirgend ein Wimpel, Polternde Hämmer und kreiſchende Feilen — Und ein von eiſernen Fäuſten gepreſſtes, Aechzendes Herz in dem Buſen des Stuart ... Unter den frierenden Linden des Marktes Bettelt ein Kind mit verſchatteten Augen, Bietet dem König ein dorrendes Röschen: „Seliges Geſtern und Morgen und Heute, Herr, Dir die Roſe von Newport bedeute!“ Karl, der die Züge des Kindes betrachtet, Schmal und geſpenſtig im Spiegel des Elends Sieht er das eigene Antlitz und ſchaudert. Morgen erzählen die Linden das Märchen Von dem enthaupteten König in England. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0344" n="330"/> <lg n="4"> <l>Und die ſich nähern in weißem Geſtöber,</l><lb/> <l>Das ſind die Giebel und Thore von Newport,</l><lb/> <l>Drüber das Wappen der Stadt: eine Roſe!</l><lb/> <l>Nirgend ein Jubel und nirgend ein Wimpel,</l><lb/> <l>Polternde Hämmer und kreiſchende Feilen —</l><lb/> <l>Und ein von eiſernen Fäuſten gepreſſtes,</l><lb/> <l>Aechzendes Herz in dem Buſen des Stuart ...</l><lb/> <l>Unter den frierenden Linden des Marktes</l><lb/> <l>Bettelt ein Kind mit verſchatteten Augen,</l><lb/> <l>Bietet dem König ein dorrendes Röschen:</l><lb/> <l>„Seliges Geſtern und Morgen und Heute,</l><lb/> <l>Herr, Dir die Roſe von Newport bedeute!“</l><lb/> <l>Karl, der die Züge des Kindes betrachtet,</l><lb/> <l>Schmal und geſpenſtig im Spiegel des Elends</l><lb/> <l>Sieht er das eigene Antlitz und ſchaudert.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Morgen erzählen die Linden das Märchen</l><lb/> <l>Von dem enthaupteten König in England.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [330/0344]
Und die ſich nähern in weißem Geſtöber,
Das ſind die Giebel und Thore von Newport,
Drüber das Wappen der Stadt: eine Roſe!
Nirgend ein Jubel und nirgend ein Wimpel,
Polternde Hämmer und kreiſchende Feilen —
Und ein von eiſernen Fäuſten gepreſſtes,
Aechzendes Herz in dem Buſen des Stuart ...
Unter den frierenden Linden des Marktes
Bettelt ein Kind mit verſchatteten Augen,
Bietet dem König ein dorrendes Röschen:
„Seliges Geſtern und Morgen und Heute,
Herr, Dir die Roſe von Newport bedeute!“
Karl, der die Züge des Kindes betrachtet,
Schmal und geſpenſtig im Spiegel des Elends
Sieht er das eigene Antlitz und ſchaudert.
Morgen erzählen die Linden das Märchen
Von dem enthaupteten König in England.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |