Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Vertreibt den Kauz vom Nest! Umarmt die Dirne!" Geklirr! Ein Stein! ... Still blutet eine Stirne, Den Vater schirmt das Mädchen mit dem Leib, Die Bleiche drückt er auf den Schemel nieder, Ein Richter, kehrt zu seinem Lied er wieder: "Nimm deinen Stift, mein Kind, und schreib! Zur Stunde, da des Lasterkönigs Knechte Umwandern, die Entheiliger der Nächte ... Zur Stunde, da die Hölle frechen Schalls Aufschreit, empor zu den erhabnen Thürmen ... Zur Stunde, da die Riesenstadt durchstürmen Die blut'gen Söhne Belials ....." So sang mit wunder Stirn der geisterblasse Poet. Verschollen ist der Lärm der Gasse, Doch ob Jahrhundert um Jahrhundert flieht, Von einem bangen Mädchen aufgeschrieben, Sind Miltons Rächerverse stehn geblieben, Verwoben in sein ewig Lied. Vertreibt den Kauz vom Neſt! Umarmt die Dirne!“ Geklirr! Ein Stein! ... Still blutet eine Stirne, Den Vater ſchirmt das Mädchen mit dem Leib, Die Bleiche drückt er auf den Schemel nieder, Ein Richter, kehrt zu ſeinem Lied er wieder: „Nimm deinen Stift, mein Kind, und ſchreib! Zur Stunde, da des Laſterkönigs Knechte Umwandern, die Entheiliger der Nächte ... Zur Stunde, da die Hölle frechen Schalls Aufſchreit, empor zu den erhabnen Thürmen ... Zur Stunde, da die Rieſenſtadt durchſtürmen Die blut'gen Söhne Belials .....“ So ſang mit wunder Stirn der geiſterblaſſe Poet. Verſchollen iſt der Lärm der Gaſſe, Doch ob Jahrhundert um Jahrhundert flieht, Von einem bangen Mädchen aufgeſchrieben, Sind Miltons Rächerverſe ſtehn geblieben, Verwoben in ſein ewig Lied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0347" n="333"/> <lg n="5"> <l>Vertreibt den Kauz vom Neſt! Umarmt die Dirne!“</l><lb/> <l>Geklirr! Ein Stein! ... Still blutet eine Stirne,</l><lb/> <l>Den Vater ſchirmt das Mädchen mit dem Leib,</l><lb/> <l>Die Bleiche drückt er auf den Schemel nieder,</l><lb/> <l>Ein Richter, kehrt zu ſeinem Lied er wieder:</l><lb/> <l>„Nimm deinen Stift, mein Kind, und ſchreib!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Zur Stunde, da des Laſterkönigs Knechte</l><lb/> <l>Umwandern, die Entheiliger der Nächte ...</l><lb/> <l>Zur Stunde, da die Hölle frechen Schalls</l><lb/> <l>Aufſchreit, empor zu den erhabnen Thürmen ...</l><lb/> <l>Zur Stunde, da die Rieſenſtadt durchſtürmen</l><lb/> <l>Die blut'gen Söhne Belials .....“</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>So ſang mit wunder Stirn der geiſterblaſſe</l><lb/> <l>Poet. Verſchollen iſt der Lärm der Gaſſe,</l><lb/> <l>Doch ob Jahrhundert um Jahrhundert flieht,</l><lb/> <l>Von einem bangen Mädchen aufgeſchrieben,</l><lb/> <l>Sind Miltons Rächerverſe ſtehn geblieben,</l><lb/> <l>Verwoben in ſein ewig Lied.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0347]
Vertreibt den Kauz vom Neſt! Umarmt die Dirne!“
Geklirr! Ein Stein! ... Still blutet eine Stirne,
Den Vater ſchirmt das Mädchen mit dem Leib,
Die Bleiche drückt er auf den Schemel nieder,
Ein Richter, kehrt zu ſeinem Lied er wieder:
„Nimm deinen Stift, mein Kind, und ſchreib!
Zur Stunde, da des Laſterkönigs Knechte
Umwandern, die Entheiliger der Nächte ...
Zur Stunde, da die Hölle frechen Schalls
Aufſchreit, empor zu den erhabnen Thürmen ...
Zur Stunde, da die Rieſenſtadt durchſtürmen
Die blut'gen Söhne Belials .....“
So ſang mit wunder Stirn der geiſterblaſſe
Poet. Verſchollen iſt der Lärm der Gaſſe,
Doch ob Jahrhundert um Jahrhundert flieht,
Von einem bangen Mädchen aufgeſchrieben,
Sind Miltons Rächerverſe ſtehn geblieben,
Verwoben in ſein ewig Lied.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |