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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Gebrauch.

NUn sehet / Gel. also hat der Ertz-Vater Jacob / oder Israel / in Erwegung der empfangenen Göttlichen Wollthaten / löblich und rühmlich sich verhalten / wenn Er deren nicht allein bey aller Gelegenheit / in Glück und Unglück / in guten und bösen Tagen / gar woll sich erinnert / sondern auch dabey an einem Theile seine Unwürdigkeit / am andern Theile aber GOttes Ruhmwürdigkeit erkannt und bekannt. Wobey wir dann zu unserer Erbauung noch kürtzlich anmercken die rechte Art wahrer und rechtschaffener Christlicher Israeliten / als welche alle also / wie Israel / geartet sind / und auch seyn sollen und müssen / wo sie anders / nicht nur dem blossen Namen / sondern auch der nöthigen Folge nach / und in der That und Warheit / Christliche Israeliter heissen wollen. Der Name und der Mund / oder der äusserliche Ruhm machets hie nicht aus; sondern das Werck und der Grund / oder die gleichförmige Aufführung und Erweisung. Quam multi vocantur Medici, qui curare non norunt? quam multi vocantur vigiles, qui tota nocte dormiunt? sic multi vocantur Christiani, & in rebus tamen non inveniuntur, schreibet der Heil. Augustinus: Wie viele gibts derer / die den schönen Titul eines Artztes ihnen zueignen / und wissen doch keiner Cur recht vorzustehen? Und wie viele sind / die Wächter seyn wollen / und schlaffen doch die gantze Nacht hindurch? Also sind nicht weniger einige / ja sehr viele / die mit dem schönen Christen-Titul prangen / und werden doch in den Wercken des rechtschaffenen und lebendigen Christenthums nicht als Christen erfunden. Daß man demnach billig einen Unterscheid zu machen hat unter wahren und falschen Israeliten. Nicht diese / sondern jene / sehen auff das Exempel Israels / und folgen dem nach / als des gläubigen Israels geistliche Glaubens-Kinder; dazu sie denn von GOtt / nach seiner unerforschlichen Barmhertzigkeit / und aus lauter Gnaden / auch erwehlet sind / nachdem Er seinen undanckbaren Kindern / dem untreuen / tollen und thörichten Jüdischen Volcke / so zu reden / den Scheide-Brieff gegeben; So daß die / die da weiland nicht ein Volck waren / nun Gottes Volck sind / und die weiland nicht in Gnaden waren / nun in Gnaden sind / und Kinder des

Gebrauch.

NUn sehet / Gel. also hat der Ertz-Vater Jacob / oder Israel / in Erwegung der empfangenen Göttlichen Wollthaten / löblich und rühmlich sich verhalten / wenn Er deren nicht allein bey aller Gelegenheit / in Glück und Unglück / in guten und bösen Tagen / gar woll sich erinnert / sondern auch dabey an einem Theile seine Unwürdigkeit / am andern Theile aber GOttes Ruhmwürdigkeit erkannt und bekannt. Wobey wir dann zu unserer Erbauung noch kürtzlich anmercken die rechte Art wahrer und rechtschaffener Christlicher Israeliten / als welche alle also / wie Israel / geartet sind / und auch seyn sollen und müssen / wo sie anders / nicht nur dem blossen Namen / sondern auch der nöthigen Folge nach / und in der That und Warheit / Christliche Israeliter heissen wollen. Der Name und der Mund / oder der äusserliche Ruhm machets hie nicht aus; sondern das Werck und der Grund / oder die gleichförmige Aufführung und Erweisung. Quam multi vocantur Medici, qui curare non norunt? quam multi vocantur vigiles, qui totâ nocte dormiunt? sic multi vocantur Christiani, & in rebus tamen non inveniuntur, schreibet der Heil. Augustinus: Wie viele gibts derer / die den schönen Titul eines Artztes ihnen zueignen / und wissen doch keiner Cur recht vorzustehen? Und wie viele sind / die Wächter seyn wollen / und schlaffen doch die gantze Nacht hindurch? Also sind nicht weniger einige / ja sehr viele / die mit dem schönen Christen-Titul prangen / und werden doch in den Wercken des rechtschaffenen und lebendigen Christenthums nicht als Christen erfunden. Daß man demnach billig einen Unterscheid zu machen hat unter wahren und falschen Israeliten. Nicht diese / sondern jene / sehen auff das Exempel Israels / und folgen dem nach / als des gläubigen Israels geistliche Glaubens-Kinder; dazu sie denn von GOtt / nach seiner unerforschlichen Barmhertzigkeit / und aus lauter Gnaden / auch erwehlet sind / nachdem Er seinen undanckbaren Kindern / dem untreuen / tollen und thörichten Jüdischen Volcke / so zu reden / den Scheide-Brieff gegeben; So daß die / die da weiland nicht ein Volck waren / nun Gottes Volck sind / und die weiland nicht in Gnaden waren / nun in Gnaden sind / und Kinder des

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[30/0032] Gebrauch. NUn sehet / Gel. also hat der Ertz-Vater Jacob / oder Israel / in Erwegung der empfangenen Göttlichen Wollthaten / löblich und rühmlich sich verhalten / wenn Er deren nicht allein bey aller Gelegenheit / in Glück und Unglück / in guten und bösen Tagen / gar woll sich erinnert / sondern auch dabey an einem Theile seine Unwürdigkeit / am andern Theile aber GOttes Ruhmwürdigkeit erkannt und bekannt. Wobey wir dann zu unserer Erbauung noch kürtzlich anmercken die rechte Art wahrer und rechtschaffener Christlicher Israeliten / als welche alle also / wie Israel / geartet sind / und auch seyn sollen und müssen / wo sie anders / nicht nur dem blossen Namen / sondern auch der nöthigen Folge nach / und in der That und Warheit / Christliche Israeliter heissen wollen. Der Name und der Mund / oder der äusserliche Ruhm machets hie nicht aus; sondern das Werck und der Grund / oder die gleichförmige Aufführung und Erweisung. Quam multi vocantur Medici, qui curare non norunt? quam multi vocantur vigiles, qui totâ nocte dormiunt? sic multi vocantur Christiani, & in rebus tamen non inveniuntur, schreibet der Heil. Augustinus: Wie viele gibts derer / die den schönen Titul eines Artztes ihnen zueignen / und wissen doch keiner Cur recht vorzustehen? Und wie viele sind / die Wächter seyn wollen / und schlaffen doch die gantze Nacht hindurch? Also sind nicht weniger einige / ja sehr viele / die mit dem schönen Christen-Titul prangen / und werden doch in den Wercken des rechtschaffenen und lebendigen Christenthums nicht als Christen erfunden. Daß man demnach billig einen Unterscheid zu machen hat unter wahren und falschen Israeliten. Nicht diese / sondern jene / sehen auff das Exempel Israels / und folgen dem nach / als des gläubigen Israels geistliche Glaubens-Kinder; dazu sie denn von GOtt / nach seiner unerforschlichen Barmhertzigkeit / und aus lauter Gnaden / auch erwehlet sind / nachdem Er seinen undanckbaren Kindern / dem untreuen / tollen und thörichten Jüdischen Volcke / so zu reden / den Scheide-Brieff gegeben; So daß die / die da weiland nicht ein Volck waren / nun Gottes Volck sind / und die weiland nicht in Gnaden waren / nun in Gnaden sind / und Kinder des

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/32>, abgerufen am 21.11.2024.