Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.POSTPERSONALIA. ES melden die Historien / daß als der vortreffliche Griechische Lehrer Chrysostomus seinen beredsamen güldenen Mund geschlossen und gestorben / der Käyser Theodosius seinen verblichenen Leichnam in einem silbernen Sarck gen Constantinopel bringen / und in der Haupt-Kirchen daselbst auff die Cantzel / von welcher Er vormahls zu predigen pflegen / stellen lassen; worauff denn nicht allein eine unzehlige Menge Volcks zur Kirchen kommen / sondern auch auff solchen Anblick alle hefftig und sehr geweinet / und bekennet / daß ihre Hertzen niemahls mehr / als dazumahlen / von ihrem Prediger wären gerühret worden. Engelgrav. part. 1. Luc. Evang. p. 274. e Baronio & Radero. Gel. Wir sehen den erblaßten und verblichenen Cörper unsers gewesenen geistreichen / theuren und werthen Lehrers und SUPERINTENDENTENS, JOHANNIS NIEKAMPII, nicht auff / sondern vor der Cantzel / von welcher Er uns so viele / herrliche und erbauliche Predigten / den Wachsthum unsers Glaubens / und die Erbauung in unserm Christenthum zu befördern / gehalten / in seinem Sarcke vor uns gestellet / welcher nun jetzt in seiner Mutter Schooß eingesencket werden soll. Und solten dann bey solchem Anblick unsere Hertzen und Augen nicht rechtschaffen übergehen? Solten wir nicht dadurch sehr empfindlich gerühret seufftzen und klagen? Ach Vater! ach Vater! Wagen Israel und seine Reuter!2. Reg. II. 12. Ja ich glaube es / und bins gäntzlich versichert / daß der selige Mann mit seinem demüthigen / eiffrigen und brünstigen Gebet / deß sein Hertze voll war / und dessen sein Mund täglich übergieng / viele Noth und Gefahr von uns und unser lieben Vater-Stadt abgewendet; Denn das Gebet des Gerechten vermag viel wenn es ernstlich ist. Jacob. V. 15. Nun aber ist sein Hertze ohne Leben / sein Mund / geschlossen / und seine Hände / die Er in die Höhe gen Himmel zu richten pflegen / sind nun gesuncken und liegen erstarret. Und wer weiß was dieser Riß noch nach sich ziehe? sintemahl viele Scribenten nicht vergeblich angemercket / daß auf das unverhoffte Absterben grosser Lehrer und Regenten / und wenn solche Kirchen- und Regiments-Seulen umgerissen worden / nicht viel POSTPERSONALIA. ES melden die Historien / daß als der vortreffliche Griechische Lehrer Chrysostomus seinen beredsamen güldenen Mund geschlossen und gestorben / der Käyser Theodosius seinen verblichenen Leichnam in einem silbernen Sarck gen Constantinopel bringen / und in der Haupt-Kirchen daselbst auff die Cantzel / von welcher Er vormahls zu predigen pflegen / stellen lassen; worauff denn nicht allein eine unzehlige Menge Volcks zur Kirchen kommen / sondern auch auff solchen Anblick alle hefftig und sehr geweinet / und bekennet / daß ihre Hertzen niemahls mehr / als dazumahlen / von ihrem Prediger wären gerühret worden. Engelgrav. part. 1. Luc. Evang. p. 274. è Baronio & Radero. Gel. Wir sehen den erblaßten und verblichenen Cörper unsers gewesenen geistreichen / theuren und werthen Lehrers und SUPERINTENDENTENS, JOHANNIS NIEKAMPII, nicht auff / sondern vor der Cantzel / von welcher Er uns so viele / herrliche und erbauliche Predigten / den Wachsthum unsers Glaubens / und die Erbauung in unserm Christenthum zu befördern / gehalten / in seinem Sarcke vor uns gestellet / welcher nun jetzt in seiner Mutter Schooß eingesencket werden soll. Und solten dann bey solchem Anblick unsere Hertzen und Augen nicht rechtschaffen übergehen? Solten wir nicht dadurch sehr empfindlich gerühret seufftzen und klagen? Ach Vater! ach Vater! Wagen Israel und seine Reuter!2. Reg. II. 12. Ja ich glaube es / und bins gäntzlich versichert / daß der selige Mann mit seinem demüthigen / eiffrigen und brünstigen Gebet / deß sein Hertze voll war / und dessen sein Mund täglich übergieng / viele Noth und Gefahr von uns und unser lieben Vater-Stadt abgewendet; Denn das Gebet des Gerechten vermag viel wenn es ernstlich ist. Jacob. V. 15. Nun aber ist sein Hertze ohne Leben / sein Mund / geschlossen / und seine Hände / die Er in die Höhe gen Himmel zu richten pflegen / sind nun gesuncken und liegen erstarret. Und wer weiß was dieser Riß noch nach sich ziehe? sintemahl viele Scribenten nicht vergeblich angemercket / daß auf das unverhoffte Absterben grosser Lehrer und Regenten / und wenn solche Kirchen- und Regiments-Seulen umgerissen worden / nicht viel <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0053" n="51"/> </div> <div> <head>POSTPERSONALIA.<lb/></head> <p>ES melden die Historien / daß als der vortreffliche Griechische Lehrer Chrysostomus seinen beredsamen güldenen Mund geschlossen und gestorben / der Käyser Theodosius seinen verblichenen Leichnam in einem silbernen Sarck gen Constantinopel bringen / und in der Haupt-Kirchen daselbst auff die Cantzel / von welcher Er vormahls zu predigen pflegen / stellen lassen; worauff denn nicht allein eine unzehlige Menge Volcks zur Kirchen kommen / sondern auch auff solchen Anblick alle hefftig und sehr geweinet / und bekennet / daß ihre Hertzen niemahls mehr / als dazumahlen / von ihrem Prediger wären gerühret worden. <note place="left">Engelgrav. part. 1. Luc. Evang. p. 274. è Baronio & Radero.</note></p> <p>Gel. Wir sehen den erblaßten und verblichenen Cörper unsers gewesenen geistreichen / theuren und werthen Lehrers und SUPERINTENDENTENS, JOHANNIS NIEKAMPII, nicht auff / sondern vor der Cantzel / von welcher Er uns so viele / herrliche und erbauliche Predigten / den Wachsthum unsers Glaubens / und die Erbauung in unserm Christenthum zu befördern / gehalten / in seinem Sarcke vor uns gestellet / welcher nun jetzt in seiner Mutter Schooß eingesencket werden soll. Und solten dann bey solchem Anblick unsere Hertzen und Augen nicht rechtschaffen übergehen? Solten wir nicht dadurch sehr empfindlich gerühret seufftzen und klagen? Ach Vater! ach Vater! Wagen Israel und seine Reuter!<note place="left">2. Reg. II. 12.</note> Ja ich glaube es / und bins gäntzlich versichert / daß der selige Mann mit seinem demüthigen / eiffrigen und brünstigen Gebet / deß sein Hertze voll war / und dessen sein Mund täglich übergieng / viele Noth und Gefahr von uns und unser lieben Vater-Stadt abgewendet; Denn das Gebet des Gerechten vermag viel wenn es ernstlich ist. <note place="left">Jacob. V. 15.</note> Nun aber ist sein Hertze ohne Leben / sein Mund / geschlossen / und seine Hände / die Er in die Höhe gen Himmel zu richten pflegen / sind nun gesuncken und liegen erstarret. Und wer weiß was dieser Riß noch nach sich ziehe? sintemahl viele Scribenten nicht vergeblich angemercket / daß auf das unverhoffte Absterben grosser Lehrer und Regenten / und wenn solche Kirchen- und Regiments-Seulen umgerissen worden / nicht viel </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0053]
POSTPERSONALIA.
ES melden die Historien / daß als der vortreffliche Griechische Lehrer Chrysostomus seinen beredsamen güldenen Mund geschlossen und gestorben / der Käyser Theodosius seinen verblichenen Leichnam in einem silbernen Sarck gen Constantinopel bringen / und in der Haupt-Kirchen daselbst auff die Cantzel / von welcher Er vormahls zu predigen pflegen / stellen lassen; worauff denn nicht allein eine unzehlige Menge Volcks zur Kirchen kommen / sondern auch auff solchen Anblick alle hefftig und sehr geweinet / und bekennet / daß ihre Hertzen niemahls mehr / als dazumahlen / von ihrem Prediger wären gerühret worden.
Engelgrav. part. 1. Luc. Evang. p. 274. è Baronio & Radero. Gel. Wir sehen den erblaßten und verblichenen Cörper unsers gewesenen geistreichen / theuren und werthen Lehrers und SUPERINTENDENTENS, JOHANNIS NIEKAMPII, nicht auff / sondern vor der Cantzel / von welcher Er uns so viele / herrliche und erbauliche Predigten / den Wachsthum unsers Glaubens / und die Erbauung in unserm Christenthum zu befördern / gehalten / in seinem Sarcke vor uns gestellet / welcher nun jetzt in seiner Mutter Schooß eingesencket werden soll. Und solten dann bey solchem Anblick unsere Hertzen und Augen nicht rechtschaffen übergehen? Solten wir nicht dadurch sehr empfindlich gerühret seufftzen und klagen? Ach Vater! ach Vater! Wagen Israel und seine Reuter! Ja ich glaube es / und bins gäntzlich versichert / daß der selige Mann mit seinem demüthigen / eiffrigen und brünstigen Gebet / deß sein Hertze voll war / und dessen sein Mund täglich übergieng / viele Noth und Gefahr von uns und unser lieben Vater-Stadt abgewendet; Denn das Gebet des Gerechten vermag viel wenn es ernstlich ist. Nun aber ist sein Hertze ohne Leben / sein Mund / geschlossen / und seine Hände / die Er in die Höhe gen Himmel zu richten pflegen / sind nun gesuncken und liegen erstarret. Und wer weiß was dieser Riß noch nach sich ziehe? sintemahl viele Scribenten nicht vergeblich angemercket / daß auf das unverhoffte Absterben grosser Lehrer und Regenten / und wenn solche Kirchen- und Regiments-Seulen umgerissen worden / nicht viel
2. Reg. II. 12.
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