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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Beistimmung, und die gefühlvolle Dame verschwand mit
einem letzten, halb vorwurfsvollen, halb bewundernden
Blicke auf den Bündner.

"Ihr tragt ein schweres Schicksal, Georg Jenatsch,"
sagte, als sie jetzt allein waren, der Herzog zu dem
Hauptmanne, dessen Blässe ihm auffiel und der einen
harten Ausdruck auf dem Antlitze trug, als bekämpfe und
verberge er gewaltsam den stechenden Schmerz einer
alten Wunde. "Euch aber ist die Sühne für das mör¬
derisch von Euch vergossene Blut gezeigt. Was Ihr in
wildem Jugendfeuer verbrochen, dafür sollt Ihr mit der
Arbeit geläuterter Manneskraft zahlen. In rasender
Selbsthilfe, mit willkürlichen Thaten des Hasses wolltet
Ihr Euer Vaterland befreien und habt es dem Ver¬
derben zugeführt; heute sollt Ihr es retten helfen durch
selbstverleugnende Thaten des Gehorsams und kriegerischer
Zucht, durch die Unterordnung unter einen leitenden
planvollen Willen. -- Wo die Tollkühnheit nützt, da
will ich Euch hinstellen; ich weiß nun, warum Ihr die
Gefahr sucht und liebt. -- Von jetzt an betrachtet Euch
als in meinen Diensten stehend, denn ich habe mich
heute überzeugt, daß mein Einfluß genügen wird, Euch
hier frei zu machen. Ich glaube nicht, daß der Provve¬
ditore Grimani Euch mir streitig machen wird. Sein
Interesse an Euch schien mir lau. Er äußerte sich

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Beiſtimmung, und die gefühlvolle Dame verſchwand mit
einem letzten, halb vorwurfsvollen, halb bewundernden
Blicke auf den Bündner.

„Ihr tragt ein ſchweres Schickſal, Georg Jenatſch,“
ſagte, als ſie jetzt allein waren, der Herzog zu dem
Hauptmanne, deſſen Bläſſe ihm auffiel und der einen
harten Ausdruck auf dem Antlitze trug, als bekämpfe und
verberge er gewaltſam den ſtechenden Schmerz einer
alten Wunde. „Euch aber iſt die Sühne für das mör¬
deriſch von Euch vergoſſene Blut gezeigt. Was Ihr in
wildem Jugendfeuer verbrochen, dafür ſollt Ihr mit der
Arbeit geläuterter Manneskraft zahlen. In raſender
Selbſthilfe, mit willkürlichen Thaten des Haſſes wolltet
Ihr Euer Vaterland befreien und habt es dem Ver¬
derben zugeführt; heute ſollt Ihr es retten helfen durch
ſelbſtverleugnende Thaten des Gehorſams und kriegeriſcher
Zucht, durch die Unterordnung unter einen leitenden
planvollen Willen. — Wo die Tollkühnheit nützt, da
will ich Euch hinſtellen; ich weiß nun, warum Ihr die
Gefahr ſucht und liebt. — Von jetzt an betrachtet Euch
als in meinen Dienſten ſtehend, denn ich habe mich
heute überzeugt, daß mein Einfluß genügen wird, Euch
hier frei zu machen. Ich glaube nicht, daß der Provve¬
ditore Grimani Euch mir ſtreitig machen wird. Sein
Intereſſe an Euch ſchien mir lau. Er äußerte ſich

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[179/0189] Beiſtimmung, und die gefühlvolle Dame verſchwand mit einem letzten, halb vorwurfsvollen, halb bewundernden Blicke auf den Bündner. „Ihr tragt ein ſchweres Schickſal, Georg Jenatſch,“ ſagte, als ſie jetzt allein waren, der Herzog zu dem Hauptmanne, deſſen Bläſſe ihm auffiel und der einen harten Ausdruck auf dem Antlitze trug, als bekämpfe und verberge er gewaltſam den ſtechenden Schmerz einer alten Wunde. „Euch aber iſt die Sühne für das mör¬ deriſch von Euch vergoſſene Blut gezeigt. Was Ihr in wildem Jugendfeuer verbrochen, dafür ſollt Ihr mit der Arbeit geläuterter Manneskraft zahlen. In raſender Selbſthilfe, mit willkürlichen Thaten des Haſſes wolltet Ihr Euer Vaterland befreien und habt es dem Ver¬ derben zugeführt; heute ſollt Ihr es retten helfen durch ſelbſtverleugnende Thaten des Gehorſams und kriegeriſcher Zucht, durch die Unterordnung unter einen leitenden planvollen Willen. — Wo die Tollkühnheit nützt, da will ich Euch hinſtellen; ich weiß nun, warum Ihr die Gefahr ſucht und liebt. — Von jetzt an betrachtet Euch als in meinen Dienſten ſtehend, denn ich habe mich heute überzeugt, daß mein Einfluß genügen wird, Euch hier frei zu machen. Ich glaube nicht, daß der Provve¬ ditore Grimani Euch mir ſtreitig machen wird. Sein Intereſſe an Euch ſchien mir lau. Er äußerte ſich 12*

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/189>, abgerufen am 24.11.2024.