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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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hatten. Jenatsch sah finsterer als je und tief bewegt
aus. Den Provveditore, der ihm zunächst stand, be¬
dachte er mit einem unterthänigen Gruße und einem
Blicke voll tödtlichen Hasses, welchem dieser mit vor¬
nehmer Ruhe begegnete. Dann trat er raschen Schrittes
vor den Herzog. Er schien in leidenschaftlichem Dank¬
gefühle seine Kniee umfassen zu wollen; aber er ergriff
nur Rohans Hand und ließ, das gesenkte Auge ver¬
bergend, eine heiße Thräne auf dieselbe fallen.

Der kalte Grimani, dem diese glühende Bewegung
einen widerwärtigen Eindruck machte, brach zuerst das
Schweigen und bemerkte mit scharfer leiser Stimme:
"Vergeßt nie, Signor Jenatsch, daß Ihr nicht der Güte
Eurer Sache, sondern nur und allein der Fürsprache
dieses hohen Herrn Euer verwirktes Leben verdankt."

Der Hauptmann schien in seiner Bewegung das
Wort des Venetianers nicht gehört zu haben, er richtete
seinen feurigen Blick auf den Herzog und sprach:
"Meinen Dank, theuerster Herr, laßt mich Euch sofort
durch die That bezeugen. Ich hoffe, Ihr habt manche
Gefahr für mich bereit -- laßt mich eine vorweg nehmen.
Uebertragt mir ein Geschäft, daß ich allein, wie Ihr
bedürft, verrichten kann, bei dem ich das mir geschenkte
Leben zehnfach auf das Spiel setze und welches doch
nicht rühmlich genug ist, daß es mir irgend einer neide

hatten. Jenatſch ſah finſterer als je und tief bewegt
aus. Den Provveditore, der ihm zunächſt ſtand, be¬
dachte er mit einem unterthänigen Gruße und einem
Blicke voll tödtlichen Haſſes, welchem dieſer mit vor¬
nehmer Ruhe begegnete. Dann trat er raſchen Schrittes
vor den Herzog. Er ſchien in leidenſchaftlichem Dank¬
gefühle ſeine Kniee umfaſſen zu wollen; aber er ergriff
nur Rohans Hand und ließ, das geſenkte Auge ver¬
bergend, eine heiße Thräne auf dieſelbe fallen.

Der kalte Grimani, dem dieſe glühende Bewegung
einen widerwärtigen Eindruck machte, brach zuerſt das
Schweigen und bemerkte mit ſcharfer leiſer Stimme:
„Vergeßt nie, Signor Jenatſch, daß Ihr nicht der Güte
Eurer Sache, ſondern nur und allein der Fürſprache
dieſes hohen Herrn Euer verwirktes Leben verdankt.“

Der Hauptmann ſchien in ſeiner Bewegung das
Wort des Venetianers nicht gehört zu haben, er richtete
ſeinen feurigen Blick auf den Herzog und ſprach:
„Meinen Dank, theuerſter Herr, laßt mich Euch ſofort
durch die That bezeugen. Ich hoffe, Ihr habt manche
Gefahr für mich bereit — laßt mich eine vorweg nehmen.
Uebertragt mir ein Geſchäft, daß ich allein, wie Ihr
bedürft, verrichten kann, bei dem ich das mir geſchenkte
Leben zehnfach auf das Spiel ſetze und welches doch
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[205/0215] hatten. Jenatſch ſah finſterer als je und tief bewegt aus. Den Provveditore, der ihm zunächſt ſtand, be¬ dachte er mit einem unterthänigen Gruße und einem Blicke voll tödtlichen Haſſes, welchem dieſer mit vor¬ nehmer Ruhe begegnete. Dann trat er raſchen Schrittes vor den Herzog. Er ſchien in leidenſchaftlichem Dank¬ gefühle ſeine Kniee umfaſſen zu wollen; aber er ergriff nur Rohans Hand und ließ, das geſenkte Auge ver¬ bergend, eine heiße Thräne auf dieſelbe fallen. Der kalte Grimani, dem dieſe glühende Bewegung einen widerwärtigen Eindruck machte, brach zuerſt das Schweigen und bemerkte mit ſcharfer leiſer Stimme: „Vergeßt nie, Signor Jenatſch, daß Ihr nicht der Güte Eurer Sache, ſondern nur und allein der Fürſprache dieſes hohen Herrn Euer verwirktes Leben verdankt.“ Der Hauptmann ſchien in ſeiner Bewegung das Wort des Venetianers nicht gehört zu haben, er richtete ſeinen feurigen Blick auf den Herzog und ſprach: „Meinen Dank, theuerſter Herr, laßt mich Euch ſofort durch die That bezeugen. Ich hoffe, Ihr habt manche Gefahr für mich bereit — laßt mich eine vorweg nehmen. Uebertragt mir ein Geſchäft, daß ich allein, wie Ihr bedürft, verrichten kann, bei dem ich das mir geſchenkte Leben zehnfach auf das Spiel ſetze und welches doch nicht rühmlich genug iſt, daß es mir irgend einer neide

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/215>, abgerufen am 23.11.2024.