Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.die jetzt unser Staatsruder führen, haben mir, wie Ihr Waser verbeugte sich und schaute eine Weile nach¬ Kopfschüttelnd preßte er das Büchlein mit dem ein¬ Unterdessen hatten die Wolken sich gemehrt und die jetzt unſer Staatsruder führen, haben mir, wie Ihr Waſer verbeugte ſich und ſchaute eine Weile nach¬ Kopfſchüttelnd preßte er das Büchlein mit dem ein¬ Unterdeſſen hatten die Wolken ſich gemehrt und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="13"/> die jetzt unſer Staatsruder führen, haben mir, wie Ihr<lb/> wißt, mein feſtes Haus Riedberg zugeriegelt und das<lb/> durch ſie entehrte Bündnerwappen auf mein Thor ge¬<lb/> klebt.“</p><lb/> <p>Waſer verbeugte ſich und ſchaute eine Weile nach¬<lb/> denklich dem über die Hochebene davon trabenden Reiſe¬<lb/> zuge nach. Dann bückte er ſich nach ſeinem aufgeblättert<lb/> am Wege liegenden Taſchenbuche und warf, bevor er es<lb/> ſchloß, noch einen Blick auf ſeine Zeichnung. Was war<lb/> das? Mitten zwiſchen die zwei flüchtig entworfenen<lb/> Säulen hatte eine kindlich ungeübte Hand große Buch¬<lb/> ſtaben hineingeſchrieben. Deutlich ſtand es zu leſen:<lb/><hi rendition="#aq">Giorgio, guardati.</hi></p><lb/> <p>Kopfſchüttelnd preßte er das Büchlein mit dem ein¬<lb/> geſteckten Stifte zuſammen und verſenkte es in die Tiefe<lb/> ſeiner Taſche.</p><lb/> <p>Unterdeſſen hatten die Wolken ſich gemehrt und<lb/> verdüſterten den Himmel. Waſer ſetzte ſeinen Weg durch<lb/> die ſonnenloſe Felſenlandſchaft mit beſchleunigten Schrit¬<lb/> ten fort. Noch heftete ſein lebhaftes Auge ſich zuweilen<lb/> auf die großen dunkeln, jetzt unheimlich grotesken Fels¬<lb/> maſſen, aber es beſtrebte ſich nicht mehr, wie am Mor¬<lb/> gen, mit raſtloſer Neugierde dieſe ungewohnten ſeltſamen<lb/> Formen ſich einzuprägen. Es ſchaute nach innen und<lb/> ſuchte mit Hilfe alter Erinnerungen das Verſtändniß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
die jetzt unſer Staatsruder führen, haben mir, wie Ihr
wißt, mein feſtes Haus Riedberg zugeriegelt und das
durch ſie entehrte Bündnerwappen auf mein Thor ge¬
klebt.“
Waſer verbeugte ſich und ſchaute eine Weile nach¬
denklich dem über die Hochebene davon trabenden Reiſe¬
zuge nach. Dann bückte er ſich nach ſeinem aufgeblättert
am Wege liegenden Taſchenbuche und warf, bevor er es
ſchloß, noch einen Blick auf ſeine Zeichnung. Was war
das? Mitten zwiſchen die zwei flüchtig entworfenen
Säulen hatte eine kindlich ungeübte Hand große Buch¬
ſtaben hineingeſchrieben. Deutlich ſtand es zu leſen:
Giorgio, guardati.
Kopfſchüttelnd preßte er das Büchlein mit dem ein¬
geſteckten Stifte zuſammen und verſenkte es in die Tiefe
ſeiner Taſche.
Unterdeſſen hatten die Wolken ſich gemehrt und
verdüſterten den Himmel. Waſer ſetzte ſeinen Weg durch
die ſonnenloſe Felſenlandſchaft mit beſchleunigten Schrit¬
ten fort. Noch heftete ſein lebhaftes Auge ſich zuweilen
auf die großen dunkeln, jetzt unheimlich grotesken Fels¬
maſſen, aber es beſtrebte ſich nicht mehr, wie am Mor¬
gen, mit raſtloſer Neugierde dieſe ungewohnten ſeltſamen
Formen ſich einzuprägen. Es ſchaute nach innen und
ſuchte mit Hilfe alter Erinnerungen das Verſtändniß
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