schläge bewährten sich und seine Verwegenheiten mi߬ glückten nie, denn die Gunst des Schicksals war mit ihm. --
So trat er dem Herzog immer näher, der sich freudig bewußt war, diesen bedeutenden Geist aus schmählichem Dunkel gezogen und durch seinen Einfluß entwickelt zu haben. Oft mußte Rohan sich wundern, wie willig und streng der unbändige Grisone der Kriegs¬ zucht sich unterwarf und, was er ihm ebenso hoch an¬ rechnete, mit welch' unbedingtem Vertrauen der vor¬ malige bündnerische Volksführer jede besorgnißvolle Aeußerung über das letzte Ergebniß des Krieges und die Zukunft Bündens unterließ, ja vermied.
Dies Ergebniß war der Herzog gesonnen, für Bünden so günstig als möglich zu gestalten. Er täuschte sich nicht über die Abneigung des französischen Hofes gegen seine Person, aber dennoch hoffte er dort mit seinen billigen und weislich erwogenen Vorschlägen durch¬ zudringen. Eine Reihe mit geringer Truppenmacht durch seinen individuellen Werth erfochtener Siege, welche die französischen Waffen mit einem blendenden Glanze um¬ gaben, mußten bei dem Sohne Heinrichs IV., mußten sogar bei Rohans altem Gegner, dem immerhin das Banner mit den französischen Lilien hoch emporhalten¬ den Kardinal entscheidend ins Gewicht fallen. Was noch
ſchläge bewährten ſich und ſeine Verwegenheiten mi߬ glückten nie, denn die Gunſt des Schickſals war mit ihm. —
So trat er dem Herzog immer näher, der ſich freudig bewußt war, dieſen bedeutenden Geiſt aus ſchmählichem Dunkel gezogen und durch ſeinen Einfluß entwickelt zu haben. Oft mußte Rohan ſich wundern, wie willig und ſtreng der unbändige Griſone der Kriegs¬ zucht ſich unterwarf und, was er ihm ebenſo hoch an¬ rechnete, mit welch' unbedingtem Vertrauen der vor¬ malige bündneriſche Volksführer jede beſorgnißvolle Aeußerung über das letzte Ergebniß des Krieges und die Zukunft Bündens unterließ, ja vermied.
Dies Ergebniß war der Herzog geſonnen, für Bünden ſo günſtig als möglich zu geſtalten. Er täuſchte ſich nicht über die Abneigung des franzöſiſchen Hofes gegen ſeine Perſon, aber dennoch hoffte er dort mit ſeinen billigen und weislich erwogenen Vorſchlägen durch¬ zudringen. Eine Reihe mit geringer Truppenmacht durch ſeinen individuellen Werth erfochtener Siege, welche die franzöſiſchen Waffen mit einem blendenden Glanze um¬ gaben, mußten bei dem Sohne Heinrichs IV., mußten ſogar bei Rohans altem Gegner, dem immerhin das Banner mit den franzöſiſchen Lilien hoch emporhalten¬ den Kardinal entſcheidend ins Gewicht fallen. Was noch
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ſchläge bewährten ſich und ſeine Verwegenheiten mi߬
glückten nie, denn die Gunſt des Schickſals war mit
ihm. —
So trat er dem Herzog immer näher, der ſich
freudig bewußt war, dieſen bedeutenden Geiſt aus
ſchmählichem Dunkel gezogen und durch ſeinen Einfluß
entwickelt zu haben. Oft mußte Rohan ſich wundern,
wie willig und ſtreng der unbändige Griſone der Kriegs¬
zucht ſich unterwarf und, was er ihm ebenſo hoch an¬
rechnete, mit welch' unbedingtem Vertrauen der vor¬
malige bündneriſche Volksführer jede beſorgnißvolle
Aeußerung über das letzte Ergebniß des Krieges und
die Zukunft Bündens unterließ, ja vermied.
Dies Ergebniß war der Herzog geſonnen, für
Bünden ſo günſtig als möglich zu geſtalten. Er täuſchte
ſich nicht über die Abneigung des franzöſiſchen Hofes
gegen ſeine Perſon, aber dennoch hoffte er dort mit
ſeinen billigen und weislich erwogenen Vorſchlägen durch¬
zudringen. Eine Reihe mit geringer Truppenmacht durch
ſeinen individuellen Werth erfochtener Siege, welche die
franzöſiſchen Waffen mit einem blendenden Glanze um¬
gaben, mußten bei dem Sohne Heinrichs IV., mußten
ſogar bei Rohans altem Gegner, dem immerhin das
Banner mit den franzöſiſchen Lilien hoch emporhalten¬
den Kardinal entſcheidend ins Gewicht fallen. Was noch
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/246>, abgerufen am 23.11.2024.
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