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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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aus den Pfoten reißen. Die fand er nach seinem Ge¬
schmack, obschon sie wahrlich schwärzer ist als mein
Roggenbrot und nicht halb so appetitlich." --

Hier ging ein seltsames Lächeln über das finstere
Gesicht eines Gemsjägers, der dem Bäcker gegenüber,
den Rücken an die Wand gestemmt, mit gekreuzten
Armen hinter dem Tische saß und jetzt, ohne einen
Zug zu verändern, unter seinem Schnurrbarte eine Reihe
blendend weißer Zähne zeigte.

Der Bäcker gewahrte dies stille Hohnlächeln und
sagte im Tone vorwurfsvoller Rüge: "Ans Leben aber
griff ich ihm nicht um seines wüsten Gelüstens willen
wie du, Joder, dem armen Corporal Henriot, dessen
Seele Gott genade. Das war eine unnöthige Grau¬
samkeit, denn deine schlanke Bride, der er zärtliche
Blicke zuwarf, ist ein herbes und scheues Weib."

Der Angeredete erwiederte mit der größten Ruhe:
"Ich weiß nicht, wer das tolle Zeug über mich aus¬
streut, das du da vorbringst. Was jenen Vorfall be¬
trifft, so hab' ich ihn selbst damals ohne Arg und
Aufschub dem Amte dargethan. Die Sache verhält sich
einfach. Der Franzose machte sich täglich mit meinem
Gewehr zu schaffen und lag mir an, ihn auf die Gems¬
jagd mitzunehmen, auf die er sich besser als ich zu
verstehen behauptete. Ich nahm ihn mit und stieg

aus den Pfoten reißen. Die fand er nach ſeinem Ge¬
ſchmack, obſchon ſie wahrlich ſchwärzer iſt als mein
Roggenbrot und nicht halb ſo appetitlich.“ —

Hier ging ein ſeltſames Lächeln über das finſtere
Geſicht eines Gemsjägers, der dem Bäcker gegenüber,
den Rücken an die Wand geſtemmt, mit gekreuzten
Armen hinter dem Tiſche ſaß und jetzt, ohne einen
Zug zu verändern, unter ſeinem Schnurrbarte eine Reihe
blendend weißer Zähne zeigte.

Der Bäcker gewahrte dies ſtille Hohnlächeln und
ſagte im Tone vorwurfsvoller Rüge: „Ans Leben aber
griff ich ihm nicht um ſeines wüſten Gelüſtens willen
wie du, Joder, dem armen Corporal Henriot, deſſen
Seele Gott genade. Das war eine unnöthige Grau¬
ſamkeit, denn deine ſchlanke Bride, der er zärtliche
Blicke zuwarf, iſt ein herbes und ſcheues Weib.“

Der Angeredete erwiederte mit der größten Ruhe:
„Ich weiß nicht, wer das tolle Zeug über mich aus¬
ſtreut, das du da vorbringſt. Was jenen Vorfall be¬
trifft, ſo hab' ich ihn ſelbſt damals ohne Arg und
Aufſchub dem Amte dargethan. Die Sache verhält ſich
einfach. Der Franzoſe machte ſich täglich mit meinem
Gewehr zu ſchaffen und lag mir an, ihn auf die Gems¬
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[247/0257] aus den Pfoten reißen. Die fand er nach ſeinem Ge¬ ſchmack, obſchon ſie wahrlich ſchwärzer iſt als mein Roggenbrot und nicht halb ſo appetitlich.“ — Hier ging ein ſeltſames Lächeln über das finſtere Geſicht eines Gemsjägers, der dem Bäcker gegenüber, den Rücken an die Wand geſtemmt, mit gekreuzten Armen hinter dem Tiſche ſaß und jetzt, ohne einen Zug zu verändern, unter ſeinem Schnurrbarte eine Reihe blendend weißer Zähne zeigte. Der Bäcker gewahrte dies ſtille Hohnlächeln und ſagte im Tone vorwurfsvoller Rüge: „Ans Leben aber griff ich ihm nicht um ſeines wüſten Gelüſtens willen wie du, Joder, dem armen Corporal Henriot, deſſen Seele Gott genade. Das war eine unnöthige Grau¬ ſamkeit, denn deine ſchlanke Bride, der er zärtliche Blicke zuwarf, iſt ein herbes und ſcheues Weib.“ Der Angeredete erwiederte mit der größten Ruhe: „Ich weiß nicht, wer das tolle Zeug über mich aus¬ ſtreut, das du da vorbringſt. Was jenen Vorfall be¬ trifft, ſo hab' ich ihn ſelbſt damals ohne Arg und Aufſchub dem Amte dargethan. Die Sache verhält ſich einfach. Der Franzoſe machte ſich täglich mit meinem Gewehr zu ſchaffen und lag mir an, ihn auf die Gems¬ jagd mitzunehmen, auf die er ſich beſſer als ich zu verſtehen behauptete. Ich nahm ihn mit und ſtieg

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/257>, abgerufen am 22.11.2024.