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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Neuntes Kapitel.

Der warme Mai hatte das Thal des Rheines
mit Blüthen und üppigem Grün bedeckt, als das fran¬
zösische Heer auf seinem durch den Märzvertrag er¬
zwungenen Rückmarsche aus dem Veltlin sich auf der
staubigen Landstraße von Reichenau her den Thoren
der Stadt Chur näherte.

Das dem Herzog Rohan abgerungene und von
Priolo nach Paris gebrachte Uebereinkommen war dort
genehmigt worden, wenn auch in gewundenen Aus¬
drücken, aus welchen das widerwillige Sträuben des
Cardinals deutlich hervorblickte. Der Schrecken und
Aerger am französischen Hofe über den in einem fernen
Bergwinkel mit beispielloser List geplanten Gewaltstreich
war groß gewesen. Niemand hatte bis jetzt den Namen
des unbekannten Abenteurers, der ihn ausgeführt, der
Beachtung werth gehalten. Dennoch ging man auf das

Neuntes Kapitel.

Der warme Mai hatte das Thal des Rheines
mit Blüthen und üppigem Grün bedeckt, als das fran¬
zöſiſche Heer auf ſeinem durch den Märzvertrag er¬
zwungenen Rückmarſche aus dem Veltlin ſich auf der
ſtaubigen Landſtraße von Reichenau her den Thoren
der Stadt Chur näherte.

Das dem Herzog Rohan abgerungene und von
Priolo nach Paris gebrachte Uebereinkommen war dort
genehmigt worden, wenn auch in gewundenen Aus¬
drücken, aus welchen das widerwillige Sträuben des
Cardinals deutlich hervorblickte. Der Schrecken und
Aerger am franzöſiſchen Hofe über den in einem fernen
Bergwinkel mit beiſpielloſer Liſt geplanten Gewaltſtreich
war groß geweſen. Niemand hatte bis jetzt den Namen
des unbekannten Abenteurers, der ihn ausgeführt, der
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[0336] Neuntes Kapitel. Der warme Mai hatte das Thal des Rheines mit Blüthen und üppigem Grün bedeckt, als das fran¬ zöſiſche Heer auf ſeinem durch den Märzvertrag er¬ zwungenen Rückmarſche aus dem Veltlin ſich auf der ſtaubigen Landſtraße von Reichenau her den Thoren der Stadt Chur näherte. Das dem Herzog Rohan abgerungene und von Priolo nach Paris gebrachte Uebereinkommen war dort genehmigt worden, wenn auch in gewundenen Aus¬ drücken, aus welchen das widerwillige Sträuben des Cardinals deutlich hervorblickte. Der Schrecken und Aerger am franzöſiſchen Hofe über den in einem fernen Bergwinkel mit beiſpielloſer Liſt geplanten Gewaltſtreich war groß geweſen. Niemand hatte bis jetzt den Namen des unbekannten Abenteurers, der ihn ausgeführt, der Beachtung werth gehalten. Dennoch ging man auf das

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/336>, abgerufen am 22.11.2024.