Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Claudli tod. Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen/ wegen ihres sohns Neronis/ liesse Claudium mit hilff einer Unholden/ und deß Käiserlichen Schenken Haloti/ durch gifft in einer speise vermischt/ hin richten/ als er bejden warmen Bädern sich auffgehalten/ und mußte Xenophon ein Medicus/ ihme gar durch ein vergifftes Instrument/ darmit er ihm in den hals gelanget/ den Rest geben. Appion. Plin. Gell. Wir müssen aber eines allhier nicht vergessen/ so sich under disem Käiser Claudio begeben/ der dem Römischen Volk vil kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren/ einem Römischen Landvogt Androcles mit dem löwen. in der Barbarej so übel gehalten/ daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte/ darumm entflohe er/ wol wüssend/ so man ihn wider erdappte/ was jhme darauff stunde/ begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort/ derselbe zeigete mit gebrühl seinen Fuß/ in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus/ schaffte dem Löuen Ruh/ so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die Höhle/ ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der Höhle fort/ wird erkannt/ gefänglich angenommen/ und nach damahliger straff/ solchen flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten/ geführet. Was geschiehet? eben diser Löu/ den Androcles curiert/ solte ihn fressen/ oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusammen kahmen/ kannte ihn der Löu/ beschlekete Androclem/ und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm. Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich/ und als Androcles die ganze Geschicht erzehlet/ führete er den Löuen mit sich herumm hin und her/ und sammlete dabej ein grosses Gut. Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in Neron. Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget/ da er kaum 17. Jahr alt/ eine ganze Bestien/ und fast im fleisch geoffenbarter Teufel/ welchem keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher seiner Muter geprophecejet hat/ Ihr Kind/ daß sie truge/ wurde zwar Käiser werden / aber darbej seine Muter umbbringen/ worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den Sentenz fällend/ gean- Claudli tod. Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen/ wegen ihres sohns Neronis/ liesse Claudium mit hilff einer Unholden/ und deß Käiserlichen Schenken Haloti/ durch gifft in einer speise vermischt/ hin richten/ als er bejden warmen Bädern sich auffgehalten/ und mußte Xenophon ein Medicus/ ihme gar durch ein vergifftes Instrument/ darmit er ihm in den hals gelanget/ den Rest geben. Appion. Plin. Gell. Wir müssen aber eines allhier nicht vergessen/ so sich under disem Käiser Claudio begeben/ der dem Römischen Volk vil kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren/ einem Römischen Landvogt Androcles mit dem löwen. in der Barbarej so übel gehalten/ daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte/ darum̃ entflohe er/ wol wüssend/ so man ihn wider erdappte/ was jhme darauff stunde/ begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort/ derselbe zeigete mit gebrühl seinen Fuß/ in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus/ schaffte dem Löuen Ruh/ so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die Höhle/ ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der Höhle fort/ wird erkannt/ gefänglich angenommen/ und nach damahliger straff/ solchen flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten/ geführet. Was geschiehet? eben diser Löu/ den Androcles curiert/ solte ihn fressen/ oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusam̃en kahmen/ kannte ihn der Löu/ beschlekete Androclem/ und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm. Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich/ und als Androcles die ganze Geschicht erzehlet/ führete er den Löuen mit sich herum̃ hin und her/ und sam̃lete dabej ein grosses Gut. Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in Neron. Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget/ da er kaum 17. Jahr alt/ eine ganze Bestien/ und fast im fleisch geoffenbarter Teufel/ welchem keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher seiner Muter geprophecejet hat/ Ihr Kind/ daß sie truge/ wurde zwar Käiser werden / aber darbej seine Muter umbbringen/ worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den Sentenz fällend/ gean- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0182" n="153"/> <p><note place="left">Claudli tod.</note> Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen/ wegen ihres sohns Neronis/ liesse Claudium mit hilff einer Unholden/ und deß Käiserlichen Schenken Haloti/ durch gifft in einer speise vermischt/ hin richten/ als er bejden warmen Bädern sich auffgehalten/ und mußte Xenophon ein Medicus/ ihme gar durch ein vergifftes Instrument/ darmit er ihm in den hals gelanget/ den Rest geben.</p> <p><note place="left">Appion. Plin. Gell.</note> Wir müssen aber eines allhier nicht vergessen/ so sich under disem Käiser Claudio begeben/ der dem Römischen Volk vil kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren/ einem Römischen Landvogt <note place="left">Androcles mit dem löwen.</note> in der Barbarej so übel gehalten/ daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte/ darum̃ entflohe er/ wol wüssend/ so man ihn wider erdappte/ was jhme darauff stunde/ begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort/ derselbe zeigete mit gebrühl seinen Fuß/ in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus/ schaffte dem Löuen Ruh/ so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die Höhle/ ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der Höhle fort/ wird erkannt/ gefänglich angenommen/ und nach damahliger straff/ solchen flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten/ geführet. Was geschiehet? eben diser Löu/ den Androcles curiert/ solte ihn fressen/ oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusam̃en kahmen/ kannte ihn der Löu/ beschlekete Androclem/ und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm. Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich/ und als Androcles die ganze Geschicht erzehlet/ führete er den Löuen mit sich herum̃ hin und her/ und sam̃lete dabej ein grosses Gut.</p> <p><note place="left">Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in Neron.</note> Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget/ da er kaum 17. Jahr alt/ eine ganze Bestien/ und fast im fleisch geoffenbarter Teufel/ welchem keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher seiner Muter geprophecejet hat/ Ihr Kind/ daß sie truge/ wurde zwar Käiser werden / aber darbej seine Muter umbbringen/ worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den Sentenz fällend/ gean- </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0182]
Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen/ wegen ihres sohns Neronis/ liesse Claudium mit hilff einer Unholden/ und deß Käiserlichen Schenken Haloti/ durch gifft in einer speise vermischt/ hin richten/ als er bejden warmen Bädern sich auffgehalten/ und mußte Xenophon ein Medicus/ ihme gar durch ein vergifftes Instrument/ darmit er ihm in den hals gelanget/ den Rest geben.
Claudli tod. Wir müssen aber eines allhier nicht vergessen/ so sich under disem Käiser Claudio begeben/ der dem Römischen Volk vil kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren/ einem Römischen Landvogt in der Barbarej so übel gehalten/ daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte/ darum̃ entflohe er/ wol wüssend/ so man ihn wider erdappte/ was jhme darauff stunde/ begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort/ derselbe zeigete mit gebrühl seinen Fuß/ in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus/ schaffte dem Löuen Ruh/ so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die Höhle/ ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der Höhle fort/ wird erkannt/ gefänglich angenommen/ und nach damahliger straff/ solchen flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten/ geführet. Was geschiehet? eben diser Löu/ den Androcles curiert/ solte ihn fressen/ oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusam̃en kahmen/ kannte ihn der Löu/ beschlekete Androclem/ und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm. Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich/ und als Androcles die ganze Geschicht erzehlet/ führete er den Löuen mit sich herum̃ hin und her/ und sam̃lete dabej ein grosses Gut.
Appion. Plin. Gell.
Androcles mit dem löwen. Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget/ da er kaum 17. Jahr alt/ eine ganze Bestien/ und fast im fleisch geoffenbarter Teufel/ welchem keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher seiner Muter geprophecejet hat/ Ihr Kind/ daß sie truge/ wurde zwar Käiser werden / aber darbej seine Muter umbbringen/ worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den Sentenz fällend/ gean-
Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in Neron.
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