Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

schafft wurde/ welchem sie den anschlag so gewiß gemacht/ das er auch darbei sein/ und die Ehre darvon haben wolte. Er zog den 6. über das Gebirge/ und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an/ Tremblieres genannt/ eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen/ und zum ersten hinauff steigen solten/ schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu/ damit wegen des Wassers Gräusch/ die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten ihnen/ so böse anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer/ in der Lufft/ darnach lieff ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg/ welcher ihnen einen falschen Lermen machte: aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen/ das die Einbildung viel thut/ nnd man offt einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk/ und Disteln vor geharnischte Männer ansihet/ wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff Vhren an die Remen / daran die Genffer ihre Tücher truknen/ wider die wolten sie fechten/ denn sie meinten es weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der Rosne herauff auff den Platz/ Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum Hinauffsteigen verordnet/ folgten dem Albignj/ welcher sie ließ in den Graben steigen/ durch die inwendige Gegenwehr/ das die Wacht ihr nicht gewahr worden/ wiewol die schrejenden Antvogel im Graben die Genffer hetten auffweken sollen/ gleich wie vorzeiten die Gänse die Römer/ bej der Franzosen Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket haben/ und giengen auff Hurden über den Graben/ damit sie nicht dnrch den Koht watten dörfften/ warffen drej Leitern an die Mawren: welche/ weil sie sehr artlich gemacht/ ich allhier ausführlich beschreiben wil / waren artlich und gefug gemacht/ auff Maul-Esel zu führen/ und wenn man sie wolte auffrichten/ so könte man sie gar geschikt in einander schieben/ uud so fest/ das sie fast gedoppelt worden/ ohne die Stüzen/ so man ihnen in der Mitten konte uuderstüzen / das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht werden. Vnd das war sonderlich an ihnen zu merken/ das man sie konte kürzer und iänger machen/ wie man wolte/ auch auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden/ da sie solten auff der Erden stehen/ hatten sie grosse ejserne spizige Nägel/ damit sie tieff in die Erden giengen/ und nicht forthütscheten. Oben an den Enden/ damit sie an die Mawren solten angeleget werden /

schafft wurde/ welchem sie den anschlag so gewiß gemacht/ das er auch darbei sein/ und die Ehre darvon haben wolte. Er zog den 6. über das Gebirge/ und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an/ Tremblieres genannt/ eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen/ und zum ersten hinauff steigen solten/ schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu/ damit wegen des Wassers Gräusch/ die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten ihnen/ so böse anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer/ in der Lufft/ darnach lieff ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg/ welcher ihnen einen falschen Lermen machte: aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen/ das die Einbildung viel thut/ nnd man offt einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk/ und Disteln vor geharnischte Mäñer ansihet/ wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff Vhren an die Remen / daran die Genffer ihre Tücher truknen/ wider die wolten sie fechten/ denn sie meinten es weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der Rosne herauff auff den Platz/ Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum Hinauffsteigen verordnet/ folgten dem Albignj/ welcher sie ließ in den Graben steigen/ durch die inwendige Gegenwehr/ das die Wacht ihr nicht gewahr worden/ wiewol die schrejenden Antvogel im Graben die Genffer hetten auffweken sollen/ gleich wie vorzeiten die Gänse die Römer/ bej der Franzosen Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket haben/ und giengen auff Hurden über den Graben/ damit sie nicht dnrch den Koht watten dörfften/ warffen drej Leitern an die Mawren: welche/ weil sie sehr artlich gemacht/ ich allhier ausführlich beschreiben wil / waren artlich und gefug gemacht/ auff Maul-Esel zu führen/ und wenn man sie wolte auffrichten/ so könte man sie gar geschikt in einander schieben/ uud so fest/ das sie fast gedoppelt worden/ ohne die Stüzen/ so man ihnen in der Mitten konte uuderstüzen / das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht werden. Vnd das war sonderlich an ihnen zu merken/ das man sie konte kürzer und iänger machen/ wie man wolte/ auch auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden/ da sie solten auff der Erden stehen/ hatten sie grosse ejserne spizige Nägel/ damit sie tieff in die Erden giengen/ und nicht forthütscheten. Oben an den Enden/ damit sie an die Mawren solten angeleget werden /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0340" n="306"/>
schafft wurde/ welchem sie den anschlag so            gewiß gemacht/ das er auch darbei sein/ und die Ehre darvon haben wolte. Er zog den 6.            über das Gebirge/ und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an/ Tremblieres            genannt/ eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen/ und zum ersten hinauff            steigen solten/ schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu/ damit wegen des Wassers            Gräusch/ die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten ihnen/ so böse            anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer/ in der Lufft/ darnach lieff            ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg/ welcher ihnen einen falschen Lermen machte:            aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen/ das die Einbildung viel thut/ nnd man offt            einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk/ und Disteln vor geharnischte Män&#x0303;er            ansihet/ wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff Vhren an die Remen /            daran die Genffer ihre Tücher truknen/ wider die wolten sie fechten/ denn sie meinten es            weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der Rosne herauff auff den            Platz/ Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum Hinauffsteigen verordnet/ folgten            dem Albignj/ welcher sie ließ in den Graben steigen/ durch die inwendige Gegenwehr/ das            die Wacht ihr nicht gewahr worden/ wiewol die schrejenden Antvogel im Graben die Genffer            hetten auffweken sollen/ gleich wie vorzeiten die Gänse die Römer/ bej der Franzosen            Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket haben/ und giengen auff Hurden über den            Graben/ damit sie nicht dnrch den Koht watten dörfften/ warffen drej Leitern an die            Mawren: welche/ weil sie sehr artlich gemacht/ ich allhier ausführlich beschreiben wil /            waren artlich und gefug gemacht/ auff Maul-Esel zu führen/ und wenn man sie wolte            auffrichten/ so könte man sie gar geschikt in einander schieben/ uud so fest/ das sie            fast gedoppelt worden/ ohne die Stüzen/ so man ihnen in der Mitten konte uuderstüzen /            das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht werden. Vnd das war sonderlich            an ihnen zu merken/ das man sie konte kürzer und iänger machen/ wie man wolte/ auch            auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden/ da sie solten auff der            Erden stehen/ hatten sie grosse ejserne spizige Nägel/ damit sie tieff in die Erden            giengen/ und nicht forthütscheten. Oben an den Enden/ damit sie an die Mawren solten            angeleget werden /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0340] schafft wurde/ welchem sie den anschlag so gewiß gemacht/ das er auch darbei sein/ und die Ehre darvon haben wolte. Er zog den 6. über das Gebirge/ und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an/ Tremblieres genannt/ eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen/ und zum ersten hinauff steigen solten/ schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu/ damit wegen des Wassers Gräusch/ die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten ihnen/ so böse anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer/ in der Lufft/ darnach lieff ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg/ welcher ihnen einen falschen Lermen machte: aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen/ das die Einbildung viel thut/ nnd man offt einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk/ und Disteln vor geharnischte Mäñer ansihet/ wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff Vhren an die Remen / daran die Genffer ihre Tücher truknen/ wider die wolten sie fechten/ denn sie meinten es weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der Rosne herauff auff den Platz/ Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum Hinauffsteigen verordnet/ folgten dem Albignj/ welcher sie ließ in den Graben steigen/ durch die inwendige Gegenwehr/ das die Wacht ihr nicht gewahr worden/ wiewol die schrejenden Antvogel im Graben die Genffer hetten auffweken sollen/ gleich wie vorzeiten die Gänse die Römer/ bej der Franzosen Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket haben/ und giengen auff Hurden über den Graben/ damit sie nicht dnrch den Koht watten dörfften/ warffen drej Leitern an die Mawren: welche/ weil sie sehr artlich gemacht/ ich allhier ausführlich beschreiben wil / waren artlich und gefug gemacht/ auff Maul-Esel zu führen/ und wenn man sie wolte auffrichten/ so könte man sie gar geschikt in einander schieben/ uud so fest/ das sie fast gedoppelt worden/ ohne die Stüzen/ so man ihnen in der Mitten konte uuderstüzen / das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht werden. Vnd das war sonderlich an ihnen zu merken/ das man sie konte kürzer und iänger machen/ wie man wolte/ auch auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden/ da sie solten auff der Erden stehen/ hatten sie grosse ejserne spizige Nägel/ damit sie tieff in die Erden giengen/ und nicht forthütscheten. Oben an den Enden/ damit sie an die Mawren solten angeleget werden /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/340
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/340>, abgerufen am 02.06.2024.