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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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ten gebeten/ solches an ihm aufs äusserste zu rächen: bezüchtigte denselben under andern/ er wäre ein Sodomit/ Zauberer und falscher Münzer.

Demnach er nun so wol von andern: als seiner eignen unbedachtsam ausgegebenen Reden genugsam überzeugtierkandten endlich hundert und zwölff Richter/ er hätte das Laster beleidigter Majestet betreten/ und das Leben verwirkt.

Hierauf ward ihm/ nach der Zeit/ zu Pariß in der Bastille/ sein Urtheil fürgelesen: welches mit grosser Ungedult von ihm angehört worden/ in dem er offt dar ein geredt/ er wäre unschuldig: bald gefragt: Ob keine Gnad oder Verzeihung zu erlangen wäre/ dazu er von allen seinen Freunden Hülff und Trost begehrte: aber sich ganz und gar verlassen befand.

Nach disem hat man alle Ritterliche Zierden von ihm genommen: dabej er nicht anders thäte / dann sein Unglük/ und das er sich durch Verführung so ins Verderben stürzen lassen / beklagen. Alle/ die er sahe ins Gemach kommen/ verhoffte er/ würden ihm genädigere Zeitung bringen. Nach dem er gebeichtet: rieff er dem Gerichtschriber/ begehret zum Canzler zugehen/ und um Vergünstigung anzuhalten/ das er sein Testament machen möchte: welchs der König erlaubt. Wie er vom Gemach heraus gangen: gab er seinen Mantel / Handschuh/ Geld und Ringe etlichen under den Umstehenden/ zu seiner Gedächtniß: under andern einem Edelmann einen sehr schönen Ring reichend/ mit Bitte solchen seiner jüngsten Schwester zu liefern. Binden wolte er sich durchaus nicht lassen: sondern verhieß gutwillig den Tod zu leiden: drohete dem Henker mit harten Worten/ und schwur/ ihn zu erwürgen/ im Fall er sich gelüsten liesse/ ihn anders/ weder mit dem Schwert-Streich / zu berühren. Bald wiederholte er seine Klage/ und schäzte sich elend/ das er sterben müste. Also das/ bej seinem Exempel/ billich jenes verniinfftigen Heiden Spruch zubedenken: O quam contemta res est homo: nisi supra humana se erexerit: Wie verächtlich und gering ist doch das menschliche Gemüt/ dafern es sich nicht über die menschliche Eitelkeiten erhebt! Oder viel mehr/ was der Prophet Jeremias sagt: Es ist ein trozig und verjagt Ding/ um aller Menschen Leben. Nemlich der jenigen/ die ihren Trost auf weltliche Hoheit und Ehr/ und nicht vielmehr auf den unbeweglichen Fels des

ten gebeten/ solches an ihm aufs äusserste zu rächen: bezüchtigte denselben under andern/ er wäre ein Sodomit/ Zauberer und falscher Münzer.

Demnach er nun so wol von andern: als seiner eignen unbedachtsam ausgegebenen Reden genugsam überzeugtierkandten endlich hundert und zwölff Richter/ er hätte das Laster beleidigter Majestet betreten/ und das Leben verwirkt.

Hierauf ward ihm/ nach der Zeit/ zu Pariß in der Bastille/ sein Urtheil fürgelesen: welches mit grosser Ungedult von ihm angehört worden/ in dem er offt dar ein geredt/ er wäre unschuldig: bald gefragt: Ob keine Gnad oder Verzeihung zu erlangen wäre/ dazu er von allen seinen Freunden Hülff und Trost begehrte: aber sich ganz und gar verlassen befand.

Nach disem hat man alle Ritterliche Zierden von ihm genommen: dabej er nicht anders thäte / dann sein Unglük/ und das er sich durch Verführung so ins Verderben stürzen lassen / beklagen. Alle/ die er sahe ins Gemach kommen/ verhoffte er/ würden ihm genädigere Zeitung bringen. Nach dem er gebeichtet: rieff er dem Gerichtschriber/ begehret zum Canzler zugehen/ und um Vergünstigung anzuhalten/ das er sein Testament machen möchte: welchs der König erlaubt. Wie er vom Gemach heraus gangen: gab er seinen Mantel / Handschuh/ Geld und Ringe etlichen under den Umstehenden/ zu seiner Gedächtniß: under andern einem Edelmann einen sehr schönen Ring reichend/ mit Bitte solchen seiner jüngsten Schwester zu liefern. Binden wolte er sich durchaus nicht lassen: sondern verhieß gutwillig den Tod zu leiden: drohete dem Henker mit harten Worten/ und schwur/ ihn zu erwürgen/ im Fall er sich gelüsten liesse/ ihn anders/ weder mit dem Schwert-Streich / zu berühren. Bald wiederholte er seine Klage/ und schäzte sich elend/ das er sterben müste. Also das/ bej seinem Exempel/ billich jenes verniinfftigen Heiden Spruch zubedenken: O quam contemta res est homo: nisi supra humana se erexerit: Wie verächtlich und gering ist doch das menschliche Gemüt/ dafern es sich nicht über die menschliche Eitelkeiten erhebt! Oder viel mehr/ was der Prophet Jeremias sagt: Es ist ein trozig und verjagt Ding/ um aller Menschen Leben. Nemlich der jenigen/ die ihren Trost auf weltliche Hoheit und Ehr/ und nicht vielmehr auf den unbeweglichen Fels des

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[318/0352] ten gebeten/ solches an ihm aufs äusserste zu rächen: bezüchtigte denselben under andern/ er wäre ein Sodomit/ Zauberer und falscher Münzer. Demnach er nun so wol von andern: als seiner eignen unbedachtsam ausgegebenen Reden genugsam überzeugtierkandten endlich hundert und zwölff Richter/ er hätte das Laster beleidigter Majestet betreten/ und das Leben verwirkt. Hierauf ward ihm/ nach der Zeit/ zu Pariß in der Bastille/ sein Urtheil fürgelesen: welches mit grosser Ungedult von ihm angehört worden/ in dem er offt dar ein geredt/ er wäre unschuldig: bald gefragt: Ob keine Gnad oder Verzeihung zu erlangen wäre/ dazu er von allen seinen Freunden Hülff und Trost begehrte: aber sich ganz und gar verlassen befand. Nach disem hat man alle Ritterliche Zierden von ihm genommen: dabej er nicht anders thäte / dann sein Unglük/ und das er sich durch Verführung so ins Verderben stürzen lassen / beklagen. Alle/ die er sahe ins Gemach kommen/ verhoffte er/ würden ihm genädigere Zeitung bringen. Nach dem er gebeichtet: rieff er dem Gerichtschriber/ begehret zum Canzler zugehen/ und um Vergünstigung anzuhalten/ das er sein Testament machen möchte: welchs der König erlaubt. Wie er vom Gemach heraus gangen: gab er seinen Mantel / Handschuh/ Geld und Ringe etlichen under den Umstehenden/ zu seiner Gedächtniß: under andern einem Edelmann einen sehr schönen Ring reichend/ mit Bitte solchen seiner jüngsten Schwester zu liefern. Binden wolte er sich durchaus nicht lassen: sondern verhieß gutwillig den Tod zu leiden: drohete dem Henker mit harten Worten/ und schwur/ ihn zu erwürgen/ im Fall er sich gelüsten liesse/ ihn anders/ weder mit dem Schwert-Streich / zu berühren. Bald wiederholte er seine Klage/ und schäzte sich elend/ das er sterben müste. Also das/ bej seinem Exempel/ billich jenes verniinfftigen Heiden Spruch zubedenken: O quam contemta res est homo: nisi supra humana se erexerit: Wie verächtlich und gering ist doch das menschliche Gemüt/ dafern es sich nicht über die menschliche Eitelkeiten erhebt! Oder viel mehr/ was der Prophet Jeremias sagt: Es ist ein trozig und verjagt Ding/ um aller Menschen Leben. Nemlich der jenigen/ die ihren Trost auf weltliche Hoheit und Ehr/ und nicht vielmehr auf den unbeweglichen Fels des

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/352>, abgerufen am 22.11.2024.