Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Als er aus der gefängnus gieng/ lieffen die andere gefangene/ welche ihn einen verrähter und mörder schalten/ mit ungestümm/ bis an die pforte ihm nach: hetten ihn auch beschädigt/ wann es die stattinechte und schergen nicht verwehrt. Als er auff den wagen stig/ schändete ihn alles volk hefftig aus/ und brauchte es mühe/ zu verhüten / daß man nicht hand an ihn legte: ward auch nicht ehe stille/ bis er Gott/ den König / die Justiz und alle menschen um ver zeihung/ und für ihn zu beten/ bat. Wie man ihm den Arm/ der das messer hielte/ brennete: schrie er zwei mal: Jesus Maria: welche Wort er ebenfalls bej dem Zangen reissen alle zeit wiederholet. Vber alle Massen erschreklich aber schrie er/ wie man ihm das zerschmelzte Blej und siedendes Oel in die Brandwunden goß. Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden/ still zu schweigen/ und den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen/ mit gründlicher Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der Sonnen/ wäre schuldig an der That/ weder er selbst allein. Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen/ und dazwischen offters gefragt. Als er nun/ wie vorhin/ antwortete: fieng abermal alles Volk an zu schrejen/ griffen auch/ ihren Schmerzen/ von wegen des Königs Tod zu bezeugen / selbst die Strik mit an/ womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend/ das eines under den Pferden ermüdete: stieg von seinem Roß/ und gab es an die Stelle/ das es desto besser ziehen solte. Nachdem er eine ganze Stund gerissen/ und doch nicht zerrissen: starb er/ und fuhr an seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen / Messer und Prüglen hinzu/ rissen dem Henker die Stüke aus den Händen/ zerquetschten / schnitten/ hatten/ und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen/ mit solcher rasenden Wüte/ das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben achbarten Dörffern/ haben von seinem Fleische was mit heimgetragen/ und offentlich verbrandt. Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur/ stark von Gliedmassen/ und hatte rote Haar/ wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71. In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den Conspiration wider den König/ und das Parlament in Engelland. König und die grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs/ angestelt/ also daß auff ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen/ jämerlich hat sollen im rauch auffgehen. Es hat aber Gott der Herr wunderlich solches geoffenbaret durch einen unbekanten Lakeinen/ welcher dem Frei Als er aus der gefängnus gieng/ lieffen die andere gefangene/ welche ihn einen verrähter und mörder schalten/ mit ungestümm/ bis an die pforte ihm nach: hetten ihn auch beschädigt/ wann es die stattinechte und schergen nicht verwehrt. Als er auff den wagen stig/ schändete ihn alles volk hefftig aus/ und brauchte es mühe/ zu verhüten / daß man nicht hand an ihn legte: ward auch nicht ehe stille/ bis er Gott/ den König / die Justiz und alle menschen um ver zeihung/ und für ihn zu beten/ bat. Wie man ihm den Arm/ der das messer hielte/ brennete: schrie er zwei mal: Jesus Maria: welche Wort er ebenfalls bej dem Zangen reissen alle zeit wiederholet. Vber alle Massen erschreklich aber schrie er/ wie man ihm das zerschmelzte Blej und siedendes Oel in die Brandwunden goß. Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden/ still zu schweigen/ und den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen/ mit gründlicher Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der Sonnen/ wäre schuldig an der That/ weder er selbst allein. Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen/ und dazwischen offters gefragt. Als er nun/ wie vorhin/ antwortete: fieng abermal alles Volk an zu schrejen/ griffen auch/ ihren Schmerzen/ von wegen des Königs Tod zu bezeugen / selbst die Strik mit an/ womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend/ das eines under den Pferden ermüdete: stieg von seinem Roß/ und gab es an die Stelle/ das es desto besser ziehen solte. Nachdem er eine ganze Stund gerissen/ und doch nicht zerrissen: starb er/ und fuhr an seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen / Messer und Prüglen hinzu/ rissen dem Henker die Stüke aus den Händen/ zerquetschten / schnitten/ hatten/ und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen/ mit solcher rasenden Wüte/ das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben achbarten Dörffern/ haben von seinem Fleische was mit heimgetragen/ und offentlich verbrandt. Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur/ stark von Gliedmassen/ und hatte rote Haar/ wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71. In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den Conspiration wider den König/ und das Parlament in Engelland. König und die grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs/ angestelt/ also daß auff ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen/ jämerlich hat sollen im rauch auffgehen. 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Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden/ still zu schweigen/ und den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen/ mit gründlicher Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der Sonnen/ wäre schuldig an der That/ weder er selbst allein.</p> <p>Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen/ und dazwischen offters gefragt. Als er nun/ wie vorhin/ antwortete: fieng abermal alles Volk an zu schrejen/ griffen auch/ ihren Schmerzen/ von wegen des Königs Tod zu bezeugen / selbst die Strik mit an/ womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend/ das eines under den Pferden ermüdete: stieg von seinem Roß/ und gab es an die Stelle/ das es desto besser ziehen solte.</p> <p>Nachdem er eine ganze Stund gerissen/ und doch nicht zerrissen: starb er/ und fuhr an seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen / Messer und Prüglen hinzu/ rissen dem Henker die Stüke aus den Händen/ zerquetschten / schnitten/ hatten/ und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen/ mit solcher rasenden Wüte/ das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben achbarten Dörffern/ haben von seinem Fleische was mit heimgetragen/ und offentlich verbrandt.</p> <p>Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur/ stark von Gliedmassen/ und hatte rote Haar/ wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71.</p> <p>In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den <note place="right">Conspiration wider den König/ und das Parlament in Engelland.</note> König und die grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs/ angestelt/ also daß auff ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen/ jämerlich hat sollen im rauch auffgehen. Es hat aber Gott der Herr wunderlich solches geoffenbaret durch einen unbekanten Lakeinen/ welcher dem Frei </p> </div> </body> </text> </TEI> [325/0359]
Als er aus der gefängnus gieng/ lieffen die andere gefangene/ welche ihn einen verrähter und mörder schalten/ mit ungestümm/ bis an die pforte ihm nach: hetten ihn auch beschädigt/ wann es die stattinechte und schergen nicht verwehrt. Als er auff den wagen stig/ schändete ihn alles volk hefftig aus/ und brauchte es mühe/ zu verhüten / daß man nicht hand an ihn legte: ward auch nicht ehe stille/ bis er Gott/ den König / die Justiz und alle menschen um ver zeihung/ und für ihn zu beten/ bat. Wie man ihm den Arm/ der das messer hielte/ brennete: schrie er zwei mal: Jesus Maria: welche Wort er ebenfalls bej dem Zangen reissen alle zeit wiederholet.
Vber alle Massen erschreklich aber schrie er/ wie man ihm das zerschmelzte Blej und siedendes Oel in die Brandwunden goß. Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden/ still zu schweigen/ und den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen/ mit gründlicher Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der Sonnen/ wäre schuldig an der That/ weder er selbst allein.
Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen/ und dazwischen offters gefragt. Als er nun/ wie vorhin/ antwortete: fieng abermal alles Volk an zu schrejen/ griffen auch/ ihren Schmerzen/ von wegen des Königs Tod zu bezeugen / selbst die Strik mit an/ womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend/ das eines under den Pferden ermüdete: stieg von seinem Roß/ und gab es an die Stelle/ das es desto besser ziehen solte.
Nachdem er eine ganze Stund gerissen/ und doch nicht zerrissen: starb er/ und fuhr an seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen / Messer und Prüglen hinzu/ rissen dem Henker die Stüke aus den Händen/ zerquetschten / schnitten/ hatten/ und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen/ mit solcher rasenden Wüte/ das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben achbarten Dörffern/ haben von seinem Fleische was mit heimgetragen/ und offentlich verbrandt.
Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur/ stark von Gliedmassen/ und hatte rote Haar/ wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71.
In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den König und die grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs/ angestelt/ also daß auff ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen/ jämerlich hat sollen im rauch auffgehen. Es hat aber Gott der Herr wunderlich solches geoffenbaret durch einen unbekanten Lakeinen/ welcher dem Frei
Conspiration wider den König/ und das Parlament in Engelland.
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