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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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derbt worden / fragt sich: Darauf kein andere als dise Antwort zugeben/ nämlich durch Gottes Fürsehung sejen etwelche Reben am selbigen Orth/ da Noah ware/ erhalten worden/ welche herfürkommen/ und von Noah weiters gepflanzet und gebauen worden.

Rivet. Exercitat. in Genesin. Sonsten was allhier Jüdische und Heidnische Fablen sind/ die müssen ihren Urhebern wider heimgewisen werden. Als das Noah von einem Bok/ welcher an einem Orth Trauben erschnappet/ und Jüdische/ Heidnische Gedichte vom Vrsprung deß Weintrinkens. darüber anhebte die andern Thier zustossen/ gelenret habe/ was Reben und Wein sejen. Oder wie der Heiden Fabel ist/ von einem Staphylo/ deß Oenei Geißhirten/ welcher da er sahe eine Geiß / nach dem sie Trauben geessen/ lustiger als andere und springend/ habe er es Oeneo wider angezeigt/ daher der Räbbau und Weinpressen entstanden.

Ob die Leuth in der ersten Welt auch fleisch geesen haben. Eben aus diesem wunderlichen Fundament/ das GOtt der Herr nach der Sündflut dem Noah und den seinen befohlen/ und gewalt geben/ der Thieren und ihres Fleisches zugeniessen/ und in was weis/ nämlich nicht rau oder noch im Blut/ entsteht der ander irrthumm / in welchem auch sonsten verrühmte Kirchenvätter gesteket/ als wann die Leuth in der ersten Welt/ kein fleisch gessen/ sonder sich allein der erdengewächsen beholffen haben. Das widerspil erwindt folgendes: Erstlich/ weilen die leuth nach dem sündenfall/ sich mit der thieren häut haben müssen bekleiden/ ist dann gläublich/ sie werden alles fleisch also weggeworffen haben. Darnach wann sie von kleinem und grossem vieh geopffert/ haben sie zweifels frej darbej appetit und lust der thieren fleisch zu sieden und braten bekommen/ gleich wie auch nachgehends befohlen worden/ bej gewussen opfferen etwas darvon zu eignem gebrauch auszusöndern/ heilige Mahlzeiten darob zuhalten. Und weil Gott nichts vergebens thut/ warumm wolte so viel klein und groß Vieh erschaffen worden sein/ dann nur zu deß Menschen nuzen und gebrauch in der ersten Welt/ eben wie nachgehends/ weil kein verbott hierum niemals geben worden.

Wie und warumb GOtt der HErr nachgehends etlich thier als unrein verbotten/ und der Speisen underscheid gebotten Zwahren nachgehends bej völliger Offenbarung deß Ceremonialischen Gesazes/ sind etliche Thier und Gevögel zuessen verbotten worden/ nicht als wann solche Creaturen/ an und für sich selbsten und in ihrer natur unrein und bös weren/ dann Gott anfänglich alles gut erschaffen/ und als gute Creaturen angesehen/ sondern sie waren unrein/ in betrachtung deß damaligen eine gewüsse zeit nur

derbt worden / fragt sich: Darauf kein andere als dise Antwort zugeben/ nämlich durch Gottes Fürsehung sejen etwelche Reben am selbigen Orth/ da Noah ware/ erhalten worden/ welche herfürkommen/ und von Noah weiters gepflanzet und gebauen worden.

Rivet. Exercitat. in Genesin. Sonsten was allhier Jüdische und Heidnische Fablen sind/ die müssen ihren Urhebern wider heimgewisen werden. Als das Noah von einem Bok/ welcher an einem Orth Trauben erschnappet/ und Jüdische/ Heidnische Gedichte vom Vrsprung deß Weintrinkens. darüber anhebte die andern Thier zustossen/ gelenret habe/ was Reben und Wein sejen. Oder wie der Heiden Fabel ist/ von einem Staphylo/ deß Oenei Geißhirten/ welcher da er sahe eine Geiß / nach dem sie Trauben geessen/ lustiger als andere und springend/ habe er es Oeneo wider angezeigt/ daher der Räbbau und Weinpressen entstanden.

Ob die Leuth in der ersten Welt auch fleisch geesen haben. Eben aus diesem wunderlichen Fundament/ das GOtt der Herr nach der Sündflut dem Noah und den seinen befohlen/ und gewalt geben/ der Thieren und ihres Fleisches zugeniessen/ und in was weis/ nämlich nicht rau oder noch im Blut/ entsteht der ander irrthum̃ / in welchem auch sonsten verrühmte Kirchenvätter gesteket/ als wann die Leuth in der ersten Welt/ kein fleisch gessen/ sonder sich allein der erdengewächsen beholffen haben. Das widerspil erwindt folgendes: Erstlich/ weilen die leuth nach dem sündenfall/ sich mit der thierẽ häut haben müssen bekleidẽ/ ist dann gläublich/ sie werden alles fleisch also weggeworffen haben. Darnach wann sie von kleinem und grossem vieh geopffert/ haben sie zweifels frej darbej appetit und lust der thieren fleisch zu sieden und braten bekom̃en/ gleich wie auch nachgehends befohlen worden/ bej gewussen opfferen etwas darvon zu eignem gebrauch auszusöndern/ heilige Mahlzeiten darob zuhalten. Und weil Gott nichts vergebens thut/ warum̃ wolte so viel klein und groß Vieh erschaffen worden sein/ dann nur zu deß Menschen nuzen und gebrauch in der ersten Welt/ eben wie nachgehends/ weil kein verbott hierum niemals geben worden.

Wie und warumb GOtt der HErr nachgehends etlich thier als unrein verbotten/ und der Speisen underscheid gebotten Zwahren nachgehends bej völliger Offenbarung deß Ceremonialischen Gesazes/ sind etliche Thier und Gevögel zuessen verbotten worden/ nicht als wann solche Creaturen/ an und für sich selbsten und in ihrer natur unrein und bös weren/ dañ Gott anfänglich alles gut erschaffen/ und als gute Creaturen angesehen/ sondern sie waren unrein/ in betrachtung deß damaligen eine gewüsse zeit nur

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[19/0049] derbt worden / fragt sich: Darauf kein andere als dise Antwort zugeben/ nämlich durch Gottes Fürsehung sejen etwelche Reben am selbigen Orth/ da Noah ware/ erhalten worden/ welche herfürkommen/ und von Noah weiters gepflanzet und gebauen worden. Sonsten was allhier Jüdische und Heidnische Fablen sind/ die müssen ihren Urhebern wider heimgewisen werden. Als das Noah von einem Bok/ welcher an einem Orth Trauben erschnappet/ und darüber anhebte die andern Thier zustossen/ gelenret habe/ was Reben und Wein sejen. Oder wie der Heiden Fabel ist/ von einem Staphylo/ deß Oenei Geißhirten/ welcher da er sahe eine Geiß / nach dem sie Trauben geessen/ lustiger als andere und springend/ habe er es Oeneo wider angezeigt/ daher der Räbbau und Weinpressen entstanden. Rivet. Exercitat. in Genesin. Jüdische/ Heidnische Gedichte vom Vrsprung deß Weintrinkens. Eben aus diesem wunderlichen Fundament/ das GOtt der Herr nach der Sündflut dem Noah und den seinen befohlen/ und gewalt geben/ der Thieren und ihres Fleisches zugeniessen/ und in was weis/ nämlich nicht rau oder noch im Blut/ entsteht der ander irrthum̃ / in welchem auch sonsten verrühmte Kirchenvätter gesteket/ als wann die Leuth in der ersten Welt/ kein fleisch gessen/ sonder sich allein der erdengewächsen beholffen haben. Das widerspil erwindt folgendes: Erstlich/ weilen die leuth nach dem sündenfall/ sich mit der thierẽ häut haben müssen bekleidẽ/ ist dann gläublich/ sie werden alles fleisch also weggeworffen haben. Darnach wann sie von kleinem und grossem vieh geopffert/ haben sie zweifels frej darbej appetit und lust der thieren fleisch zu sieden und braten bekom̃en/ gleich wie auch nachgehends befohlen worden/ bej gewussen opfferen etwas darvon zu eignem gebrauch auszusöndern/ heilige Mahlzeiten darob zuhalten. Und weil Gott nichts vergebens thut/ warum̃ wolte so viel klein und groß Vieh erschaffen worden sein/ dann nur zu deß Menschen nuzen und gebrauch in der ersten Welt/ eben wie nachgehends/ weil kein verbott hierum niemals geben worden. Ob die Leuth in der ersten Welt auch fleisch geesen haben. Zwahren nachgehends bej völliger Offenbarung deß Ceremonialischen Gesazes/ sind etliche Thier und Gevögel zuessen verbotten worden/ nicht als wann solche Creaturen/ an und für sich selbsten und in ihrer natur unrein und bös weren/ dañ Gott anfänglich alles gut erschaffen/ und als gute Creaturen angesehen/ sondern sie waren unrein/ in betrachtung deß damaligen eine gewüsse zeit nur Wie und warumb GOtt der HErr nachgehends etlich thier als unrein verbotten/ und der Speisen underscheid gebotten

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/49>, abgerufen am 21.11.2024.