suchte, und auf dem Weg zu ihm begriffe- ne Schaaf mit Gewalt aufzuhalten und hin- zureissen, und ihm durch alle mögliche Macht und List den Weg zu JEsu schwer, ja unmöglich zu machen.
So lange der Sünder in der Sicher- heit und dem geistlichen Tode lieget, so lan- ge er seine Sünden und Gefahr seines tödt- lichen Zustandes weder zu Herzen nimmt, noch daran denket, wie seine Seele möchte errettet werden, so lange stellt sich Sata- nas als sein bester Freund an, er schmei- chelt ihm, hilft die Sünde aus dem Sinn schwätzen, er macht die Uebertrettungen leicht durch allerhand Eingebungen, Aus- flüchte und Entschuldigungen, und trachtet also den armen Sünder immer mehr einzu- wiegen, tiefer in den Sündenkoth zu füh- ren, und sich der Seele fester zu versichern; so bald sich aber die Gnade aufmachet, und an der Seele arbeitet, damit sie denen Ne- tzen der Seelenfeinden entrinnen, und ih- rem Gewalt möchte entzogen werden, so bald zeiget sich dieser Fürst der Finsterniß als ein wütender Feind, und versucht in der äussersten Heftigkeit, und durch alle zu er- denkende Bemühungen, dasjenige in seiner Gewalt zu behalten, was er so lange als seinen Raub und Eigenthum besessen hatte. Aber GOtt lob! daß dieser Feind von dem
Freund
D
Thaten der Gnade. I. Stuͤck.
ſuchte, und auf dem Weg zu ihm begriffe- ne Schaaf mit Gewalt aufzuhalten und hin- zureiſſen, und ihm durch alle moͤgliche Macht und Liſt den Weg zu JEſu ſchwer, ja unmoͤglich zu machen.
So lange der Suͤnder in der Sicher- heit und dem geiſtlichen Tode lieget, ſo lan- ge er ſeine Suͤnden und Gefahr ſeines toͤdt- lichen Zuſtandes weder zu Herzen nimmt, noch daran denket, wie ſeine Seele moͤchte errettet werden, ſo lange ſtellt ſich Sata- nas als ſein beſter Freund an, er ſchmei- chelt ihm, hilft die Suͤnde aus dem Sinn ſchwaͤtzen, er macht die Uebertrettungen leicht durch allerhand Eingebungen, Aus- fluͤchte und Entſchuldigungen, und trachtet alſo den armen Suͤnder immer mehr einzu- wiegen, tiefer in den Suͤndenkoth zu fuͤh- ren, und ſich der Seele feſter zu verſichern; ſo bald ſich aber die Gnade aufmachet, und an der Seele arbeitet, damit ſie denen Ne- tzen der Seelenfeinden entrinnen, und ih- rem Gewalt moͤchte entzogen werden, ſo bald zeiget ſich dieſer Fuͤrſt der Finſterniß als ein wuͤtender Feind, und verſucht in der aͤuſſerſten Heftigkeit, und durch alle zu er- denkende Bemuͤhungen, dasjenige in ſeiner Gewalt zu behalten, was er ſo lange als ſeinen Raub und Eigenthum beſeſſen hatte. Aber GOtt lob! daß dieſer Feind von dem
Freund
D
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Thaten der Gnade. I. Stuͤck.
ſuchte, und auf dem Weg zu ihm begriffe-
ne Schaaf mit Gewalt aufzuhalten und hin-
zureiſſen, und ihm durch alle moͤgliche
Macht und Liſt den Weg zu JEſu ſchwer,
ja unmoͤglich zu machen.
So lange der Suͤnder in der Sicher-
heit und dem geiſtlichen Tode lieget, ſo lan-
ge er ſeine Suͤnden und Gefahr ſeines toͤdt-
lichen Zuſtandes weder zu Herzen nimmt,
noch daran denket, wie ſeine Seele moͤchte
errettet werden, ſo lange ſtellt ſich Sata-
nas als ſein beſter Freund an, er ſchmei-
chelt ihm, hilft die Suͤnde aus dem Sinn
ſchwaͤtzen, er macht die Uebertrettungen
leicht durch allerhand Eingebungen, Aus-
fluͤchte und Entſchuldigungen, und trachtet
alſo den armen Suͤnder immer mehr einzu-
wiegen, tiefer in den Suͤndenkoth zu fuͤh-
ren, und ſich der Seele feſter zu verſichern;
ſo bald ſich aber die Gnade aufmachet, und
an der Seele arbeitet, damit ſie denen Ne-
tzen der Seelenfeinden entrinnen, und ih-
rem Gewalt moͤchte entzogen werden, ſo
bald zeiget ſich dieſer Fuͤrſt der Finſterniß
als ein wuͤtender Feind, und verſucht in der
aͤuſſerſten Heftigkeit, und durch alle zu er-
denkende Bemuͤhungen, dasjenige in ſeiner
Gewalt zu behalten, was er ſo lange als
ſeinen Raub und Eigenthum beſeſſen hatte.
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/101>, abgerufen am 21.11.2024.
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