getrieben, in denen Schranken der Wegen der Gnade immer hurtiger und munterer fortzugehen. Auf denen Dornenwegen be- kommt man das Heimwehe nach dem himm- lischen Vaterlande, und die Seele eilet un- ter ihrer Bürde mit Ernst und Eifer nach dem Ruhebringer, der nach der Last und Arbeit, mit süsser Stille labet. Wie viele Erfahrung endlich in denen geheimen We- gen GOttes, wie viele verborgene Züge zum Eindringen in das innere Heiligthum und zur steten Wahrnehmung der Gegenwart GOttes, insonderheit das innere Creutz der Seele verschaffe, wissen alle die, so unter der Gnade hier ihren Weg gemacht haben.
O möchte doch darum jedermann das Creutz werth halten, und sich ohne Mur- ren von der göttlichen Weisheit auf diesen seligen Wegen führen lassen! aber so dumm und unverständig sind viele Menschen, daß sie lieber ohne Creutz in dem Genuß der Wollüsten des Fleisches oder der Hoheit der Welt ihren Theil auf Erden haben, und in der Ewigkeit darben wollen, als aber un- ter Bezähmung und Demüthigung ihres irdisch gesinnten Herzens, unter Verläug- nung ihrer selbst, williger Aufnahme des Creutzes, und einer treuen Nachfolge JE- su, die Seligkeiten der Ewigkeit zu suchen. Ja wie viele Menschen leben in der gar ent-
setzli-
Der groſſen und ſeligen
getrieben, in denen Schranken der Wegen der Gnade immer hurtiger und munterer fortzugehen. Auf denen Dornenwegen be- kommt man das Heimwehe nach dem himm- liſchen Vaterlande, und die Seele eilet un- ter ihrer Buͤrde mit Ernſt und Eifer nach dem Ruhebringer, der nach der Laſt und Arbeit, mit ſuͤſſer Stille labet. Wie viele Erfahrung endlich in denen geheimen We- gen GOttes, wie viele verborgene Zuͤge zum Eindringen in das innere Heiligthum und zur ſteten Wahrnehmung der Gegenwart GOttes, inſonderheit das innere Creutz der Seele verſchaffe, wiſſen alle die, ſo unter der Gnade hier ihren Weg gemacht haben.
O moͤchte doch darum jedermann das Creutz werth halten, und ſich ohne Mur- ren von der goͤttlichen Weisheit auf dieſen ſeligen Wegen fuͤhren laſſen! aber ſo dumm und unverſtaͤndig ſind viele Menſchen, daß ſie lieber ohne Creutz in dem Genuß der Wolluͤſten des Fleiſches oder der Hoheit der Welt ihren Theil auf Erden haben, und in der Ewigkeit darben wollen, als aber un- ter Bezaͤhmung und Demuͤthigung ihres irdiſch geſinnten Herzens, unter Verlaͤug- nung ihrer ſelbſt, williger Aufnahme des Creutzes, und einer treuen Nachfolge JE- ſu, die Seligkeiten der Ewigkeit zu ſuchen. Ja wie viele Menſchen leben in der gar ent-
ſetzli-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0168"n="116"/><fwplace="top"type="header">Der groſſen und ſeligen</fw><lb/>
getrieben, in denen Schranken der Wegen<lb/>
der Gnade immer hurtiger und munterer<lb/>
fortzugehen. Auf denen Dornenwegen be-<lb/>
kommt man das Heimwehe nach dem himm-<lb/>
liſchen Vaterlande, und die Seele eilet un-<lb/>
ter ihrer Buͤrde mit Ernſt und Eifer nach<lb/>
dem Ruhebringer, der nach der Laſt und<lb/>
Arbeit, mit ſuͤſſer Stille labet. Wie viele<lb/>
Erfahrung endlich in denen geheimen We-<lb/>
gen GOttes, wie viele verborgene Zuͤge zum<lb/>
Eindringen in das innere Heiligthum und<lb/>
zur ſteten Wahrnehmung der Gegenwart<lb/>
GOttes, inſonderheit das innere Creutz der<lb/>
Seele verſchaffe, wiſſen alle die, ſo unter<lb/>
der Gnade hier ihren Weg gemacht haben.</p><lb/><p>O moͤchte doch darum jedermann das<lb/>
Creutz werth halten, und ſich ohne Mur-<lb/>
ren von der goͤttlichen Weisheit auf dieſen<lb/>ſeligen Wegen fuͤhren laſſen! aber ſo dumm<lb/>
und unverſtaͤndig ſind viele Menſchen, daß<lb/>ſie lieber ohne Creutz in dem Genuß der<lb/>
Wolluͤſten des Fleiſches oder der Hoheit der<lb/>
Welt ihren Theil auf Erden haben, und in<lb/>
der Ewigkeit darben wollen, als aber un-<lb/>
ter Bezaͤhmung und Demuͤthigung ihres<lb/>
irdiſch geſinnten Herzens, unter Verlaͤug-<lb/>
nung ihrer ſelbſt, williger Aufnahme des<lb/>
Creutzes, und einer treuen Nachfolge JE-<lb/>ſu, die Seligkeiten der Ewigkeit zu ſuchen.<lb/>
Ja wie viele Menſchen leben in der gar ent-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſetzli-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[116/0168]
Der groſſen und ſeligen
getrieben, in denen Schranken der Wegen
der Gnade immer hurtiger und munterer
fortzugehen. Auf denen Dornenwegen be-
kommt man das Heimwehe nach dem himm-
liſchen Vaterlande, und die Seele eilet un-
ter ihrer Buͤrde mit Ernſt und Eifer nach
dem Ruhebringer, der nach der Laſt und
Arbeit, mit ſuͤſſer Stille labet. Wie viele
Erfahrung endlich in denen geheimen We-
gen GOttes, wie viele verborgene Zuͤge zum
Eindringen in das innere Heiligthum und
zur ſteten Wahrnehmung der Gegenwart
GOttes, inſonderheit das innere Creutz der
Seele verſchaffe, wiſſen alle die, ſo unter
der Gnade hier ihren Weg gemacht haben.
O moͤchte doch darum jedermann das
Creutz werth halten, und ſich ohne Mur-
ren von der goͤttlichen Weisheit auf dieſen
ſeligen Wegen fuͤhren laſſen! aber ſo dumm
und unverſtaͤndig ſind viele Menſchen, daß
ſie lieber ohne Creutz in dem Genuß der
Wolluͤſten des Fleiſches oder der Hoheit der
Welt ihren Theil auf Erden haben, und in
der Ewigkeit darben wollen, als aber un-
ter Bezaͤhmung und Demuͤthigung ihres
irdiſch geſinnten Herzens, unter Verlaͤug-
nung ihrer ſelbſt, williger Aufnahme des
Creutzes, und einer treuen Nachfolge JE-
ſu, die Seligkeiten der Ewigkeit zu ſuchen.
Ja wie viele Menſchen leben in der gar ent-
ſetzli-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/168>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.