ren, und dadurch in den Stand gesetzet würde, einem jeden die zu seinem Zustande nöthigen Mittel vorzuschreiben, und ihm zu zeigen in was für einer Ordnung diesel- ben zur Herstellung der Gesundheit müssen gebraucht werden.
Es wurde unserer nach einem Rath für die Seele sehnender Person geantwortet, wie betrübt und traurig es sey, daß sie bis- hieher als ein verirrtes und verlohrnes Schaaf in der Wüste des allerwildesten Sünden- standes herumgelaufen, ohne GOtt gelebet, das Gewissen mit so schweren Sünden ver- letzet, und so unsinnig gehandlet, daß sie um der Sünde willen, den Himmel, und alles was in Ewigkeit ergötzen kan, hindan- gesetzet, und sich damit mit denen nach Fleisch lüsternden Jsraeliten den geistlichen Tod, und die Gefahr eines ewigen Unterganges auf den Hals geladen, und so sporenstreichs dem Abgrunde entgegen geeilet. Da aber GOtt nun komme, und ihr das von der Sünde trunkene Herze nüchtern machen wolle, und ihr zu dem Ende ihre Augen eröfnet, ihr Verlohrenseyn ihr gezeiget, und sie einen Blick in die Gefahr ihrer Seele thun lasse, so solle sie jetzt doch ernstlich die erbarmenden und langmüthigen Gesinnun- gen des Heylandes zu Herzen nehmen, der sie ohngeachtet ihres bittern Hasses dennoch
liebe,
Der groſſen und ſeligen
ren, und dadurch in den Stand geſetzet wuͤrde, einem jeden die zu ſeinem Zuſtande noͤthigen Mittel vorzuſchreiben, und ihm zu zeigen in was fuͤr einer Ordnung dieſel- ben zur Herſtellung der Geſundheit muͤſſen gebraucht werden.
Es wurde unſerer nach einem Rath fuͤr die Seele ſehnender Perſon geantwortet, wie betruͤbt und traurig es ſey, daß ſie bis- hieher als ein verirrtes und verlohrnes Schaaf in der Wuͤſte des allerwildeſten Suͤnden- ſtandes herumgelaufen, ohne GOtt gelebet, das Gewiſſen mit ſo ſchweren Suͤnden ver- letzet, und ſo unſinnig gehandlet, daß ſie um der Suͤnde willen, den Himmel, und alles was in Ewigkeit ergoͤtzen kan, hindan- geſetzet, und ſich damit mit denen nach Fleiſch luͤſternden Jſraeliten den geiſtlichen Tod, und die Gefahr eines ewigen Unterganges auf den Hals geladen, und ſo ſporenſtreichs dem Abgrunde entgegen geeilet. Da aber GOtt nun komme, und ihr das von der Suͤnde trunkene Herze nuͤchtern machen wolle, und ihr zu dem Ende ihre Augen eroͤfnet, ihr Verlohrenſeyn ihr gezeiget, und ſie einen Blick in die Gefahr ihrer Seele thun laſſe, ſo ſolle ſie jetzt doch ernſtlich die erbarmenden und langmuͤthigen Geſinnun- gen des Heylandes zu Herzen nehmen, der ſie ohngeachtet ihres bittern Haſſes dennoch
liebe,
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Der groſſen und ſeligen
ren, und dadurch in den Stand geſetzet
wuͤrde, einem jeden die zu ſeinem Zuſtande
noͤthigen Mittel vorzuſchreiben, und ihm
zu zeigen in was fuͤr einer Ordnung dieſel-
ben zur Herſtellung der Geſundheit muͤſſen
gebraucht werden.
Es wurde unſerer nach einem Rath fuͤr
die Seele ſehnender Perſon geantwortet,
wie betruͤbt und traurig es ſey, daß ſie bis-
hieher als ein verirrtes und verlohrnes Schaaf
in der Wuͤſte des allerwildeſten Suͤnden-
ſtandes herumgelaufen, ohne GOtt gelebet,
das Gewiſſen mit ſo ſchweren Suͤnden ver-
letzet, und ſo unſinnig gehandlet, daß ſie
um der Suͤnde willen, den Himmel, und
alles was in Ewigkeit ergoͤtzen kan, hindan-
geſetzet, und ſich damit mit denen nach Fleiſch
luͤſternden Jſraeliten den geiſtlichen Tod,
und die Gefahr eines ewigen Unterganges
auf den Hals geladen, und ſo ſporenſtreichs
dem Abgrunde entgegen geeilet. Da aber
GOtt nun komme, und ihr das von der
Suͤnde trunkene Herze nuͤchtern machen
wolle, und ihr zu dem Ende ihre Augen
eroͤfnet, ihr Verlohrenſeyn ihr gezeiget, und
ſie einen Blick in die Gefahr ihrer Seele
thun laſſe, ſo ſolle ſie jetzt doch ernſtlich die
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ſie ohngeachtet ihres bittern Haſſes dennoch
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/272>, abgerufen am 21.11.2024.
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