Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. III. Stück. sich dem Leibe nach aus Sodom führen,bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt des Verderbens, schauet aussert denen Thoren Sodoms zurücke, und wird zur Salzsäule. Viele von denen Jsraeliten gehen aus Egypten, tragen aber in ihren Herzen die Liebe zu denen Fleischtöpfen in die Wüste, so bald sich da Mangel, Anstös- se und Proben zeigen, so fallen sie, mur- ren, wollen wieder zurücke, und sterben endlich, ohne in das Land der Verheissung zu kommen. 4. Andere wachen und beten nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey- nen in eigener Kraft alles auszurichten, werden daher leichtsinnig, und fallen ehe sie daran gedenken. 5. Viele wollen die Gnade vor der Welt verbergen, damit mans nicht merke, und nicht in Verdacht und Verachtung falle, man will nach seinem Sinn die äussere unschuldige und gleichgül- tige Mitmachung zwar behalten, sich aber schon vor grober Gleichstellung hüten und bewahren, aber da nistet unvermerkt der Feind wieder in das Herze, und reisset hin. 6. Endlich ist ein grosser Grund, daß so viele wieder untreu werden, die Macht, List und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und Nacht alles anwenden, die Seele wieder in ihr Garn zu bringen. Haltet man sich nun nicht demüthig, lauter und unverruckt in dem P 4
Thaten der Gnade. III. Stuͤck. ſich dem Leibe nach aus Sodom fuͤhren,bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt des Verderbens, ſchauet auſſert denen Thoren Sodoms zuruͤcke, und wird zur Salzſaͤule. Viele von denen Jſraeliten gehen aus Egypten, tragen aber in ihren Herzen die Liebe zu denen Fleiſchtoͤpfen in die Wuͤſte, ſo bald ſich da Mangel, Anſtoͤſ- ſe und Proben zeigen, ſo fallen ſie, mur- ren, wollen wieder zuruͤcke, und ſterben endlich, ohne in das Land der Verheiſſung zu kommen. 4. Andere wachen und beten nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey- nen in eigener Kraft alles auszurichten, werden daher leichtſinnig, und fallen ehe ſie daran gedenken. 5. Viele wollen die Gnade vor der Welt verbergen, damit mans nicht merke, und nicht in Verdacht und Verachtung falle, man will nach ſeinem Sinn die aͤuſſere unſchuldige und gleichguͤl- tige Mitmachung zwar behalten, ſich aber ſchon vor grober Gleichſtellung huͤten und bewahren, aber da niſtet unvermerkt der Feind wieder in das Herze, und reiſſet hin. 6. Endlich iſt ein groſſer Grund, daß ſo viele wieder untreu werden, die Macht, Liſt und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und Nacht alles anwenden, die Seele wieder in ihr Garn zu bringen. Haltet man ſich nun nicht demuͤthig, lauter und unverruckt in dem P 4
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
ſich dem Leibe nach aus Sodom fuͤhren,
bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt
des Verderbens, ſchauet auſſert denen
Thoren Sodoms zuruͤcke, und wird zur
Salzſaͤule. Viele von denen Jſraeliten
gehen aus Egypten, tragen aber in ihren
Herzen die Liebe zu denen Fleiſchtoͤpfen in
die Wuͤſte, ſo bald ſich da Mangel, Anſtoͤſ-
ſe und Proben zeigen, ſo fallen ſie, mur-
ren, wollen wieder zuruͤcke, und ſterben
endlich, ohne in das Land der Verheiſſung
zu kommen. 4. Andere wachen und beten
nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey-
nen in eigener Kraft alles auszurichten,
werden daher leichtſinnig, und fallen ehe
ſie daran gedenken. 5. Viele wollen die
Gnade vor der Welt verbergen, damit mans
nicht merke, und nicht in Verdacht und
Verachtung falle, man will nach ſeinem
Sinn die aͤuſſere unſchuldige und gleichguͤl-
tige Mitmachung zwar behalten, ſich aber
ſchon vor grober Gleichſtellung huͤten und
bewahren, aber da niſtet unvermerkt der
Feind wieder in das Herze, und reiſſet hin.
6. Endlich iſt ein groſſer Grund, daß ſo
viele wieder untreu werden, die Macht, Liſt
und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und
Nacht alles anwenden, die Seele wieder in
ihr Garn zu bringen. Haltet man ſich nun
nicht demuͤthig, lauter und unverruckt in
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