Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. III. Stück.
sich dem Leibe nach aus Sodom führen,
bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt
des Verderbens, schauet aussert denen
Thoren Sodoms zurücke, und wird zur
Salzsäule. Viele von denen Jsraeliten
gehen aus Egypten, tragen aber in ihren
Herzen die Liebe zu denen Fleischtöpfen in
die Wüste, so bald sich da Mangel, Anstös-
se und Proben zeigen, so fallen sie, mur-
ren, wollen wieder zurücke, und sterben
endlich, ohne in das Land der Verheissung
zu kommen. 4. Andere wachen und beten
nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey-
nen in eigener Kraft alles auszurichten,
werden daher leichtsinnig, und fallen ehe
sie daran gedenken. 5. Viele wollen die
Gnade vor der Welt verbergen, damit mans
nicht merke, und nicht in Verdacht und
Verachtung falle, man will nach seinem
Sinn die äussere unschuldige und gleichgül-
tige Mitmachung zwar behalten, sich aber
schon vor grober Gleichstellung hüten und
bewahren, aber da nistet unvermerkt der
Feind wieder in das Herze, und reisset hin.
6. Endlich ist ein grosser Grund, daß so
viele wieder untreu werden, die Macht, List
und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und
Nacht alles anwenden, die Seele wieder in
ihr Garn zu bringen. Haltet man sich nun
nicht demüthig, lauter und unverruckt in

dem
P 4

Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
ſich dem Leibe nach aus Sodom fuͤhren,
bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt
des Verderbens, ſchauet auſſert denen
Thoren Sodoms zuruͤcke, und wird zur
Salzſaͤule. Viele von denen Jſraeliten
gehen aus Egypten, tragen aber in ihren
Herzen die Liebe zu denen Fleiſchtoͤpfen in
die Wuͤſte, ſo bald ſich da Mangel, Anſtoͤſ-
ſe und Proben zeigen, ſo fallen ſie, mur-
ren, wollen wieder zuruͤcke, und ſterben
endlich, ohne in das Land der Verheiſſung
zu kommen. 4. Andere wachen und beten
nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey-
nen in eigener Kraft alles auszurichten,
werden daher leichtſinnig, und fallen ehe
ſie daran gedenken. 5. Viele wollen die
Gnade vor der Welt verbergen, damit mans
nicht merke, und nicht in Verdacht und
Verachtung falle, man will nach ſeinem
Sinn die aͤuſſere unſchuldige und gleichguͤl-
tige Mitmachung zwar behalten, ſich aber
ſchon vor grober Gleichſtellung huͤten und
bewahren, aber da niſtet unvermerkt der
Feind wieder in das Herze, und reiſſet hin.
6. Endlich iſt ein groſſer Grund, daß ſo
viele wieder untreu werden, die Macht, Liſt
und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und
Nacht alles anwenden, die Seele wieder in
ihr Garn zu bringen. Haltet man ſich nun
nicht demuͤthig, lauter und unverruckt in

dem
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0283" n="231"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">III</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
&#x017F;ich dem Leibe nach aus Sodom fu&#x0364;hren,<lb/>
bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt<lb/>
des Verderbens, &#x017F;chauet au&#x017F;&#x017F;ert denen<lb/>
Thoren Sodoms zuru&#x0364;cke, und wird zur<lb/>
Salz&#x017F;a&#x0364;ule. Viele von denen J&#x017F;raeliten<lb/>
gehen aus Egypten, tragen aber in ihren<lb/>
Herzen die Liebe zu denen Flei&#x017F;chto&#x0364;pfen in<lb/>
die Wu&#x0364;&#x017F;te, &#x017F;o bald &#x017F;ich da Mangel, An&#x017F;to&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e und Proben zeigen, &#x017F;o fallen &#x017F;ie, mur-<lb/>
ren, wollen wieder zuru&#x0364;cke, und &#x017F;terben<lb/>
endlich, ohne in das Land der Verhei&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
zu kommen. 4. Andere wachen und beten<lb/>
nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey-<lb/>
nen in eigener Kraft alles auszurichten,<lb/>
werden daher leicht&#x017F;innig, und fallen ehe<lb/>
&#x017F;ie daran gedenken. 5. Viele wollen die<lb/>
Gnade vor der Welt verbergen, damit mans<lb/>
nicht merke, und nicht in Verdacht und<lb/>
Verachtung falle, man will nach &#x017F;einem<lb/>
Sinn die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere un&#x017F;chuldige und gleichgu&#x0364;l-<lb/>
tige Mitmachung zwar behalten, &#x017F;ich aber<lb/>
&#x017F;chon vor grober Gleich&#x017F;tellung hu&#x0364;ten und<lb/>
bewahren, aber da ni&#x017F;tet unvermerkt der<lb/>
Feind wieder in das Herze, und rei&#x017F;&#x017F;et hin.<lb/>
6. Endlich i&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Grund, daß &#x017F;o<lb/>
viele wieder untreu werden, die Macht, Li&#x017F;t<lb/>
und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und<lb/>
Nacht alles anwenden, die Seele wieder in<lb/>
ihr Garn zu bringen. Haltet man &#x017F;ich nun<lb/>
nicht demu&#x0364;thig, lauter und unverruckt in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0283] Thaten der Gnade. III. Stuͤck. ſich dem Leibe nach aus Sodom fuͤhren, bleibt aber mit dem Herzen in der Stadt des Verderbens, ſchauet auſſert denen Thoren Sodoms zuruͤcke, und wird zur Salzſaͤule. Viele von denen Jſraeliten gehen aus Egypten, tragen aber in ihren Herzen die Liebe zu denen Fleiſchtoͤpfen in die Wuͤſte, ſo bald ſich da Mangel, Anſtoͤſ- ſe und Proben zeigen, ſo fallen ſie, mur- ren, wollen wieder zuruͤcke, und ſterben endlich, ohne in das Land der Verheiſſung zu kommen. 4. Andere wachen und beten nicht, trauen ihren Herzen zu viel, mey- nen in eigener Kraft alles auszurichten, werden daher leichtſinnig, und fallen ehe ſie daran gedenken. 5. Viele wollen die Gnade vor der Welt verbergen, damit mans nicht merke, und nicht in Verdacht und Verachtung falle, man will nach ſeinem Sinn die aͤuſſere unſchuldige und gleichguͤl- tige Mitmachung zwar behalten, ſich aber ſchon vor grober Gleichſtellung huͤten und bewahren, aber da niſtet unvermerkt der Feind wieder in das Herze, und reiſſet hin. 6. Endlich iſt ein groſſer Grund, daß ſo viele wieder untreu werden, die Macht, Liſt und Boßheit der Seelenfeinde, die Tag und Nacht alles anwenden, die Seele wieder in ihr Garn zu bringen. Haltet man ſich nun nicht demuͤthig, lauter und unverruckt in dem P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/283
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/283>, abgerufen am 21.11.2024.