Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. IV. Stück. den sie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,aber denn zu spät, und zu ihrem grossen Schrecken und Anklagen in dem Gewissen erfahren. Da nun so unaussprechlich viel in Ansehen des Lebens der Gnade daran ge- legen ist, daß man die gute Rührungen, wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen des Sünders den Anfang zu dem Heyl und Leben zu machen sucht, nach ihren Arten und Absichten erkenne, und denenselben auch willig folge, so wird der geliebte Leser es nicht für unnütze halten, hier ein wenig stille zu stehen. Es sind die gute Rührun- gen nichts anders "als Würkungen der vor- "bereitenden Gnade, da GOtt durch sein "Wort und andere Hülfsmittel, theils in "den Verstand des Menschen einiges Licht "eindringen lässet, theils den Willen dessel- "ben beweget, das Böse zu verlassen, und "das Gute zu erwählen, um ihm dardurch "den Weg zu seiner Bekehrung zu bahnen." Durch diese gute Bewegungen sucht also der HErr bey dem Menschen die Hindernisse der Bekehrung aus dem Wege zu räumen, und ihm Gelegenheiten zu verschaffen, sein Heyl zu würken, und seine Seele zu erretten. Es wird (wie oben erinnert worden) wohl kein Mensch seyn, an welchen der Heyland diese Bemühungen nicht wende, und alles versu- che, was vermögend ist, den Sünder zum Nach- U 3
Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. den ſie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,aber denn zu ſpaͤt, und zu ihrem groſſen Schrecken und Anklagen in dem Gewiſſen erfahren. Da nun ſo unausſprechlich viel in Anſehen des Lebens der Gnade daran ge- legen iſt, daß man die gute Ruͤhrungen, wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen des Suͤnders den Anfang zu dem Heyl und Leben zu machen ſucht, nach ihren Arten und Abſichten erkenne, und denenſelben auch willig folge, ſo wird der geliebte Leſer es nicht fuͤr unnuͤtze halten, hier ein wenig ſtille zu ſtehen. Es ſind die gute Ruͤhrun- gen nichts anders „als Wuͤrkungen der vor- „bereitenden Gnade, da GOtt durch ſein „Wort und andere Huͤlfsmittel, theils in „den Verſtand des Menſchen einiges Licht „eindringen laͤſſet, theils den Willen deſſel- „ben beweget, das Boͤſe zu verlaſſen, und „das Gute zu erwaͤhlen, um ihm dardurch „den Weg zu ſeiner Bekehrung zu bahnen.„ Durch dieſe gute Bewegungen ſucht alſo der HErr bey dem Menſchen die Hinderniſſe der Bekehrung aus dem Wege zu raͤumen, und ihm Gelegenheiten zu verſchaffen, ſein Heyl zu wuͤrken, und ſeine Seele zu erretten. Es wird (wie oben erinnert worden) wohl kein Menſch ſeyn, an welchen der Heyland dieſe Bemuͤhungen nicht wende, und alles verſu- che, was vermoͤgend iſt, den Suͤnder zum Nach- U 3
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Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
den ſie es unfehlbar noch in der Ewigkeit,
aber denn zu ſpaͤt, und zu ihrem groſſen
Schrecken und Anklagen in dem Gewiſſen
erfahren. Da nun ſo unausſprechlich viel
in Anſehen des Lebens der Gnade daran ge-
legen iſt, daß man die gute Ruͤhrungen,
wordurch die Gnade in dem Jnnwendigen
des Suͤnders den Anfang zu dem Heyl und
Leben zu machen ſucht, nach ihren Arten
und Abſichten erkenne, und denenſelben
auch willig folge, ſo wird der geliebte Leſer
es nicht fuͤr unnuͤtze halten, hier ein wenig
ſtille zu ſtehen. Es ſind die gute Ruͤhrun-
gen nichts anders „als Wuͤrkungen der vor-
„bereitenden Gnade, da GOtt durch ſein
„Wort und andere Huͤlfsmittel, theils in
„den Verſtand des Menſchen einiges Licht
„eindringen laͤſſet, theils den Willen deſſel-
„ben beweget, das Boͤſe zu verlaſſen, und
„das Gute zu erwaͤhlen, um ihm dardurch
„den Weg zu ſeiner Bekehrung zu bahnen.„
Durch dieſe gute Bewegungen ſucht alſo der
HErr bey dem Menſchen die Hinderniſſe der
Bekehrung aus dem Wege zu raͤumen, und
ihm Gelegenheiten zu verſchaffen, ſein Heyl
zu wuͤrken, und ſeine Seele zu erretten. Es
wird (wie oben erinnert worden) wohl kein
Menſch ſeyn, an welchen der Heyland dieſe
Bemuͤhungen nicht wende, und alles verſu-
che, was vermoͤgend iſt, den Suͤnder zum
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