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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. IV. Stück.
und Lustigseyn auf dem Rande der Hölle
herumhüpfen; aber weil meine Seele vor
dem HErrn theuer ist, so hat sein Erbar-
men ihn gedrungen, meine Augen mir zu
eröfnen, mein Herze lebendig anzugreifen,
und mich zu bewegen in denen Wunden
seines Sohnes meine Versöhnung zu su-
chen. Fühle ich schon den Frieden noch
nicht in meiner Seele, sehe ich das Herze
GOttes gleich gegen mich noch nicht aufge-
schlossen, muß ich noch mit Thränen in
dunkeln Wegen auf Gnade und Erbarmung
warten, so bin ich dessetwegen noch nicht
verzagt, der, so sein Werk erbarmend in
mir angefangen, wird auch nach seiner Lie-
be dasselbe in mir vollenden. Jch weiß daß
mein Erbarmer seine Stunden hat, und
daß er in einer jeden etwas seliges für mich
aufgehoben, sind diese Seligkeiten in mich
ausgeschüttet, so wird er sich gewiß meiner
Seele zeigen. Jst dieser Zweifel weg, und
die Seele von der Liebe und Willigkeit des
HErrn überzeuget, so kommt der Feind
und spricht: Er kan nicht; seine Heiligkeit
und Gerechtigkeit lässet ihm nicht zu, eine
so schnöde Creatur, einen Rebell in seine
Brautkammer aufzunehmen. Ja: spricht
die Seele, wollte der HErr mich allein in
mir, und meinen Sünden ansehen, so

könte
Y

Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
und Luſtigſeyn auf dem Rande der Hoͤlle
herumhuͤpfen; aber weil meine Seele vor
dem HErrn theuer iſt, ſo hat ſein Erbar-
men ihn gedrungen, meine Augen mir zu
eroͤfnen, mein Herze lebendig anzugreifen,
und mich zu bewegen in denen Wunden
ſeines Sohnes meine Verſoͤhnung zu ſu-
chen. Fuͤhle ich ſchon den Frieden noch
nicht in meiner Seele, ſehe ich das Herze
GOttes gleich gegen mich noch nicht aufge-
ſchloſſen, muß ich noch mit Thraͤnen in
dunkeln Wegen auf Gnade und Erbarmung
warten, ſo bin ich deſſetwegen noch nicht
verzagt, der, ſo ſein Werk erbarmend in
mir angefangen, wird auch nach ſeiner Lie-
be daſſelbe in mir vollenden. Jch weiß daß
mein Erbarmer ſeine Stunden hat, und
daß er in einer jeden etwas ſeliges fuͤr mich
aufgehoben, ſind dieſe Seligkeiten in mich
ausgeſchuͤttet, ſo wird er ſich gewiß meiner
Seele zeigen. Jſt dieſer Zweifel weg, und
die Seele von der Liebe und Willigkeit des
HErrn uͤberzeuget, ſo kommt der Feind
und ſpricht: Er kan nicht; ſeine Heiligkeit
und Gerechtigkeit laͤſſet ihm nicht zu, eine
ſo ſchnoͤde Creatur, einen Rebell in ſeine
Brautkammer aufzunehmen. Ja: ſpricht
die Seele, wollte der HErr mich allein in
mir, und meinen Suͤnden anſehen, ſo

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[337/0389] Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. und Luſtigſeyn auf dem Rande der Hoͤlle herumhuͤpfen; aber weil meine Seele vor dem HErrn theuer iſt, ſo hat ſein Erbar- men ihn gedrungen, meine Augen mir zu eroͤfnen, mein Herze lebendig anzugreifen, und mich zu bewegen in denen Wunden ſeines Sohnes meine Verſoͤhnung zu ſu- chen. Fuͤhle ich ſchon den Frieden noch nicht in meiner Seele, ſehe ich das Herze GOttes gleich gegen mich noch nicht aufge- ſchloſſen, muß ich noch mit Thraͤnen in dunkeln Wegen auf Gnade und Erbarmung warten, ſo bin ich deſſetwegen noch nicht verzagt, der, ſo ſein Werk erbarmend in mir angefangen, wird auch nach ſeiner Lie- be daſſelbe in mir vollenden. Jch weiß daß mein Erbarmer ſeine Stunden hat, und daß er in einer jeden etwas ſeliges fuͤr mich aufgehoben, ſind dieſe Seligkeiten in mich ausgeſchuͤttet, ſo wird er ſich gewiß meiner Seele zeigen. Jſt dieſer Zweifel weg, und die Seele von der Liebe und Willigkeit des HErrn uͤberzeuget, ſo kommt der Feind und ſpricht: Er kan nicht; ſeine Heiligkeit und Gerechtigkeit laͤſſet ihm nicht zu, eine ſo ſchnoͤde Creatur, einen Rebell in ſeine Brautkammer aufzunehmen. Ja: ſpricht die Seele, wollte der HErr mich allein in mir, und meinen Suͤnden anſehen, ſo koͤnte Y

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/389>, abgerufen am 22.11.2024.