geistlichen Todes, und zündete in dieser Seele das göttliche Leben an.
O was kan die Kraft des heiligen Blu- tes des Heylandes thun! wenn sie auch in dem größten Sünderherze offenbar wird, was für grosse Zeugnisse der herrlichsten Macht, was für Bewunderungs-würdige Thaten zeiget uns dieselbe unter dem Creu- tze JEsu! sie zerbricht dorten dem Haupt- mann das Herz, sie besieget darinnen alle Feindseligkeit, womit es zuvor gegen den Heyland erfüllet war, sie entzündete in die- sem Heide die feurigste Triebe der Liebe ge- gen dem sterbenden Herzog der Seligkeit, sie machte seine Zunge beredt, demselben eine fürtrefliche Lobrede zu halten. Die rohe Gemüther seiner Soldaten, die zuvor gleichsam ihre Kräften verzehret, den lei- denden JEsum durch alle erdenkliche Mar- ter zu peinigen, und recht erbärmlich zuzu- richten, werden auf die lebendigste Weise zerschmelzet, so bald die Kraft des Todes JEsu sie durchdrange. Eben diese durch- dringende Kraft verwandelt in einem Au- genblicke die Herzen des Volkes, welches bey dem Creutze des Heylandes war, die, so eben über JEsum ausgespeyet, und ihren Haß, Unwillen und Bosheit gegen den be- sten Freund der Seele, bis in den letzten Augenblick seines Lebens offenbaren, schla-
gen
Thaten der Gnade. I. Stuͤck.
geiſtlichen Todes, und zuͤndete in dieſer Seele das goͤttliche Leben an.
O was kan die Kraft des heiligen Blu- tes des Heylandes thun! wenn ſie auch in dem groͤßten Suͤnderherze offenbar wird, was fuͤr groſſe Zeugniſſe der herrlichſten Macht, was fuͤr Bewunderungs-wuͤrdige Thaten zeiget uns dieſelbe unter dem Creu- tze JEſu! ſie zerbricht dorten dem Haupt- mann das Herz, ſie beſieget darinnen alle Feindſeligkeit, womit es zuvor gegen den Heyland erfuͤllet war, ſie entzuͤndete in die- ſem Heide die feurigſte Triebe der Liebe ge- gen dem ſterbenden Herzog der Seligkeit, ſie machte ſeine Zunge beredt, demſelben eine fuͤrtrefliche Lobrede zu halten. Die rohe Gemuͤther ſeiner Soldaten, die zuvor gleichſam ihre Kraͤften verzehret, den lei- denden JEſum durch alle erdenkliche Mar- ter zu peinigen, und recht erbaͤrmlich zuzu- richten, werden auf die lebendigſte Weiſe zerſchmelzet, ſo bald die Kraft des Todes JEſu ſie durchdrange. Eben dieſe durch- dringende Kraft verwandelt in einem Au- genblicke die Herzen des Volkes, welches bey dem Creutze des Heylandes war, die, ſo eben uͤber JEſum ausgeſpeyet, und ihren Haß, Unwillen und Bosheit gegen den be- ſten Freund der Seele, bis in den letzten Augenblick ſeines Lebens offenbaren, ſchla-
gen
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Thaten der Gnade. I. Stuͤck.
geiſtlichen Todes, und zuͤndete in dieſer
Seele das goͤttliche Leben an.
O was kan die Kraft des heiligen Blu-
tes des Heylandes thun! wenn ſie auch in
dem groͤßten Suͤnderherze offenbar wird,
was fuͤr groſſe Zeugniſſe der herrlichſten
Macht, was fuͤr Bewunderungs-wuͤrdige
Thaten zeiget uns dieſelbe unter dem Creu-
tze JEſu! ſie zerbricht dorten dem Haupt-
mann das Herz, ſie beſieget darinnen alle
Feindſeligkeit, womit es zuvor gegen den
Heyland erfuͤllet war, ſie entzuͤndete in die-
ſem Heide die feurigſte Triebe der Liebe ge-
gen dem ſterbenden Herzog der Seligkeit,
ſie machte ſeine Zunge beredt, demſelben
eine fuͤrtrefliche Lobrede zu halten. Die
rohe Gemuͤther ſeiner Soldaten, die zuvor
gleichſam ihre Kraͤften verzehret, den lei-
denden JEſum durch alle erdenkliche Mar-
ter zu peinigen, und recht erbaͤrmlich zuzu-
richten, werden auf die lebendigſte Weiſe
zerſchmelzet, ſo bald die Kraft des Todes
JEſu ſie durchdrange. Eben dieſe durch-
dringende Kraft verwandelt in einem Au-
genblicke die Herzen des Volkes, welches
bey dem Creutze des Heylandes war, die,
ſo eben uͤber JEſum ausgeſpeyet, und ihren
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/79>, abgerufen am 27.11.2024.
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