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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 22. Capitel/ der
de/ die auff ein andere Weise/ als mit
dem verwechseln der eygentlichen Be-
deutung/ jhre Zierligkeit sehen lesset/ vnd
vor der gemeinen Gewohnheit viel besser
sich erzeiget. Bestehen demnach die Tro-
pen in eintzelen Worten/ die Figuren aber
[in] vollstendigen Reden.

Zweyerley Geschlecht der Figuren
seyn zumercken: Denn sie finden sich entwe-
der in dem Sprechen/ oder in den Sprü-
chen. Die Lateiner sagen/ sie weren vel di-
ctionis, vel sententiae,
vnd lassen sich solche
termini im Anfang/ biß in vnserer angebor-
nen Zungen die Wohlredenheit etwas ausge-
übet/ vnd die Gemüther der Studenten ange-
wehnet werden/ nicht wohl verdeutschen. Der
kunstliebende Leser wolle auff das/ so folget/
achtung geben: Wer Lust hat nachzugrü-
beln/ mag seines Gefallens forscheln/ wie
die dapffern Ringer/ die Thüringer heuti-
ges Tages genennet/ zuschwatzen pflegen.

Die Figuren in dem Sprechen erschei-
nen beydes an den Eygenschafften/ vnd
dem Wesen der Rede. An den Ey gen-
schafften/ wenn etwas entweder mangelt/

oder

Das 22. Capitel/ der
de/ die auff ein andere Weiſe/ als mit
dem verwechſeln der eygentlichen Be-
deutung/ jhre Zierligkeit ſehen leſſet/ vnd
vor der gemeinen Gewohnheit viel beſſer
ſich erzeiget. Beſtehen demnach die Tro-
pen in eintzelen Worten/ die Figuren aber
[in] vollſtendigen Reden.

Zweyerley Geſchlecht der Figuren
ſeyn zumercken: Denn ſie finden ſich entwe-
der in dem Sprechen/ oder in den Spruͤ-
chen. Die Lateiner ſagen/ ſie weren vel di-
ctionis, vel ſententiæ,
vnd laſſen ſich ſolche
termini im Anfang/ biß in vnſerer angebor-
nen Zungen die Wohlredenheit etwas ausge-
uͤbet/ vnd die Gemuͤther der Studenten ange-
wehnet werden/ nicht wohl verdeutſchen. Der
kunſtliebende Leſer wolle auff das/ ſo folget/
achtung geben: Wer Luſt hat nachzugruͤ-
beln/ mag ſeines Gefallens forſcheln/ wie
die dapffern Ringer/ die Thuͤringer heuti-
ges Tages genennet/ zuſchwatzen pflegen.

Die Figuren in dem Sprechen erſchei-
nen beydes an den Eygenſchafften/ vnd
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ſchafften/ wenn etwas entweder mangelt/

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[218/0238] Das 22. Capitel/ der de/ die auff ein andere Weiſe/ als mit dem verwechſeln der eygentlichen Be- deutung/ jhre Zierligkeit ſehen leſſet/ vnd vor der gemeinen Gewohnheit viel beſſer ſich erzeiget. Beſtehen demnach die Tro- pen in eintzelen Worten/ die Figuren aber in vollſtendigen Reden. Zweyerley Geſchlecht der Figuren ſeyn zumercken: Denn ſie finden ſich entwe- der in dem Sprechen/ oder in den Spruͤ- chen. Die Lateiner ſagen/ ſie weren vel di- ctionis, vel ſententiæ, vnd laſſen ſich ſolche termini im Anfang/ biß in vnſerer angebor- nen Zungen die Wohlredenheit etwas ausge- uͤbet/ vnd die Gemuͤther der Studenten ange- wehnet werden/ nicht wohl verdeutſchen. Der kunſtliebende Leſer wolle auff das/ ſo folget/ achtung geben: Wer Luſt hat nachzugruͤ- beln/ mag ſeines Gefallens forſcheln/ wie die dapffern Ringer/ die Thuͤringer heuti- ges Tages genennet/ zuſchwatzen pflegen. Die Figuren in dem Sprechen erſchei- nen beydes an den Eygenſchafften/ vnd dem Weſen der Rede. An den Ey gen- ſchafften/ wenn etwas entweder mangelt/ oder

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/238>, abgerufen am 24.11.2024.