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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 25. Cap. der

Wer kan dich genugsam loden/ wer kan
dich genugsam lieben/ HErr J Esu/ Du/ da
hast gleichfalls verlassen den Schoß deines
Vatters. Du/ du hast dich enteussert der
Gesellschafft der Engel/ Du/ du bist abgezo-
gen von der Stätte der Ewigkeit/ vnd einge-
zogen in den Hoff der Zeitlichheit. Du/ du
hast dich in dem Jungfräwlichen Leib der
Mutter geschlossen/ in die Krippen geleget/ in
dem Stall verkrochen. Du/ du hast in dem
Elende gewandert/ Wunder vnd Zeichen ge-
than/ vnd vor das Menschliche Geschlecht
bezahlet.

Zum Andern geschicht solches/ wenn
man eines oder zwey Wort darzwischen
menget/ vnd darauff die vorigen fertiger
Weise widerholet/ als: Der Sieg/ je-
tzunder ist der Sieg erhalten/ der Feinde ge-
schlagen vnd die Freyheit gewonnen. Cicero:
Du lebest/ vnd lebest nicht dein tolle Kühn-
heit abzulegen/ sondern dieselbe zubestercken.
Ebenermassen kan man die Rede deß Cicero-
nen auff Art der Epizeuxis verteutschen:
Der Rath weiß es/ der Bürgemeister sihet
es: Der Catalina aber lebet/ O jhr Rö-
mer lebet der Catalina? Ja wohl er kom-

met
Das 25. Cap. der

Wer kan dich genugſam loden/ wer kan
dich genugſam lieben/ HErꝛ J Eſu/ Du/ da
haſt gleichfalls verlaſſen den Schoß deines
Vatters. Du/ du haſt dich enteuſſert der
Geſellſchafft der Engel/ Du/ du biſt abgezo-
gen von der Staͤtte der Ewigkeit/ vnd einge-
zogen in den Hoff der Zeitlichheit. Du/ du
haſt dich in dem Jungfraͤwlichen Leib der
Mutter geſchloſſen/ in die Krippen geleget/ in
dem Stall verkrochen. Du/ du haſt in dem
Elende gewandert/ Wunder vnd Zeichen ge-
than/ vnd vor das Menſchliche Geſchlecht
bezahlet.

Zum Andern geſchicht ſolches/ wenn
man eines oder zwey Wort darzwiſchen
menget/ vnd darauff die vorigen fertiger
Weiſe widerholet/ als: Der Sieg/ je-
tzunder iſt der Sieg erhalten/ der Feinde ge-
ſchlagen vnd die Freyheit gewonnen. Cicero:
Du lebeſt/ vnd lebeſt nicht dein tolle Kuͤhn-
heit abzulegen/ ſondern dieſelbe zubeſtercken.
Ebenermaſſen kan man die Rede deß Cicero-
nen auff Art der Epizeuxis verteutſchen:
Der Rath weiß es/ der Buͤrgemeiſter ſihet
es: Der Catalina aber lebet/ O jhr Roͤ-
mer lebet der Catalina? Ja wohl er kom-

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[252/0272] Das 25. Cap. der Wer kan dich genugſam loden/ wer kan dich genugſam lieben/ HErꝛ J Eſu/ Du/ da haſt gleichfalls verlaſſen den Schoß deines Vatters. Du/ du haſt dich enteuſſert der Geſellſchafft der Engel/ Du/ du biſt abgezo- gen von der Staͤtte der Ewigkeit/ vnd einge- zogen in den Hoff der Zeitlichheit. Du/ du haſt dich in dem Jungfraͤwlichen Leib der Mutter geſchloſſen/ in die Krippen geleget/ in dem Stall verkrochen. Du/ du haſt in dem Elende gewandert/ Wunder vnd Zeichen ge- than/ vnd vor das Menſchliche Geſchlecht bezahlet. Zum Andern geſchicht ſolches/ wenn man eines oder zwey Wort darzwiſchen menget/ vnd darauff die vorigen fertiger Weiſe widerholet/ als: Der Sieg/ je- tzunder iſt der Sieg erhalten/ der Feinde ge- ſchlagen vnd die Freyheit gewonnen. Cicero: Du lebeſt/ vnd lebeſt nicht dein tolle Kuͤhn- heit abzulegen/ ſondern dieſelbe zubeſtercken. Ebenermaſſen kan man die Rede deß Cicero- nen auff Art der Epizeuxis verteutſchen: Der Rath weiß es/ der Buͤrgemeiſter ſihet es: Der Catalina aber lebet/ O jhr Roͤ- mer lebet der Catalina? Ja wohl er kom- met

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/272>, abgerufen am 22.11.2024.