Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.Teutschen Rhetorica. Hoff Keyser Carten deß Fünfften/ erschiendermahl eins von den Fürsten ein Abgesand- ter/ vnd nach dem er in deutscher Zungen sei- ne Werbung abgeleget/ fienge der Spanier an den Gesandten trefflich zu loben. Aber einander Spanier sagte/ die deutsche Sprach were gar zu hart/ schwer/ vnd ernstlich/ daß er glauben müste/ Gott/ als er den Adam mit seiner Eva aus dem Paradeiß verstossen/ vnd den En- gel mit dem blossen hawenden Schwerdt dafür geleget/ hette vmb mehrer Furcht vnd Schreckens willen diesen vnsern er- sten Vatter in deutscher Sprach geschol- ten. Der deutsche Gesandte antwortet höff- lich: Die Spanische Sprache wehre sehr prächtig vnd spitzfindig/ daß er glau- be/ der Teuffel/ als er die arme Eva ü- berschwatzet vnd zu dem leydigen Sün- denfall bringen wollen/ habe der Spa- nischen Sprach/ weil solche zu dem be- triegen vnd liegen sehr dienstlich dazu- mahl sich gebrauchet. Hieher wollen etz- liche ziehen die Art/ wenn das Wort zwar bleibet in seinen Syllaben/ aber nicht in der Bedeu-
Teutſchen Rhetorica. Hoff Keyſer Carten deß Fuͤnfften/ erſchiendermahl eins von den Fuͤrſten ein Abgeſand- ter/ vnd nach dem er in deutſcher Zungen ſei- ne Werbung abgeleget/ fienge der Spanier an den Geſandten trefflich zu loben. Aber einander Spanier ſagte/ die deutſche Sprach were gar zu hart/ ſchwer/ vnd ernſtlich/ daß er glauben muͤſte/ Gott/ als er den Adam mit ſeiner Eva aus dem Paradeiß verſtoſſen/ vnd den En- gel mit dem bloſſen hawenden Schwerdt dafuͤr geleget/ hette vmb mehrer Furcht vnd Schreckens willen dieſen vnſern er- ſten Vatter in deutſcher Sprach geſchol- ten. Der deutſche Geſandte antwortet hoͤff- lich: Die Spaniſche Sprache wehre ſehr praͤchtig vnd ſpitzfindig/ daß er glau- be/ der Teuffel/ als er die arme Eva uͤ- berſchwatzet vnd zu dem leydigen Suͤn- denfall bringen wollen/ habe der Spa- niſchen Sprach/ weil ſolche zu dem be- triegen vnd liegen ſehr dienſtlich dazu- mahl ſich gebrauchet. Hieher wollen etz- liche ziehen die Art/ wenn das Wort zwar bleibet in ſeinen Syllaben/ aber nicht in der Bedeu-
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Teutſchen Rhetorica.
Hoff Keyſer Carten deß Fuͤnfften/ erſchien
dermahl eins von den Fuͤrſten ein Abgeſand-
ter/ vnd nach dem er in deutſcher Zungen ſei-
ne Werbung abgeleget/ fienge der Spanier
an den Geſandten trefflich zu loben. Aber
einander Spanier ſagte/ die deutſche
Sprach were gar zu hart/ ſchwer/ vnd
ernſtlich/ daß er glauben muͤſte/ Gott/
als er den Adam mit ſeiner Eva aus
dem Paradeiß verſtoſſen/ vnd den En-
gel mit dem bloſſen hawenden Schwerdt
dafuͤr geleget/ hette vmb mehrer Furcht
vnd Schreckens willen dieſen vnſern er-
ſten Vatter in deutſcher Sprach geſchol-
ten. Der deutſche Geſandte antwortet hoͤff-
lich: Die Spaniſche Sprache wehre
ſehr praͤchtig vnd ſpitzfindig/ daß er glau-
be/ der Teuffel/ als er die arme Eva uͤ-
berſchwatzet vnd zu dem leydigen Suͤn-
denfall bringen wollen/ habe der Spa-
niſchen Sprach/ weil ſolche zu dem be-
triegen vnd liegen ſehr dienſtlich dazu-
mahl ſich gebrauchet. Hieher wollen etz-
liche ziehen die Art/ wenn das Wort zwar
bleibet in ſeinen Syllaben/ aber nicht in der
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