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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 34. Cap. der
Kunst lauffen/ vnd wo sie antroffen werden/
flehentlich vmb das Leben zu seufftzen.

Cicero: Hettestu etwas Raum der Ver-
nunfft vnd Weißheit gegeben vnd dich selbst
darüber vernommen/ du werest in diese Schan-
de nicht gerathen.

Cicero: Du vnterstehest dich schändlich
zu handeln/ vnd befleissigest dich bübisch zu re-
den: Du lebest nachlessiglich/ du sündigest
vorsetziglich/ du plauderst verhessiglich. Die
Figur hat aus dem Latein kein ander Deutsch
leyden wollen.

Quintil: Es fället nicht in einen Men-
schen beydes thun großmütiglich/ vnd zu le-
ben schandlosiglich.

Bey dem Apuleyen stehet ein Heydnischer
Spruch von dem beschiedenen Geist eines je-
den Menschen/ inmassen er dafür hält/ fol-
gendes Jnhalts: Dieser Hüter, ist ein son-
derbarer Verwalter/ heußlicher Auffmercker/
stetbleibender Richter/ vnabwendlicher Be-
kräfftiger deß bösen ein Verflucher/ deß From-
men ein Preiser. Vnd bald darnach: Er
ist in vngewissen Dingen ein Vorseher/ in
zweiffelhafftigen ein Vorwarner/ in gefährli-
chen ein Bewahrer/ in elenden ein Helffer/

der

Das 34. Cap. der
Kunſt lauffen/ vnd wo ſie antroffen werden/
flehentlich vmb das Leben zu ſeufftzen.

Cicero: Hetteſtu etwas Raum der Ver-
nunfft vnd Weißheit gegeben vnd dich ſelbſt
daruͤber vernom̃en/ du wereſt in dieſe Schan-
de nicht gerathen.

Cicero: Du vnterſteheſt dich ſchaͤndlich
zu handeln/ vnd befleiſſigeſt dich buͤbiſch zu re-
den: Du lebeſt nachleſſiglich/ du ſuͤndigeſt
vorſetziglich/ du plauderſt verheſſiglich. Die
Figur hat aus dem Latein kein ander Deutſch
leyden wollen.

Quintil: Es faͤllet nicht in einen Men-
ſchen beydes thun großmuͤtiglich/ vnd zu le-
ben ſchandloſiglich.

Bey dem Apuleyen ſtehet ein Heydniſcher
Spruch von dem beſchiedenen Geiſt eines je-
den Menſchen/ inmaſſen er dafuͤr haͤlt/ fol-
gendes Jnhalts: Dieſer Huͤter, iſt ein ſon-
derbarer Verwalter/ heußlicher Auffmercker/
ſtetbleibender Richter/ vnabwendlicher Be-
kraͤfftiger deß boͤſen ein Verflucher/ deß From-
men ein Preiſer. Vnd bald darnach: Er
iſt in vngewiſſen Dingen ein Vorſeher/ in
zweiffelhafftigen ein Vorwarner/ in gefaͤhrli-
chen ein Bewahrer/ in elenden ein Helffer/

der
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[340/0360] Das 34. Cap. der Kunſt lauffen/ vnd wo ſie antroffen werden/ flehentlich vmb das Leben zu ſeufftzen. Cicero: Hetteſtu etwas Raum der Ver- nunfft vnd Weißheit gegeben vnd dich ſelbſt daruͤber vernom̃en/ du wereſt in dieſe Schan- de nicht gerathen. Cicero: Du vnterſteheſt dich ſchaͤndlich zu handeln/ vnd befleiſſigeſt dich buͤbiſch zu re- den: Du lebeſt nachleſſiglich/ du ſuͤndigeſt vorſetziglich/ du plauderſt verheſſiglich. Die Figur hat aus dem Latein kein ander Deutſch leyden wollen. Quintil: Es faͤllet nicht in einen Men- ſchen beydes thun großmuͤtiglich/ vnd zu le- ben ſchandloſiglich. Bey dem Apuleyen ſtehet ein Heydniſcher Spruch von dem beſchiedenen Geiſt eines je- den Menſchen/ inmaſſen er dafuͤr haͤlt/ fol- gendes Jnhalts: Dieſer Huͤter, iſt ein ſon- derbarer Verwalter/ heußlicher Auffmercker/ ſtetbleibender Richter/ vnabwendlicher Be- kraͤfftiger deß boͤſen ein Verflucher/ deß From- men ein Preiſer. Vnd bald darnach: Er iſt in vngewiſſen Dingen ein Vorſeher/ in zweiffelhafftigen ein Vorwarner/ in gefaͤhrli- chen ein Bewahrer/ in elenden ein Helffer/ der

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/360>, abgerufen am 24.11.2024.