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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.

Item. Wie viel vnerhörte vnd hohe
Stücke/ oder Tugenden/ nach Meynung deß
Catulen/ zufinden seyn/ habet jhr euch zuer-
jnnern. Denn was ist so vnerhöret/ vnd
vngebreuchlich/ als daß ein Knabe/ der noch
in keinem öffentlichen Ampt gesessen/ bey ge-
fährlichsten Zeiten deß Reichß ein Kriegß-
volck werben könne? Er hat es geworben:
demselbigen fürstehen können? Er hat ihm
fürgestanden: Mit denselbigen herrliche Din-
gein trefflichen Heerzügen verrichten können?
Er hat es verrichtet. Jn diesem Exempel
seyn die vnterschiedliche Fragen vnd Antwor-
te gegen einander gesetzet/ welche die Studen-
ten wohl mercken sollen.

Jn folgenden Exempeln seyn die Sa-
chen selbst gegen einander gesetzet. Cicero.
Wiewohl ich zubefürchten habe/ jhr Rich-
ter/ es sey schändlich/ wenn der jenige/ wel-
cher anhebet dem dapfferesten Mann das
Worte zu reden/ sich schewet/ vnd gebühret
sich nirgents/ weil Titus Annius Milo selbst/
viel mehr wegen der Wohlfart deß Reichs/
als seiner eygenen bekümmert ist/ wenn ich
in desselbigen Verthätigung nicht ebenmessi-
ge Standhafftigkeit deß Gemüths bringen
könne: Jedoch erschrecket diese newe Gestalt

der
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Teutſchen Rhetorica.

Item. Wie viel vnerhoͤrte vnd hohe
Stuͤcke/ oder Tugenden/ nach Meynung deß
Catulen/ zufinden ſeyn/ habet jhr euch zuer-
jnnern. Denn was iſt ſo vnerhoͤret/ vnd
vngebreuchlich/ als daß ein Knabe/ der noch
in keinem oͤffentlichen Ampt geſeſſen/ bey ge-
faͤhrlichſten Zeiten deß Reichß ein Kriegß-
volck werben koͤnne? Er hat es geworben:
demſelbigen fuͤrſtehen koͤnnen? Er hat ihm
fuͤrgeſtanden: Mit denſelbigen herꝛliche Din-
gein trefflichen Heerzuͤgen verꝛichten koͤnnen?
Er hat es verꝛichtet. Jn dieſem Exempel
ſeyn die vnterſchiedliche Fragen vnd Antwor-
te gegen einander geſetzet/ welche die Studen-
ten wohl mercken ſollen.

Jn folgenden Exempeln ſeyn die Sa-
chen ſelbſt gegen einander geſetzet. Cicero.
Wiewohl ich zubefuͤrchten habe/ jhr Rich-
ter/ es ſey ſchaͤndlich/ wenn der jenige/ wel-
cher anhebet dem dapffereſten Mann das
Worte zu reden/ ſich ſchewet/ vnd gebuͤhret
ſich nirgents/ weil Titus Annius Milo ſelbſt/
viel mehr wegen der Wohlfart deß Reichs/
als ſeiner eygenen bekuͤmmert iſt/ wenn ich
in deſſelbigen Verthaͤtigung nicht ebenmeſſi-
ge Standhafftigkeit deß Gemuͤths bringen
koͤnne: Jedoch erſchrecket dieſe newe Geſtalt

der
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[421/0441] Teutſchen Rhetorica. Item. Wie viel vnerhoͤrte vnd hohe Stuͤcke/ oder Tugenden/ nach Meynung deß Catulen/ zufinden ſeyn/ habet jhr euch zuer- jnnern. Denn was iſt ſo vnerhoͤret/ vnd vngebreuchlich/ als daß ein Knabe/ der noch in keinem oͤffentlichen Ampt geſeſſen/ bey ge- faͤhrlichſten Zeiten deß Reichß ein Kriegß- volck werben koͤnne? Er hat es geworben: demſelbigen fuͤrſtehen koͤnnen? Er hat ihm fuͤrgeſtanden: Mit denſelbigen herꝛliche Din- gein trefflichen Heerzuͤgen verꝛichten koͤnnen? Er hat es verꝛichtet. Jn dieſem Exempel ſeyn die vnterſchiedliche Fragen vnd Antwor- te gegen einander geſetzet/ welche die Studen- ten wohl mercken ſollen. Jn folgenden Exempeln ſeyn die Sa- chen ſelbſt gegen einander geſetzet. Cicero. Wiewohl ich zubefuͤrchten habe/ jhr Rich- ter/ es ſey ſchaͤndlich/ wenn der jenige/ wel- cher anhebet dem dapffereſten Mann das Worte zu reden/ ſich ſchewet/ vnd gebuͤhret ſich nirgents/ weil Titus Annius Milo ſelbſt/ viel mehr wegen der Wohlfart deß Reichs/ als ſeiner eygenen bekuͤmmert iſt/ wenn ich in deſſelbigen Verthaͤtigung nicht ebenmeſſi- ge Standhafftigkeit deß Gemuͤths bringen koͤnne: Jedoch erſchrecket dieſe newe Geſtalt der D d iij

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/441>, abgerufen am 22.11.2024.