Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.Teutschen Rhetorica. vnd muß sich einer langsamen/ dapffe-ren vnd erhabenen Stimm annehmen. Ein Student betrachte die strenge Worte deß Ciceronen. Wenn ja dermahln eins es hette seyn sollen/ daß jemand den Lucien Flaccen in das eusserste Vuglück zustür- tzen gedächte/ habe ich doch niemahls davor gehalten/ jhr Richter/ das De- cius Laelius/ eines frommesten Mannes Sohn/ vnd der auch für sich mit statt- lichster Hoffnung zu höchsten Ehren be- gabet ist/ die Anklage auff sich nehmen würde/ weil solche viel mehr dem Haß vnd Grimm der schendlichen Bürger/ als seiner Tugend vnd wohlgezogenen Ju- gend anstünde etc. Wenn der Redener in diesen Worten sich nicht wil ernsthafftig vnd dapffer erzeigen/ was wird er außrichten? Nichts/ ja weniger als nichts. Hat der Redener seine Rede gering Hat der Redener seine Rede mittel- fasset/ G g ij
Teutſchen Rhetorica. vnd muß ſich einer langſamen/ dapffe-ren vnd erhabenen Stimm annehmen. Ein Student betrachte die ſtrenge Worte deß Ciceronen. Wenn ja dermahln eins es hette ſeyn ſollen/ daß jemand den Lucien Flaccen in das euſſerſte Vugluͤck zuſtuͤr- tzen gedaͤchte/ habe ich doch niemahls davor gehalten/ jhr Richter/ das De- cius Lælius/ eines frommeſten Mannes Sohn/ vnd der auch fuͤr ſich mit ſtatt- lichſter Hoffnung zu hoͤchſten Ehren be- gabet iſt/ die Anklage auff ſich nehmen wuͤrde/ weil ſolche viel mehr dem Haß vnd Grim̃ der ſchendlichen Buͤrger/ als ſeiner Tugend vnd wohlgezogenen Ju- gend anſtuͤnde ꝛc. Wenn der Redener in dieſen Worten ſich nicht wil ernſthafftig vnd dapffer erzeigen/ was wird er außrichten? Nichts/ ja weniger als nichts. Hat der Redener ſeine Rede gering Hat der Redener ſeine Rede mittel- faſſet/ G g ij
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Teutſchen Rhetorica.
vnd muß ſich einer langſamen/ dapffe-
ren vnd erhabenen Stimm annehmen.
Ein Student betrachte die ſtrenge Worte deß
Ciceronen. Wenn ja dermahln eins es
hette ſeyn ſollen/ daß jemand den Lucien
Flaccen in das euſſerſte Vugluͤck zuſtuͤr-
tzen gedaͤchte/ habe ich doch niemahls
davor gehalten/ jhr Richter/ das De-
cius Lælius/ eines frommeſten Mannes
Sohn/ vnd der auch fuͤr ſich mit ſtatt-
lichſter Hoffnung zu hoͤchſten Ehren be-
gabet iſt/ die Anklage auff ſich nehmen
wuͤrde/ weil ſolche viel mehr dem Haß
vnd Grim̃ der ſchendlichen Buͤrger/ als
ſeiner Tugend vnd wohlgezogenen Ju-
gend anſtuͤnde ꝛc. Wenn der Redener in
dieſen Worten ſich nicht wil ernſthafftig vnd
dapffer erzeigen/ was wird er außrichten?
Nichts/ ja weniger als nichts.
Hat der Redener ſeine Rede gering
an Spruͤchen vnd Worten gefaſſet/ mag
er auch etwas geſchwinder vnd tiefferer
Stim̃ ſich gebrauchen.
Hat der Redener ſeine Rede mittel-
meſſig an Spruͤchen vnd Worten ge-
faſſet/
G g ij
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