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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und sog die erquickende sommerliche Nachtluft ein. Der Zauber, mit der Geliebten in gesichertem Raum allein zu sein, ergriff ihn und tilgte den letzten Rest der Furcht und Sorge aus seinem Herzen. Er faßte die Hand des Mädchens und drückte sie wiederholt; er sah ihr ins Gesicht und sein Herz begann wieder zu klopfen, aber diesmal aus schönern Gründen. Beide setzten sich auf den Schrein.

Mit den Armen sich umfassend und Wang' an Wange gelehnt, saßen sie ein Weilchen ohne zu sprechen. Es dünkte den Burschen hier so schön und so reizend, daß er sein Sträuben herauf zu kommen, schwer begreiflich fand. In dem Glück, das ihn erfüllte, wurde sein Herz gerührt durch die Liebe und den Muth, welchen die Bäbe bewiesen hatte, damit sie so weit kamen, wie sie waren. Er fühlte, daß er ihr Alles zu danken hatte, daß sie ihn glücklich gemacht habe trotz seines Widerstrebens, und indem sie für ihre Person Alles aufs Spiel setzte. Sein Herz zerschmolz in Dankgefühl, und der Strom desselben stieg endlich empor und öffnete ihm unwiderstehlich die Lippen.

O Bäbe, rief er mit der Innigkeit eines bewegten Herzens, o Bäbe, was bist du für ein Mädchen! Du unternimmst so viel und riskirst so viel für mich, als ob ich der Fürnehmst' wär' in der Welt! Und weiß Gott, ich bin's nicht! Wenn ich noch so gute Vorsätz' fass', immer gerath ich wieder in meine Dummheiten und benehme mich -- nein, ich bin's nicht werth, was für mich

und sog die erquickende sommerliche Nachtluft ein. Der Zauber, mit der Geliebten in gesichertem Raum allein zu sein, ergriff ihn und tilgte den letzten Rest der Furcht und Sorge aus seinem Herzen. Er faßte die Hand des Mädchens und drückte sie wiederholt; er sah ihr ins Gesicht und sein Herz begann wieder zu klopfen, aber diesmal aus schönern Gründen. Beide setzten sich auf den Schrein.

Mit den Armen sich umfassend und Wang' an Wange gelehnt, saßen sie ein Weilchen ohne zu sprechen. Es dünkte den Burschen hier so schön und so reizend, daß er sein Sträuben herauf zu kommen, schwer begreiflich fand. In dem Glück, das ihn erfüllte, wurde sein Herz gerührt durch die Liebe und den Muth, welchen die Bäbe bewiesen hatte, damit sie so weit kamen, wie sie waren. Er fühlte, daß er ihr Alles zu danken hatte, daß sie ihn glücklich gemacht habe trotz seines Widerstrebens, und indem sie für ihre Person Alles aufs Spiel setzte. Sein Herz zerschmolz in Dankgefühl, und der Strom desselben stieg endlich empor und öffnete ihm unwiderstehlich die Lippen.

O Bäbe, rief er mit der Innigkeit eines bewegten Herzens, o Bäbe, was bist du für ein Mädchen! Du unternimmst so viel und riskirst so viel für mich, als ob ich der Fürnehmst' wär' in der Welt! Und weiß Gott, ich bin's nicht! Wenn ich noch so gute Vorsätz' fass', immer gerath ich wieder in meine Dummheiten und benehme mich — nein, ich bin's nicht werth, was für mich

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[0101] und sog die erquickende sommerliche Nachtluft ein. Der Zauber, mit der Geliebten in gesichertem Raum allein zu sein, ergriff ihn und tilgte den letzten Rest der Furcht und Sorge aus seinem Herzen. Er faßte die Hand des Mädchens und drückte sie wiederholt; er sah ihr ins Gesicht und sein Herz begann wieder zu klopfen, aber diesmal aus schönern Gründen. Beide setzten sich auf den Schrein. Mit den Armen sich umfassend und Wang' an Wange gelehnt, saßen sie ein Weilchen ohne zu sprechen. Es dünkte den Burschen hier so schön und so reizend, daß er sein Sträuben herauf zu kommen, schwer begreiflich fand. In dem Glück, das ihn erfüllte, wurde sein Herz gerührt durch die Liebe und den Muth, welchen die Bäbe bewiesen hatte, damit sie so weit kamen, wie sie waren. Er fühlte, daß er ihr Alles zu danken hatte, daß sie ihn glücklich gemacht habe trotz seines Widerstrebens, und indem sie für ihre Person Alles aufs Spiel setzte. Sein Herz zerschmolz in Dankgefühl, und der Strom desselben stieg endlich empor und öffnete ihm unwiderstehlich die Lippen. O Bäbe, rief er mit der Innigkeit eines bewegten Herzens, o Bäbe, was bist du für ein Mädchen! Du unternimmst so viel und riskirst so viel für mich, als ob ich der Fürnehmst' wär' in der Welt! Und weiß Gott, ich bin's nicht! Wenn ich noch so gute Vorsätz' fass', immer gerath ich wieder in meine Dummheiten und benehme mich — nein, ich bin's nicht werth, was für mich

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/101>, abgerufen am 22.12.2024.