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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Mit der Zeit kommt Alles. Aus Kindern werden Leute, und aus einem jungen Schneider kann immer noch ein Mordkerl werden -- wenn er einen Vater hat, wie Ihr seid! -- Während der Alte hierauf mit einem Grinsen antwortete, begann der Feine: Nun giebt's gleich zwei Paare. So eben hat der Schuster das Jawort von der Sibylle davongetragen, und die beiden Leute sehen aus, als ob jedes das Fürnehmste gekriegt hätte im ganzen Dorfe! -- So! versetzte Tobias erheitert. Und indem er auf seinen Vater einen bedeutsamen Blick warf, setzte er hinzu: Lassen wir ihnen ihr Vergnügen! --

Als sie wieder allein waren, begann der Sohn, um einem allenfallsigen Gedanken des Alten zu begegnen: Nun, Vater, hast du dir heut die Bäbe recht betrachtet? Wie meinst du? Ist das Mädchen nicht werth, daß man ihretwegen einige hundert Gulden mehr oder weniger nicht ansieht? -- Der Alte, von der Schönheit der Erwählten, die heute freilich im höchsten Glanze geleuchtet hatte, selber eingenommen -- denn er war ein Kenner und seinerzeit ein Verehrer des Geschlechts! -- durch die guten Aussichten in Amerika nicht nur beruhigt, sondern gehoben, versetzte lächelnd: Mensch, du hast mehr Glück gehabt, als du verdienst! Meiner Lebtag hätt' ich nicht geglaubt, daß du so ein Weib zu kriegen verständest. -- Nicht nachgeben, lieber Vater, erwiderte Tobias heiter, nicht nachgeben! Das ist's!

Mit der Zeit kommt Alles. Aus Kindern werden Leute, und aus einem jungen Schneider kann immer noch ein Mordkerl werden — wenn er einen Vater hat, wie Ihr seid! — Während der Alte hierauf mit einem Grinsen antwortete, begann der Feine: Nun giebt's gleich zwei Paare. So eben hat der Schuster das Jawort von der Sibylle davongetragen, und die beiden Leute sehen aus, als ob jedes das Fürnehmste gekriegt hätte im ganzen Dorfe! — So! versetzte Tobias erheitert. Und indem er auf seinen Vater einen bedeutsamen Blick warf, setzte er hinzu: Lassen wir ihnen ihr Vergnügen! —

Als sie wieder allein waren, begann der Sohn, um einem allenfallsigen Gedanken des Alten zu begegnen: Nun, Vater, hast du dir heut die Bäbe recht betrachtet? Wie meinst du? Ist das Mädchen nicht werth, daß man ihretwegen einige hundert Gulden mehr oder weniger nicht ansieht? — Der Alte, von der Schönheit der Erwählten, die heute freilich im höchsten Glanze geleuchtet hatte, selber eingenommen — denn er war ein Kenner und seinerzeit ein Verehrer des Geschlechts! — durch die guten Aussichten in Amerika nicht nur beruhigt, sondern gehoben, versetzte lächelnd: Mensch, du hast mehr Glück gehabt, als du verdienst! Meiner Lebtag hätt' ich nicht geglaubt, daß du so ein Weib zu kriegen verständest. — Nicht nachgeben, lieber Vater, erwiderte Tobias heiter, nicht nachgeben! Das ist's!

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[0205] Mit der Zeit kommt Alles. Aus Kindern werden Leute, und aus einem jungen Schneider kann immer noch ein Mordkerl werden — wenn er einen Vater hat, wie Ihr seid! — Während der Alte hierauf mit einem Grinsen antwortete, begann der Feine: Nun giebt's gleich zwei Paare. So eben hat der Schuster das Jawort von der Sibylle davongetragen, und die beiden Leute sehen aus, als ob jedes das Fürnehmste gekriegt hätte im ganzen Dorfe! — So! versetzte Tobias erheitert. Und indem er auf seinen Vater einen bedeutsamen Blick warf, setzte er hinzu: Lassen wir ihnen ihr Vergnügen! — Als sie wieder allein waren, begann der Sohn, um einem allenfallsigen Gedanken des Alten zu begegnen: Nun, Vater, hast du dir heut die Bäbe recht betrachtet? Wie meinst du? Ist das Mädchen nicht werth, daß man ihretwegen einige hundert Gulden mehr oder weniger nicht ansieht? — Der Alte, von der Schönheit der Erwählten, die heute freilich im höchsten Glanze geleuchtet hatte, selber eingenommen — denn er war ein Kenner und seinerzeit ein Verehrer des Geschlechts! — durch die guten Aussichten in Amerika nicht nur beruhigt, sondern gehoben, versetzte lächelnd: Mensch, du hast mehr Glück gehabt, als du verdienst! Meiner Lebtag hätt' ich nicht geglaubt, daß du so ein Weib zu kriegen verständest. — Nicht nachgeben, lieber Vater, erwiderte Tobias heiter, nicht nachgeben! Das ist's!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/205>, abgerufen am 22.12.2024.