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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bringen! Man muß ja doch auch im rechten Humor dazu sein! -- Der Alte war kein böser Manu; er fühlte, daß er am Ende nichts gut machte, wenn er den Sohn mit Gewalt zum Weber hinnöthigte, und von dem wahren Verhältniß mit der Pfarrmagd hatte er noch keine Ahnung; daher sagte er nach kurzem Bedenken: Nun gut; ich will zeigen, daß ich auch dir deine Weis' lassen kann. Acht Tag' will ich warten. Aber dann hab' ich die Antwort? -- Dann hast du die Antwort, erwiderte der Sohn. -- Mit Nachdruck, obschon in etwas milderem Ton, setzte der Alte hinzu: Das Reden mit der Pfarrmagd laß jetzt unterwegs. Ein junger Mensch kann wohl einmal einen Unterhalt haben mit so Einer -- ich weiß wohl, wie man in den Jahren ist; für dich aber schickt sich's jetzt nicht mehr. So! Ich geh' hinaus aufs Feld -- und du mach das "Leible" (Weste) fertig. Wenn du verständig bist und mir folgst, dann sollst du sehen, daß auch ich als Vater an dir handeln kann. Willst du mir aber was vormachen und gehst mit Lügen um, dann sei dir unser Herrgott gnädig! -- Nachdem er dies mit entsprechendem Schwingen des Zeigefingers gesagt, setzte er den Schaufelhut auf und verließ die Stube.

Tobias fühlte sich tief niedergeschlagen, oder, besser zu reden, vernichtet. Das letzte Mittel, wodurch er die Sache glaubte hinziehen zu können, bis irgend eine rettende Wendung eintrat, war ihm genommen. Er mußte sich entscheiden, mußte entschlossen mit der Farbe

bringen! Man muß ja doch auch im rechten Humor dazu sein! — Der Alte war kein böser Manu; er fühlte, daß er am Ende nichts gut machte, wenn er den Sohn mit Gewalt zum Weber hinnöthigte, und von dem wahren Verhältniß mit der Pfarrmagd hatte er noch keine Ahnung; daher sagte er nach kurzem Bedenken: Nun gut; ich will zeigen, daß ich auch dir deine Weis' lassen kann. Acht Tag' will ich warten. Aber dann hab' ich die Antwort? — Dann hast du die Antwort, erwiderte der Sohn. — Mit Nachdruck, obschon in etwas milderem Ton, setzte der Alte hinzu: Das Reden mit der Pfarrmagd laß jetzt unterwegs. Ein junger Mensch kann wohl einmal einen Unterhalt haben mit so Einer — ich weiß wohl, wie man in den Jahren ist; für dich aber schickt sich's jetzt nicht mehr. So! Ich geh' hinaus aufs Feld — und du mach das „Leible“ (Weste) fertig. Wenn du verständig bist und mir folgst, dann sollst du sehen, daß auch ich als Vater an dir handeln kann. Willst du mir aber was vormachen und gehst mit Lügen um, dann sei dir unser Herrgott gnädig! — Nachdem er dies mit entsprechendem Schwingen des Zeigefingers gesagt, setzte er den Schaufelhut auf und verließ die Stube.

Tobias fühlte sich tief niedergeschlagen, oder, besser zu reden, vernichtet. Das letzte Mittel, wodurch er die Sache glaubte hinziehen zu können, bis irgend eine rettende Wendung eintrat, war ihm genommen. Er mußte sich entscheiden, mußte entschlossen mit der Farbe

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[0042] bringen! Man muß ja doch auch im rechten Humor dazu sein! — Der Alte war kein böser Manu; er fühlte, daß er am Ende nichts gut machte, wenn er den Sohn mit Gewalt zum Weber hinnöthigte, und von dem wahren Verhältniß mit der Pfarrmagd hatte er noch keine Ahnung; daher sagte er nach kurzem Bedenken: Nun gut; ich will zeigen, daß ich auch dir deine Weis' lassen kann. Acht Tag' will ich warten. Aber dann hab' ich die Antwort? — Dann hast du die Antwort, erwiderte der Sohn. — Mit Nachdruck, obschon in etwas milderem Ton, setzte der Alte hinzu: Das Reden mit der Pfarrmagd laß jetzt unterwegs. Ein junger Mensch kann wohl einmal einen Unterhalt haben mit so Einer — ich weiß wohl, wie man in den Jahren ist; für dich aber schickt sich's jetzt nicht mehr. So! Ich geh' hinaus aufs Feld — und du mach das „Leible“ (Weste) fertig. Wenn du verständig bist und mir folgst, dann sollst du sehen, daß auch ich als Vater an dir handeln kann. Willst du mir aber was vormachen und gehst mit Lügen um, dann sei dir unser Herrgott gnädig! — Nachdem er dies mit entsprechendem Schwingen des Zeigefingers gesagt, setzte er den Schaufelhut auf und verließ die Stube. Tobias fühlte sich tief niedergeschlagen, oder, besser zu reden, vernichtet. Das letzte Mittel, wodurch er die Sache glaubte hinziehen zu können, bis irgend eine rettende Wendung eintrat, war ihm genommen. Er mußte sich entscheiden, mußte entschlossen mit der Farbe

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/42>, abgerufen am 22.12.2024.