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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wenn er sich absorgte? Als er mit seinen Leuten zu Mittag aß, betrachtete ihn die Walpurg und dachte: er hat sich drein gefunden. Und der Vater sagte sich im Stillen: der Humor scheint ihm zu kommen. Laut sagte er nichts; denn er hatte dem Sohn acht Tage Frist gegeben, und die sollte er ungestört haben bis zur letzten Stunde. Dann wollte er schon mit ihm abrechnen. --

Tobias hatte zunächst die Einladung zu machen. Diese ging nicht wohl ohne eine vorläufige Aufklärung der Bäbe über den Stand der Dinge, also nicht ohne ein kleines Gespräch bei irgend einer Begegnung, und das war jetzt in keiner Art rathsam. In der Noth, in welche ihn diese Frage verstrickte, hatte er eine Idee, auf die bis jetzt noch kein Liebender im Dorf gerathen war: er setzte sich in seiner Kammer hin, schrieb mit Bleistift nieder, was er der Geliebten zu sagen hatte, ging dieser in der Abendstunde zu Gefallen und drückte ihr im Vorbeigehen nach leichtem Gruß das Briefchen in die Hand. Die Bäbe nahm es, ohne überrascht zu sein und ohne sich etwas merken zu lassen. So gut wußte sie sich in allen Verhältnissen zu benehmen.

Wie sie zu Hause das Schreiben las, gerieth sie doch in große Aufregung. Solche Gefahr drohte ihrer Liebe? Der Tobias sollte gezwungen werden, eine Andere zu heirathen? Und die Sibylle, die letzte von den Mädchen im Dorfe, -- diese Sibylle sollte den lieben Menschen haben? Da wollte sie doch auch ein Wort

wenn er sich absorgte? Als er mit seinen Leuten zu Mittag aß, betrachtete ihn die Walpurg und dachte: er hat sich drein gefunden. Und der Vater sagte sich im Stillen: der Humor scheint ihm zu kommen. Laut sagte er nichts; denn er hatte dem Sohn acht Tage Frist gegeben, und die sollte er ungestört haben bis zur letzten Stunde. Dann wollte er schon mit ihm abrechnen. —

Tobias hatte zunächst die Einladung zu machen. Diese ging nicht wohl ohne eine vorläufige Aufklärung der Bäbe über den Stand der Dinge, also nicht ohne ein kleines Gespräch bei irgend einer Begegnung, und das war jetzt in keiner Art rathsam. In der Noth, in welche ihn diese Frage verstrickte, hatte er eine Idee, auf die bis jetzt noch kein Liebender im Dorf gerathen war: er setzte sich in seiner Kammer hin, schrieb mit Bleistift nieder, was er der Geliebten zu sagen hatte, ging dieser in der Abendstunde zu Gefallen und drückte ihr im Vorbeigehen nach leichtem Gruß das Briefchen in die Hand. Die Bäbe nahm es, ohne überrascht zu sein und ohne sich etwas merken zu lassen. So gut wußte sie sich in allen Verhältnissen zu benehmen.

Wie sie zu Hause das Schreiben las, gerieth sie doch in große Aufregung. Solche Gefahr drohte ihrer Liebe? Der Tobias sollte gezwungen werden, eine Andere zu heirathen? Und die Sibylle, die letzte von den Mädchen im Dorfe, — diese Sibylle sollte den lieben Menschen haben? Da wollte sie doch auch ein Wort

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[0047] wenn er sich absorgte? Als er mit seinen Leuten zu Mittag aß, betrachtete ihn die Walpurg und dachte: er hat sich drein gefunden. Und der Vater sagte sich im Stillen: der Humor scheint ihm zu kommen. Laut sagte er nichts; denn er hatte dem Sohn acht Tage Frist gegeben, und die sollte er ungestört haben bis zur letzten Stunde. Dann wollte er schon mit ihm abrechnen. — Tobias hatte zunächst die Einladung zu machen. Diese ging nicht wohl ohne eine vorläufige Aufklärung der Bäbe über den Stand der Dinge, also nicht ohne ein kleines Gespräch bei irgend einer Begegnung, und das war jetzt in keiner Art rathsam. In der Noth, in welche ihn diese Frage verstrickte, hatte er eine Idee, auf die bis jetzt noch kein Liebender im Dorf gerathen war: er setzte sich in seiner Kammer hin, schrieb mit Bleistift nieder, was er der Geliebten zu sagen hatte, ging dieser in der Abendstunde zu Gefallen und drückte ihr im Vorbeigehen nach leichtem Gruß das Briefchen in die Hand. Die Bäbe nahm es, ohne überrascht zu sein und ohne sich etwas merken zu lassen. So gut wußte sie sich in allen Verhältnissen zu benehmen. Wie sie zu Hause das Schreiben las, gerieth sie doch in große Aufregung. Solche Gefahr drohte ihrer Liebe? Der Tobias sollte gezwungen werden, eine Andere zu heirathen? Und die Sibylle, die letzte von den Mädchen im Dorfe, — diese Sibylle sollte den lieben Menschen haben? Da wollte sie doch auch ein Wort

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/47>, abgerufen am 22.12.2024.