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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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anthun. -- Der Alte machte Vorstellungen, er ereiferte sich, er drohte -- Tobias blieb bei seinem: Es geht nicht, ich kann nicht. Nun fing der Gewaltige an zu schmähen und stellte ihm nicht undeutlich Schläge in Aussicht. Der Sohn, mit dem Duldermuthe der Resignation, erwiderte: Das wird die Sach' auch nicht anders machen. -- Der Alte stand rathlos da; er fühlte, daß er jetzt doch nicht gleich zur That schreiten könne, und nachdem er ihn einen Moment angesehen, sagte er: Was ist denn nun mit dir auf einmal? Ist am Ende die Pfarrmagd wieder an dich gekommen, trotz ihrer Reden? -- Darauf aber versetzte Tobias mit Würde: Zu so etwas hat die Bäbe viel zu viel Charakter! Du weißt recht gut, wie ich und das Mädchen mit einander stehen, und daß ich sie gar nicht werth bin. Sie hält mich für einen elenden Menschen, und sie hat Recht, und ich geb' ihr Recht. -- Und denkst am End' doch noch an sie, du Dummkopf! rief der Alte. -- An sie denken thu' ich, bemerkte Tobias mit Ruhe; aber weiter, auch nichts. Der Alte, der nicht mehr wußte, was er entgegnen sollte, verstummte, und nur ein gewisses Schnaufen ließ ahnen, was in ihm vorging. Unter diesen Umständen fand es der Sohn für gerathen, den Auftritt zu beendigen; er sagte: Plag mich jetzt nicht, Vater; denn jetzt geht's einmal nicht. Es kann wohl sein, daß es mir in Kurzem anders ist, und dann will ich dir nicht entgegen sein. Der Schuster wird mir die Sibylle so schnell nicht wegnehmen.

anthun. — Der Alte machte Vorstellungen, er ereiferte sich, er drohte — Tobias blieb bei seinem: Es geht nicht, ich kann nicht. Nun fing der Gewaltige an zu schmähen und stellte ihm nicht undeutlich Schläge in Aussicht. Der Sohn, mit dem Duldermuthe der Resignation, erwiderte: Das wird die Sach' auch nicht anders machen. — Der Alte stand rathlos da; er fühlte, daß er jetzt doch nicht gleich zur That schreiten könne, und nachdem er ihn einen Moment angesehen, sagte er: Was ist denn nun mit dir auf einmal? Ist am Ende die Pfarrmagd wieder an dich gekommen, trotz ihrer Reden? — Darauf aber versetzte Tobias mit Würde: Zu so etwas hat die Bäbe viel zu viel Charakter! Du weißt recht gut, wie ich und das Mädchen mit einander stehen, und daß ich sie gar nicht werth bin. Sie hält mich für einen elenden Menschen, und sie hat Recht, und ich geb' ihr Recht. — Und denkst am End' doch noch an sie, du Dummkopf! rief der Alte. — An sie denken thu' ich, bemerkte Tobias mit Ruhe; aber weiter, auch nichts. Der Alte, der nicht mehr wußte, was er entgegnen sollte, verstummte, und nur ein gewisses Schnaufen ließ ahnen, was in ihm vorging. Unter diesen Umständen fand es der Sohn für gerathen, den Auftritt zu beendigen; er sagte: Plag mich jetzt nicht, Vater; denn jetzt geht's einmal nicht. Es kann wohl sein, daß es mir in Kurzem anders ist, und dann will ich dir nicht entgegen sein. Der Schuster wird mir die Sibylle so schnell nicht wegnehmen.

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[0081] anthun. — Der Alte machte Vorstellungen, er ereiferte sich, er drohte — Tobias blieb bei seinem: Es geht nicht, ich kann nicht. Nun fing der Gewaltige an zu schmähen und stellte ihm nicht undeutlich Schläge in Aussicht. Der Sohn, mit dem Duldermuthe der Resignation, erwiderte: Das wird die Sach' auch nicht anders machen. — Der Alte stand rathlos da; er fühlte, daß er jetzt doch nicht gleich zur That schreiten könne, und nachdem er ihn einen Moment angesehen, sagte er: Was ist denn nun mit dir auf einmal? Ist am Ende die Pfarrmagd wieder an dich gekommen, trotz ihrer Reden? — Darauf aber versetzte Tobias mit Würde: Zu so etwas hat die Bäbe viel zu viel Charakter! Du weißt recht gut, wie ich und das Mädchen mit einander stehen, und daß ich sie gar nicht werth bin. Sie hält mich für einen elenden Menschen, und sie hat Recht, und ich geb' ihr Recht. — Und denkst am End' doch noch an sie, du Dummkopf! rief der Alte. — An sie denken thu' ich, bemerkte Tobias mit Ruhe; aber weiter, auch nichts. Der Alte, der nicht mehr wußte, was er entgegnen sollte, verstummte, und nur ein gewisses Schnaufen ließ ahnen, was in ihm vorging. Unter diesen Umständen fand es der Sohn für gerathen, den Auftritt zu beendigen; er sagte: Plag mich jetzt nicht, Vater; denn jetzt geht's einmal nicht. Es kann wohl sein, daß es mir in Kurzem anders ist, und dann will ich dir nicht entgegen sein. Der Schuster wird mir die Sibylle so schnell nicht wegnehmen.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/81>, abgerufen am 22.12.2024.