Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.II. Reisehandbücher. ausschlagen. Für allerhand Unterrichts- und Medicinal-angelegenheiten, botanische, geologische etc. Excurse weiß er durch gelehrte Mitarbeiter Rath zu schaffen, dazu ist sein Verleger sehr freigebig mit gutem graphischen Beiwerk. Von neueren Reisehandhüchern sind noch zu empfehlen Hier und da hört man Klagen -- auch ein vielgewander- II. Reiſehandbücher. ausſchlagen. Für allerhand Unterrichts- und Medicinal-angelegenheiten, botaniſche, geologiſche ꝛc. Excurſe weiß er durch gelehrte Mitarbeiter Rath zu ſchaffen, dazu iſt ſein Verleger ſehr freigebig mit gutem graphiſchen Beiwerk. Von neueren Reiſehandhüchern ſind noch zu empfehlen Hier und da hört man Klagen — auch ein vielgewander- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Reiſehandbücher.</fw><lb/> ausſchlagen. Für allerhand Unterrichts- und Medicinal-<lb/> angelegenheiten, botaniſche, geologiſche ꝛc. Excurſe weiß er<lb/> durch gelehrte Mitarbeiter Rath zu ſchaffen, dazu iſt ſein<lb/> Verleger ſehr freigebig mit gutem graphiſchen Beiwerk.</p><lb/> <p>Von neueren Reiſehandhüchern ſind noch zu empfehlen<lb/> für die <placeName>Schweiz</placeName> die Tſchudi’ſchen und für den <placeName>Orient</placeName>,<lb/><placeName>Griechenland</placeName>, <placeName>Aegypten</placeName>, <placeName>Kleinaſien</placeName> und die <placeName>Türkei</placeName> die illu-<lb/> ſtrirten von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118665421">Moritz Buſch</persName>, einem Autor von bewährtem Rufe<lb/> und vielfacher Reiſeerfahrung in vier Welttheilen.</p><lb/> <p>Hier und da hört man Klagen — auch ein vielgewander-<lb/> ter, erfahrener Reiſeſchriftſteller ſchließt ſich ihnen an — daß<lb/> die Handbücher den „bergſehnſüchtigen Neuling, der wenig<lb/> Zeit und Geld aufzuwenden hat, häufig auf falſche Fährte<lb/> locken, d. h. ihn in Gegenden leiten, die im Verhältniß zu<lb/> anderen wenig Genuß bieten“. Es iſt wahr, die Handbuch-<lb/> verfaſſer ſind ſehr reich an zierenden Superlativen und zeich-<lb/> nen ihre Bilder zuweilen wie die Chineſen, die von Per-<lb/> ſpective nichts wiſſen wollen. Das kommt aber in allen Ge-<lb/> bieten vor: je mehr wir uns in Einzelheiten hineinſtudiren,<lb/> um ſo größer und wichtiger erſcheinen ſie uns und um ſo<lb/> leichter verlieren wir das Ganze aus dem Geſichte. Sind<lb/> doch auch auf den plaſtiſchen Gebirgspanoramen die Berge<lb/> unverhältnißmäßig hoch dargeſtellt, und zwar hier abſichtlich,<lb/> denn im richtigen, natürlichen Verhältniß würde das Relief<lb/> des Einzelnen für unſer Auge faſt verſchwinden. Ein ſo<lb/> großer Schaden gerade für den Neuling läßt ſich darin jedoch<lb/> nicht erblicken. Er kommt ja mit friſchem, unbefangenem<lb/> Sinne, nicht wie wir Vielgereiſte mit kritiſcher Brille, welche<lb/> mit der Schneebrille gemein hat, daß ſie vor Verblendungen<lb/> ſchützt, aber auch dem ſchönen Glanz Abbruch thut. Unſer<lb/> jugendlicher Schützling wird in Bezug auf maleriſchen Reiz<lb/> der Landſchaft und auf Verpflegung gewiß nicht gar an-<lb/> ſpruchsvoll ſein. Möglicherweiſe iſt er die Koſt eines Stu-<lb/> dentenfreitiſches in <placeName>H.</placeName> oder <placeName>T.</placeName> gewohnt, wird mithin ſelbſt<lb/> vor den Tafelfreuden, die in <placeName>Thüringen</placeName>, <placeName>Oberbayern</placeName>, <placeName>Tirol</placeName><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0025]
II. Reiſehandbücher.
ausſchlagen. Für allerhand Unterrichts- und Medicinal-
angelegenheiten, botaniſche, geologiſche ꝛc. Excurſe weiß er
durch gelehrte Mitarbeiter Rath zu ſchaffen, dazu iſt ſein
Verleger ſehr freigebig mit gutem graphiſchen Beiwerk.
Von neueren Reiſehandhüchern ſind noch zu empfehlen
für die Schweiz die Tſchudi’ſchen und für den Orient,
Griechenland, Aegypten, Kleinaſien und die Türkei die illu-
ſtrirten von Moritz Buſch, einem Autor von bewährtem Rufe
und vielfacher Reiſeerfahrung in vier Welttheilen.
Hier und da hört man Klagen — auch ein vielgewander-
ter, erfahrener Reiſeſchriftſteller ſchließt ſich ihnen an — daß
die Handbücher den „bergſehnſüchtigen Neuling, der wenig
Zeit und Geld aufzuwenden hat, häufig auf falſche Fährte
locken, d. h. ihn in Gegenden leiten, die im Verhältniß zu
anderen wenig Genuß bieten“. Es iſt wahr, die Handbuch-
verfaſſer ſind ſehr reich an zierenden Superlativen und zeich-
nen ihre Bilder zuweilen wie die Chineſen, die von Per-
ſpective nichts wiſſen wollen. Das kommt aber in allen Ge-
bieten vor: je mehr wir uns in Einzelheiten hineinſtudiren,
um ſo größer und wichtiger erſcheinen ſie uns und um ſo
leichter verlieren wir das Ganze aus dem Geſichte. Sind
doch auch auf den plaſtiſchen Gebirgspanoramen die Berge
unverhältnißmäßig hoch dargeſtellt, und zwar hier abſichtlich,
denn im richtigen, natürlichen Verhältniß würde das Relief
des Einzelnen für unſer Auge faſt verſchwinden. Ein ſo
großer Schaden gerade für den Neuling läßt ſich darin jedoch
nicht erblicken. Er kommt ja mit friſchem, unbefangenem
Sinne, nicht wie wir Vielgereiſte mit kritiſcher Brille, welche
mit der Schneebrille gemein hat, daß ſie vor Verblendungen
ſchützt, aber auch dem ſchönen Glanz Abbruch thut. Unſer
jugendlicher Schützling wird in Bezug auf maleriſchen Reiz
der Landſchaft und auf Verpflegung gewiß nicht gar an-
ſpruchsvoll ſein. Möglicherweiſe iſt er die Koſt eines Stu-
dentenfreitiſches in H. oder T. gewohnt, wird mithin ſelbſt
vor den Tafelfreuden, die in Thüringen, Oberbayern, Tirol
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