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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Vom Alten Teutschen Pommerlande.
chete mit den Hungern/ so daßmahl Huni vnd Ava-
res genant wurden/ einen solchen Bund/ daß sie den
Gepidern/ wann sie würden wider jhn zu Felde ziehen/
ins Land fallen/ vnd sich dasselbe vnterwerffen solten.
Solches geschach auch/ vnd wolte das Glück deu Lon-
gobardern abermahl so wol/ daß sie die Gepider auffs
Häupterschlugen/ vnd sie also schwächeten/ daß sie
hinfortkeinen König gehabt/ sondern den Longobar-
dern haben müssen vnterworffen seyn.

Alboinus hat diesen herrlichen Sieg damit verder-57.
Alboinus der
Longobarder
König/ weil er
sein Weib Rosi-
mundam des
Gepidischen Kö-
nigs Tochter
hönet/ kompt
vmb sein Leben/
vnd Rosimunda
bekomp: auch
jhren Lohn.
Paul. Diac. l. 1.
de gestic Longob.
c.
18. & lib. 2. c.

14, 15, 16.

bet/ daß er des erschlagenen Königs Chunimunds
Hirnscheitel zu einem Trinck-Geschirr/ oder wie Pau-
lus Diaconus auch im Lateinischen auff gut Longobar-
disch saget/ zu einer Schalen/ die gemeldter Panlus sel-
ber noch zu seiner Zeit gesehen hat/ machete/ vnd seine
Tochter Rosimund/ die er gefangen/ vnd zum Weibe
genommen hätte/ darauß zu trincken nötigete/ worü-
ber er auch endlich hat müssen das Leben lassen. Dann
Rosimund könte den Schimpff nicht gedulden/ vnd
bere dete/ auch mit darstreckung jhrer Keuschheit/ den
Helmeschild/ welcher des Königs Scilper/ das ist/
sein Waffenträger war/ vnd Peredeum/ einen Adeli-
chen Longobarder/ daß sie jhren Herren erschlügen.
Darüber sie doch alle drey kläglich zu grunde gegangen
sind. Dann da Rosimund dem Helmschild Gifft ein-
schenckete/ dz sie seiner/ deme sie die Ehe zugesaget hette/
loß würde/ muste sie selber auch trincken/ vnd fielen al-
so beyde dahin. Peredeo aber wurden kurtz hernach
beyde Augen zu Constantinopel außgestochen/ wie
solches weitleufftig beym P. Diacono zu lesen ist. Ehe
aber die klägliche Tragedij gemeldter massen ablieff/

hat
M ij

Vom Alten Teutſchen Pommerlande.
chete mit den Hungern/ ſo daßmahl Huni vnd Ava-
res genant wurden/ einen ſolchen Bund/ daß ſie den
Gepidern/ wann ſie wuͤrden wider jhn zu Felde ziehen/
ins Land fallen/ vnd ſich daſſelbe vnterwerffen ſolten.
Solches geſchach auch/ vnd wolte das Gluͤck deu Lon-
gobardern abermahl ſo wol/ daß ſie die Gepider auffs
Haͤupterſchlugen/ vnd ſie alſo ſchwaͤcheten/ daß ſie
hinfortkeinen Koͤnig gehabt/ ſondern den Longobar-
dern haben muͤſſen vnterworffen ſeyn.

Alboinus hat dieſen herꝛlichen Sieg damit verder-57.
Alboinus der
Longobarder
Koͤnig/ weil er
ſein Weib Roſi-
mundam des
Gepidiſchen Koͤ-
nigs Tochter
hoͤnet/ kompt
vmb ſein Leben/
vnd Roſimunda
bekomp: auch
jhren Lohn.
Paul. Diac. l. 1.
de geſtic Longob.
c.
18. & lib. 2. c.

14, 15, 16.

bet/ daß er des erſchlagenen Koͤnigs Chunimunds
Hirnſcheitel zu einem Trinck-Geſchirꝛ/ oder wie Pau-
lus Diaconus auch im Lateiniſchen auff gut Longobar-
diſch ſaget/ zu einer Schalen/ die gemeldter Panlus ſel-
ber noch zu ſeiner Zeit geſehen hat/ machete/ vnd ſeine
Tochter Roſimund/ die er gefangen/ vnd zum Weibe
genommen haͤtte/ darauß zu trincken noͤtigete/ woruͤ-
ber er auch endlich hat muͤſſen das Leben laſſen. Dann
Roſimund koͤnte den Schimpff nicht gedulden/ vnd
bere dete/ auch mit darſtreckung jhrer Keuſchheit/ den
Helmeſchild/ welcher des Koͤnigs Scilper/ das iſt/
ſein Waffentraͤger war/ vnd Peredeum/ einen Adeli-
chen Longobarder/ daß ſie jhren Herren erſchluͤgen.
Daruͤber ſie doch alle drey klaͤglich zu grunde gegangẽ
ſind. Dann da Roſimund dem Helmſchild Gifft ein-
ſchenckete/ dz ſie ſeiner/ deme ſie die Ehe zugeſaget hette/
loß wuͤrde/ muſte ſie ſelber auch trincken/ vnd fielen al-
ſo beyde dahin. Peredeo aber wurden kurtz hernach
beyde Augen zu Conſtantinopel außgeſtochen/ wie
ſolches weitleufftig beym P. Diacono zu leſen iſt. Ehe
aber die klaͤgliche Tragedij gemeldter maſſen ablieff/

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M ij
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[91/0149] Vom Alten Teutſchen Pommerlande. chete mit den Hungern/ ſo daßmahl Huni vnd Ava- res genant wurden/ einen ſolchen Bund/ daß ſie den Gepidern/ wann ſie wuͤrden wider jhn zu Felde ziehen/ ins Land fallen/ vnd ſich daſſelbe vnterwerffen ſolten. Solches geſchach auch/ vnd wolte das Gluͤck deu Lon- gobardern abermahl ſo wol/ daß ſie die Gepider auffs Haͤupterſchlugen/ vnd ſie alſo ſchwaͤcheten/ daß ſie hinfortkeinen Koͤnig gehabt/ ſondern den Longobar- dern haben muͤſſen vnterworffen ſeyn. Alboinus hat dieſen herꝛlichen Sieg damit verder- bet/ daß er des erſchlagenen Koͤnigs Chunimunds Hirnſcheitel zu einem Trinck-Geſchirꝛ/ oder wie Pau- lus Diaconus auch im Lateiniſchen auff gut Longobar- diſch ſaget/ zu einer Schalen/ die gemeldter Panlus ſel- ber noch zu ſeiner Zeit geſehen hat/ machete/ vnd ſeine Tochter Roſimund/ die er gefangen/ vnd zum Weibe genommen haͤtte/ darauß zu trincken noͤtigete/ woruͤ- ber er auch endlich hat muͤſſen das Leben laſſen. Dann Roſimund koͤnte den Schimpff nicht gedulden/ vnd bere dete/ auch mit darſtreckung jhrer Keuſchheit/ den Helmeſchild/ welcher des Koͤnigs Scilper/ das iſt/ ſein Waffentraͤger war/ vnd Peredeum/ einen Adeli- chen Longobarder/ daß ſie jhren Herren erſchluͤgen. Daruͤber ſie doch alle drey klaͤglich zu grunde gegangẽ ſind. Dann da Roſimund dem Helmſchild Gifft ein- ſchenckete/ dz ſie ſeiner/ deme ſie die Ehe zugeſaget hette/ loß wuͤrde/ muſte ſie ſelber auch trincken/ vnd fielen al- ſo beyde dahin. Peredeo aber wurden kurtz hernach beyde Augen zu Conſtantinopel außgeſtochen/ wie ſolches weitleufftig beym P. Diacono zu leſen iſt. Ehe aber die klaͤgliche Tragedij gemeldter maſſen ablieff/ hat 57. Alboinus der Longobarder Koͤnig/ weil er ſein Weib Roſi- mundam des Gepidiſchen Koͤ- nigs Tochter hoͤnet/ kompt vmb ſein Leben/ vnd Roſimunda bekomp: auch jhren Lohn. Paul. Diac. l. 1. de geſtic Longob. c. 18. & lib. 2. c. 14, 15, 16. M ij

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/149>, abgerufen am 27.11.2024.