Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.Das Erste Buch/ nach einem andern Könige sich vmbsahen/ aber jhnvnter sich nicht funden/ haben sie aus der Jnsul Thu- le einen vom Königlichen Geblüte entsprossenen Für- sten durch jhre Botschafften herholen lassen. Als sie aber mit jhm vnterwegens waren/ ist derselbe auff der langwierigen Reise gestorben. Derowegen fer- tigeten die Heruler zum andern mahl in die Jnsul Thulen jhre Gesandten ab/ einen andern/ Königli- chen Geblütes/ mit Nahmen Datim/ herzuholen/ welchen auch sein Bruder Aordus mit cc. Jungen vom herrlichsten Adel begleitete. Als aber diese vn- terwegen lange verzogen/ fiel den Herulern eine an- dere Meynung ein/ daß nemblich es dem Constan- tinopolitanischen Kayser Justiniano nicht wolgefal- len würde/ wenn sie ohne sein Vorwissen einem Kö- nige aus frembden Oertern/ Eyd vnd Pflicht leiste- ten. Sandten derowegen nach Constantinopel/ vnd liessen Kayser Justinianum bitten/ er möchte jh- nen einen Fürsten/ den er beliebete/ vorsetzen. An solcher Legation hatte er keinen bösen Gefallen/ vnd weil er am Hofe einen Herulischen Cavallierer hät- te/ mit Nahmen Schwartua/ der sich wol bey jh- me verhielt/ fertigete er denselben zu jhnen ab/ vnd demselben ward auch der Huldigungs-Eyd gelei- stet. Gleichwol da Datis mit den Abgesandten aus Thule ankamb/ fielen die Heruler von Schwartua ab zu demselbigen/ vnd folgeten jhme. Da flohe Schwartua nach Constantinopel/ vnd hielt beym Kayser an/ daß er möchte mit Gewalt wieder einge- setzet werden. Aber die Heruler schützeten sich mit der Gepider vnd Gothen Hülffe/ vnnd stiessen zu densel-
Das Erſte Buch/ nach einem andern Koͤnige ſich vmbſahen/ aber jhnvnter ſich nicht funden/ haben ſie aus der Jnſul Thu- le einen vom Koͤniglichen Gebluͤte entſproſſenen Fuͤr- ſten durch jhre Botſchafften herholen laſſen. Als ſie aber mit jhm vnterwegens waren/ iſt derſelbe auff der langwierigen Reiſe geſtorben. Derowegen fer- tigeten die Heruler zum andern mahl in die Jnſul Thulen jhre Geſandten ab/ einen andern/ Koͤnigli- chen Gebluͤtes/ mit Nahmen Datim/ herzuholen/ welchen auch ſein Bruder Aordus mit cc. Jungen vom herꝛlichſten Adel begleitete. Als aber dieſe vn- terwegen lange verzogen/ fiel den Herulern eine an- dere Meynung ein/ daß nemblich es dem Conſtan- tinopolitaniſchen Kayſer Juſtiniano nicht wolgefal- len wuͤrde/ wenn ſie ohne ſein Vorwiſſen einem Koͤ- nige aus frembden Oertern/ Eyd vnd Pflicht leiſte- ten. Sandten derowegen nach Conſtantinopel/ vnd lieſſen Kayſer Juſtinianum bitten/ er moͤchte jh- nen einen Fuͤrſten/ den er beliebete/ vorſetzen. An ſolcher Legation hatte er keinen boͤſen Gefallen/ vnd weil er am Hofe einen Heruliſchen Cavallierer haͤt- te/ mit Nahmen Schwartua/ der ſich wol bey jh- me verhielt/ fertigete er denſelben zu jhnen ab/ vnd demſelben ward auch der Huldigungs-Eyd gelei- ſtet. Gleichwol da Datis mit den Abgeſandten aus Thule ankamb/ fielen die Heruler von Schwartua ab zu demſelbigen/ vnd folgeten jhme. Da flohe Schwartua nach Conſtantinopel/ vnd hielt beym Kayſer an/ daß er moͤchte mit Gewalt wieder einge- ſetzet werden. Aber die Heruler ſchuͤtzeten ſich mit der Gepider vnd Gothen Huͤlffe/ vnnd ſtieſſen zu denſel-
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Das Erſte Buch/
nach einem andern Koͤnige ſich vmbſahen/ aber jhn
vnter ſich nicht funden/ haben ſie aus der Jnſul Thu-
le einen vom Koͤniglichen Gebluͤte entſproſſenen Fuͤr-
ſten durch jhre Botſchafften herholen laſſen. Als ſie
aber mit jhm vnterwegens waren/ iſt derſelbe auff
der langwierigen Reiſe geſtorben. Derowegen fer-
tigeten die Heruler zum andern mahl in die Jnſul
Thulen jhre Geſandten ab/ einen andern/ Koͤnigli-
chen Gebluͤtes/ mit Nahmen Datim/ herzuholen/
welchen auch ſein Bruder Aordus mit cc. Jungen
vom herꝛlichſten Adel begleitete. Als aber dieſe vn-
terwegen lange verzogen/ fiel den Herulern eine an-
dere Meynung ein/ daß nemblich es dem Conſtan-
tinopolitaniſchen Kayſer Juſtiniano nicht wolgefal-
len wuͤrde/ wenn ſie ohne ſein Vorwiſſen einem Koͤ-
nige aus frembden Oertern/ Eyd vnd Pflicht leiſte-
ten. Sandten derowegen nach Conſtantinopel/
vnd lieſſen Kayſer Juſtinianum bitten/ er moͤchte jh-
nen einen Fuͤrſten/ den er beliebete/ vorſetzen. An
ſolcher Legation hatte er keinen boͤſen Gefallen/ vnd
weil er am Hofe einen Heruliſchen Cavallierer haͤt-
te/ mit Nahmen Schwartua/ der ſich wol bey jh-
me verhielt/ fertigete er denſelben zu jhnen ab/ vnd
demſelben ward auch der Huldigungs-Eyd gelei-
ſtet. Gleichwol da Datis mit den Abgeſandten aus
Thule ankamb/ fielen die Heruler von Schwartua
ab zu demſelbigen/ vnd folgeten jhme. Da flohe
Schwartua nach Conſtantinopel/ vnd hielt beym
Kayſer an/ daß er moͤchte mit Gewalt wieder einge-
ſetzet werden. Aber die Heruler ſchuͤtzeten ſich mit
der Gepider vnd Gothen Huͤlffe/ vnnd ſtieſſen zu
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