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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Vom Alten Teutschen Pommerlande.
sie zu Felde gezogen/ liessen die Reuter/ wie vnsere heu-
tige Draguner/ jhre zu solchem Handel gewehnete
Pferde an einem Orte alleine stehen/ vnd sie sprüngen
herunter/ vnd versuchten jhre bestes an den Feinden/
vnd wenn es die Notturfft erforderte/ begaben sie sich
wiederumb zu Pferde. Dieselben aber musten alle vn-
gesattelt sein/ vnd sie hielten die/ so auff gesattelten Pfer-
den ritten/ für Weibische Leute: Vnd scheweten sich
nicht eine grosse menge derer/ die auff Satteln ritten/
mit wenigem Volck anzugreiffen. Des Weines achte-
ten sie gar nicht/ weil er zur Mannheit nicht dienete.
Aber darin stoltziereten sie zum meisten/ wann sie vmb
sich her alle Ecken verwüstet/ vnd damit kundbahre
Zeichen vieler vberwundenen Städte gegeben hatten.
Wie sie dann an einem Orte alleine/ zweiffels ohne/ da
sie mit den Sarmatischen Völckern gegrentzet/ zu Cae-
saris Zeiten/ auff cl. Teutsche Meilen keine Nachbaw-
ren gehabt/ sondern allda vmb sich her alles verwüstet
haben. Dannenher haben sie auch die anderen Teut-
schen Völcker in solche Furcht gejaget/ das sie/ wie Cae-
sar meldet/ öffentlich durch jhre Botschafften ausge-
saget/ Es sey kein Volck auff der gantzen Welt/ da sie
sich für forchteten/ auch für die Römer selbsten nicht/
Aber alleine den Suevis achteten sie sich nicht gleich/
weil auch die vnsterblichen Götter jhnen nicht konten
Widerstand thun. Drumb auch dermächtige Held
Coesar niemahlen an sie setzen dörffen/ vnd ist nur we-
nig Tage auff disseit des Reins/ vber welchen er gesetzet/
geblieben.

Gemelter Caesar/ vnd der gantze Rath zu Rom/8.
Die Römer ha-
ben durch erfahr-
ne Leute den gan-

wie Aethicus vnd Mela zeugen/ haben endlich für rath-

sam
B

Vom Alten Teutſchen Pommerlande.
ſie zu Felde gezogen/ lieſſen die Reuter/ wie vnſere heu-
tige Draguner/ jhre zu ſolchem Handel gewehnete
Pferde an einem Orte alleine ſtehen/ vnd ſie ſpruͤngen
herunter/ vnd verſuchten jhre beſtes an den Feinden/
vnd wenn es die Notturfft erforderte/ begaben ſie ſich
wiederumb zu Pferde. Dieſelben aber muſten alle vn-
geſattelt ſein/ vnd ſie hielten die/ ſo auff geſattelten Pfer-
den ritten/ fuͤr Weibiſche Leute: Vnd ſcheweten ſich
nicht eine groſſe menge derer/ die auff Satteln ritten/
mit wenigem Volck anzugreiffen. Des Weines achte-
ten ſie gar nicht/ weil er zur Mannheit nicht dienete.
Aber darin ſtoltziereten ſie zum meiſten/ wann ſie vmb
ſich her alle Ecken verwuͤſtet/ vnd damit kundbahre
Zeichen vieler vberwundenen Staͤdte gegeben hatten.
Wie ſie dann an einem Orte alleine/ zweiffels ohne/ da
ſie mit den Sarmatiſchen Voͤlckern gegrentzet/ zu Cæ-
ſaris Zeiten/ auff cl. Teutſche Meilen keine Nachbaw-
ren gehabt/ ſondern allda vmb ſich her alles verwuͤſtet
haben. Dannenher haben ſie auch die anderen Teut-
ſchen Voͤlcker in ſolche Furcht gejaget/ das ſie/ wie Cæ-
ſar meldet/ oͤffentlich durch jhre Botſchafften ausge-
ſaget/ Es ſey kein Volck auff der gantzen Welt/ da ſie
ſich fuͤr forchteten/ auch fuͤr die Roͤmer ſelbſten nicht/
Aber alleine den Suevis achteten ſie ſich nicht gleich/
weil auch die vnſterblichen Goͤtter jhnen nicht konten
Widerſtand thun. Drumb auch dermaͤchtige Held
Cœſar niemahlen an ſie ſetzen doͤrffen/ vnd iſt nur we-
nig Tage auff diſſeit des Reins/ vber welchen er geſetzet/
geblieben.

Gemelter Cæſar/ vnd der gantze Rath zu Rom/8.
Die Roͤmer ha-
ben durch erfahr-
ne Leute den gan-

wie Aethicus vñ Mela zeugen/ haben endlich fuͤr rath-

ſam
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[9/0067] Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſie zu Felde gezogen/ lieſſen die Reuter/ wie vnſere heu- tige Draguner/ jhre zu ſolchem Handel gewehnete Pferde an einem Orte alleine ſtehen/ vnd ſie ſpruͤngen herunter/ vnd verſuchten jhre beſtes an den Feinden/ vnd wenn es die Notturfft erforderte/ begaben ſie ſich wiederumb zu Pferde. Dieſelben aber muſten alle vn- geſattelt ſein/ vnd ſie hielten die/ ſo auff geſattelten Pfer- den ritten/ fuͤr Weibiſche Leute: Vnd ſcheweten ſich nicht eine groſſe menge derer/ die auff Satteln ritten/ mit wenigem Volck anzugreiffen. Des Weines achte- ten ſie gar nicht/ weil er zur Mannheit nicht dienete. Aber darin ſtoltziereten ſie zum meiſten/ wann ſie vmb ſich her alle Ecken verwuͤſtet/ vnd damit kundbahre Zeichen vieler vberwundenen Staͤdte gegeben hatten. Wie ſie dann an einem Orte alleine/ zweiffels ohne/ da ſie mit den Sarmatiſchen Voͤlckern gegrentzet/ zu Cæ- ſaris Zeiten/ auff cl. Teutſche Meilen keine Nachbaw- ren gehabt/ ſondern allda vmb ſich her alles verwuͤſtet haben. Dannenher haben ſie auch die anderen Teut- ſchen Voͤlcker in ſolche Furcht gejaget/ das ſie/ wie Cæ- ſar meldet/ oͤffentlich durch jhre Botſchafften ausge- ſaget/ Es ſey kein Volck auff der gantzen Welt/ da ſie ſich fuͤr forchteten/ auch fuͤr die Roͤmer ſelbſten nicht/ Aber alleine den Suevis achteten ſie ſich nicht gleich/ weil auch die vnſterblichen Goͤtter jhnen nicht konten Widerſtand thun. Drumb auch dermaͤchtige Held Cœſar niemahlen an ſie ſetzen doͤrffen/ vnd iſt nur we- nig Tage auff diſſeit des Reins/ vber welchen er geſetzet/ geblieben. Gemelter Cæſar/ vnd der gantze Rath zu Rom/ wie Aethicus vñ Mela zeugen/ haben endlich fuͤr rath- ſam 8. Die Roͤmer ha- ben durch erfahr- ne Leute den gan- tzen B

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/67>, abgerufen am 25.11.2024.