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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Das Erste Buch/
Hect. Boethius te-
ste Dalechampio
in Annot. Plinij
l. 37. c.
3.
den worden. Welches gleichwol noch so groß nicht
ist/ als das/ welches/ wie Hector Boethius schreibet/
in Schecttland durch einen Wind angeschlagen/ vnd
grösser als ein Pferd gewesen ist/ vnd von den Priestern
vnd Bawren des Ortes/ weil sie nicht gewust/ was es
were/ an stat des Weyrauches zum Opffer ist gebrau-
chet worden. Weil nun Tacitus sich vnterstanden von
der Teutschen Sitten ein gantz Tractätlein zu verferti-
gen/ so wird er zweifels ohne bey denselben Nachfrage
gethan haben/ denen die Gelegenheit deroselben be-
kant war.

15.
Die Sitten vnd
Gewonheiten
der alten Teut-
schen/ vnser
Vorfahren/ beym
Tacito beschrie-
ben/ lassen sich
noch anjetzo bey
vns/ jhren Nach-
kommen/ in et-
was spüren.

Jst derowegen alles wol zu glauben/ was er von
den Teutschen berichtet/ das sie jhre Nation zu seiner
Zeit mit andern Völckern vnvermischet behalten/ des
Hungers zwar vnd der Kälte sich leichtlich erwehret/
aber den Durst vnd die Hitze nicht wol vertragen kön-
nen. Golt vnd Silber/ wie auch etliche silberne Gefäs-
se/ die jhren Fürsten vnd Abgesandten sind verehret
worden/ haben sie zwar/ wie besagter Tacitus vermel-
det/ gehabt/ aber dadurch sich zu keinem Geitz verlei-
ten lassen/ sondern sind stets in übung der Waffen ver-
blieben/ vnd darin das beste Lob gesuchet. Sie haben
Könige vnd Fürsten vber sich gehabt/ aber jhre Frey-
heit auch vnter jhnen behalten: Sind mit solcher Ma-
nier zu Felde gezogen/ das jede Geschlechter sich in ei-
nem haufen/ die vnsere alte Pommeren Hitschen nen-
neten/ sich zusammen hielten/ vnd durch verbindung der
von der Natur eingepflantzeten Trewe/ desto steiffer bey
einander stünden; Jadas sie desto weniger Vrsache zu
fliehen fünden/ haben sie jhre Weiber vnd Jungfra-

wen

Das Erſte Buch/
Hect. Boethius te-
ſte Dalechampio
in Annot. Plinij
l. 37. c.
3.
den worden. Welches gleichwol noch ſo groß nicht
iſt/ als das/ welches/ wie Hector Boethius ſchreibet/
in Schecttland durch einen Wind angeſchlagen/ vnd
groͤſſer als ein Pferd geweſen iſt/ vñ von den Prieſtern
vnd Bawren des Ortes/ weil ſie nicht gewuſt/ was es
were/ an ſtat des Weyrauches zum Opffer iſt gebrau-
chet worden. Weil nun Tacitus ſich vnterſtanden von
der Teutſchen Sitten ein gantz Tractaͤtlein zu verferti-
gen/ ſo wird er zweifels ohne bey denſelben Nachfrage
gethan haben/ denen die Gelegenheit deroſelben be-
kant war.

15.
Die Sitten vnd
Gewonheiten
der alten Teut-
ſchen/ vnſer
Vorfahrẽ/ beym
Tacito beſchrie-
ben/ laſſen ſich
noch anjetzo bey
vns/ jhren Nach-
kommen/ in et-
was ſpuͤren.

Jſt derowegen alles wol zu glauben/ was er von
den Teutſchen berichtet/ das ſie jhre Nation zu ſeiner
Zeit mit andern Voͤlckern vnvermiſchet behalten/ des
Hungers zwar vnd der Kaͤlte ſich leichtlich erwehret/
aber den Durſt vnd die Hitze nicht wol vertragen koͤn-
nen. Golt vnd Silber/ wie auch etliche ſilberne Gefaͤſ-
ſe/ die jhren Fuͤrſten vnd Abgeſandten ſind verehret
worden/ haben ſie zwar/ wie beſagter Tacitus vermel-
det/ gehabt/ aber dadurch ſich zu keinem Geitz verlei-
ten laſſen/ ſondern ſind ſtets in uͤbung der Waffen ver-
blieben/ vnd darin das beſte Lob geſuchet. Sie haben
Koͤnige vnd Fuͤrſten vber ſich gehabt/ aber jhre Frey-
heit auch vnter jhnen behalten: Sind mit ſolcher Ma-
nier zu Felde gezogen/ das jede Geſchlechter ſich in ei-
nem haufen/ die vnſere alte Pommeren Hitſchen nen-
neten/ ſich zuſam̃en hielten/ vnd durch verbindung der
von der Natur eingepflantzetẽ Trewe/ deſto ſteiffer bey
einander ſtuͤnden; Jadas ſie deſto weniger Vrſache zu
fliehen fuͤnden/ haben ſie jhre Weiber vnd Jungfra-

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[18/0076] Das Erſte Buch/ den worden. Welches gleichwol noch ſo groß nicht iſt/ als das/ welches/ wie Hector Boethius ſchreibet/ in Schecttland durch einen Wind angeſchlagen/ vnd groͤſſer als ein Pferd geweſen iſt/ vñ von den Prieſtern vnd Bawren des Ortes/ weil ſie nicht gewuſt/ was es were/ an ſtat des Weyrauches zum Opffer iſt gebrau- chet worden. Weil nun Tacitus ſich vnterſtanden von der Teutſchen Sitten ein gantz Tractaͤtlein zu verferti- gen/ ſo wird er zweifels ohne bey denſelben Nachfrage gethan haben/ denen die Gelegenheit deroſelben be- kant war. Hect. Boethius te- ſte Dalechampio in Annot. Plinij l. 37. c. 3. Jſt derowegen alles wol zu glauben/ was er von den Teutſchen berichtet/ das ſie jhre Nation zu ſeiner Zeit mit andern Voͤlckern vnvermiſchet behalten/ des Hungers zwar vnd der Kaͤlte ſich leichtlich erwehret/ aber den Durſt vnd die Hitze nicht wol vertragen koͤn- nen. Golt vnd Silber/ wie auch etliche ſilberne Gefaͤſ- ſe/ die jhren Fuͤrſten vnd Abgeſandten ſind verehret worden/ haben ſie zwar/ wie beſagter Tacitus vermel- det/ gehabt/ aber dadurch ſich zu keinem Geitz verlei- ten laſſen/ ſondern ſind ſtets in uͤbung der Waffen ver- blieben/ vnd darin das beſte Lob geſuchet. Sie haben Koͤnige vnd Fuͤrſten vber ſich gehabt/ aber jhre Frey- heit auch vnter jhnen behalten: Sind mit ſolcher Ma- nier zu Felde gezogen/ das jede Geſchlechter ſich in ei- nem haufen/ die vnſere alte Pommeren Hitſchen nen- neten/ ſich zuſam̃en hielten/ vnd durch verbindung der von der Natur eingepflantzetẽ Trewe/ deſto ſteiffer bey einander ſtuͤnden; Jadas ſie deſto weniger Vrſache zu fliehen fuͤnden/ haben ſie jhre Weiber vnd Jungfra- wen

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/76>, abgerufen am 26.11.2024.