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Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.

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Vom Alten Wendischen Pommerlande.
mit jhnen fort: Aber als auch allda die Longobardi
vber sie herrschen wolten/ sahen sie nach xij. Jahren
nach jhrer alten Wohnung in Westphalen/ welches
A. C. 582.
Land vnter dessen von den Suevis oder Schwaben
aus vergönstigung der Francken eingenommen war/
sich wieder vmb/ vnd macheten sich mit Weib vnd
Kind aus Jtalien durch Franckreich herunter.
Mummulus König Guntrami Obrister verwehrete
zwar/ das sie durch seines Herren Land nicht durch-
kommen konten: Aber sie erhielten den Durchzug
mit bitte an Sigebertum/ Guntrami Bruder/ durch
einen andern Weg. Kamen also an jhre Vaterland/
vnd wolten von dannen die Suevier oder Schwa-
ben/ so sie darinnen funden/ mit gewalt haben. Die-
selbige erboten sich zur gütlichen Handlung: Wolten
etwas Landes behalten/ vnd jhnen auch etwas ein-
reumen. Aber die Sachsen wolten mit der Güte
nichtes bey sich erheben lassen/ vnd begehreten jhnen
nicht einen Fußbreit des Landes zulassen. Drumb
G. Fabrie. lib. 1.
rer. Sax.
A. C.
584.

setzeten sich die Suevi zur wehre vnd erschlugen jhrer
in dem ersten Treffen cccclxxx. Doch musten sie nur
endlich das Land reumen/ weil den Sachsen/ derer
sonst nur xxvj. tausent bewehrter Mann waren/ die
Benachbarten zu hülffe kamen. Vnd ist dieser Haß
zwischen den Sachsen vnd Schwaben forthin der-
massen verwurtzelt/ das auch die Sachsen ein Gesetz
anrichteten/ darin die/ so ein Schwäbisch Weib heu-
rathen würden/ für vnehrlich mit jhren Kindern er-
A. C. 6[1]0.
kläret seyn. Doch waren sie selbst auch damit nicht
frey. Dann der König aus Franckreich Lotharius
bekriegete sie durch seinen Sohn Dagobertum/ er-

schlug

Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.
mit jhnen fort: Aber als auch allda die Longobardi
vber ſie herꝛſchen wolten/ ſahen ſie nach xij. Jahren
nach jhrer alten Wohnung in Weſtphalen/ welches
A. C. 582.
Land vnter deſſen von den Suevis oder Schwaben
aus vergoͤnſtigung der Francken eingenommen war/
ſich wieder vmb/ vnd macheten ſich mit Weib vnd
Kind aus Jtalien durch Franckreich herunter.
Mummulus Koͤnig Guntrami Obriſter verwehrete
zwar/ das ſie durch ſeines Herren Land nicht durch-
kommen konten: Aber ſie erhielten den Durchzug
mit bitte an Sigebertum/ Guntrami Bruder/ durch
einen andern Weg. Kamen alſo an jhre Vaterland/
vnd wolten von dannen die Suevier oder Schwa-
ben/ ſo ſie darinnen funden/ mit gewalt haben. Die-
ſelbige erboten ſich zur guͤtlichen Handlung: Wolten
etwas Landes behalten/ vnd jhnen auch etwas ein-
reumen. Aber die Sachſen wolten mit der Guͤte
nichtes bey ſich erheben laſſen/ vnd begehreten jhnen
nicht einen Fußbreit des Landes zulaſſen. Drumb
G. Fabrie. lib. 1.
rer. Sax.
A. C.
584.

ſetzeten ſich die Suevi zur wehre vnd erſchlugen jhrer
in dem erſten Treffen cccclxxx. Doch muſten ſie nur
endlich das Land reumen/ weil den Sachſen/ derer
ſonſt nur xxvj. tauſent bewehrter Mann waren/ die
Benachbarten zu huͤlffe kamen. Vnd iſt dieſer Haß
zwiſchen den Sachſen vnd Schwaben forthin der-
maſſen verwurtzelt/ das auch die Sachſen ein Geſetz
anrichteten/ darin die/ ſo ein Schwaͤbiſch Weib heu-
rathen wuͤrden/ fuͤr vnehrlich mit jhren Kindern er-
A. C. 6[1]0.
klaͤret ſeyn. Doch waren ſie ſelbſt auch damit nicht
frey. Dann der Koͤnig aus Franckreich Lotharius
bekriegete ſie durch ſeinen Sohn Dagobertum/ er-

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[151/0031] Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. mit jhnen fort: Aber als auch allda die Longobardi vber ſie herꝛſchen wolten/ ſahen ſie nach xij. Jahren nach jhrer alten Wohnung in Weſtphalen/ welches Land vnter deſſen von den Suevis oder Schwaben aus vergoͤnſtigung der Francken eingenommen war/ ſich wieder vmb/ vnd macheten ſich mit Weib vnd Kind aus Jtalien durch Franckreich herunter. Mummulus Koͤnig Guntrami Obriſter verwehrete zwar/ das ſie durch ſeines Herren Land nicht durch- kommen konten: Aber ſie erhielten den Durchzug mit bitte an Sigebertum/ Guntrami Bruder/ durch einen andern Weg. Kamen alſo an jhre Vaterland/ vnd wolten von dannen die Suevier oder Schwa- ben/ ſo ſie darinnen funden/ mit gewalt haben. Die- ſelbige erboten ſich zur guͤtlichen Handlung: Wolten etwas Landes behalten/ vnd jhnen auch etwas ein- reumen. Aber die Sachſen wolten mit der Guͤte nichtes bey ſich erheben laſſen/ vnd begehreten jhnen nicht einen Fußbreit des Landes zulaſſen. Drumb ſetzeten ſich die Suevi zur wehre vnd erſchlugen jhrer in dem erſten Treffen cccclxxx. Doch muſten ſie nur endlich das Land reumen/ weil den Sachſen/ derer ſonſt nur xxvj. tauſent bewehrter Mann waren/ die Benachbarten zu huͤlffe kamen. Vnd iſt dieſer Haß zwiſchen den Sachſen vnd Schwaben forthin der- maſſen verwurtzelt/ das auch die Sachſen ein Geſetz anrichteten/ darin die/ ſo ein Schwaͤbiſch Weib heu- rathen wuͤrden/ fuͤr vnehrlich mit jhren Kindern er- klaͤret ſeyn. Doch waren ſie ſelbſt auch damit nicht frey. Dann der Koͤnig aus Franckreich Lotharius bekriegete ſie durch ſeinen Sohn Dagobertum/ er- ſchlug A. C. 582. G. Fabrie. lib. 1. rer. Sax. A. C. 584. A. C. 610.

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/31>, abgerufen am 27.04.2024.