Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Ander Buch/
11.
Die Pommeren/
wie auch andere
Slavonier/ neh-
men nunmehr/
da sie von den
Teutschen Käy-
sern angefoch-
ten werden/
Fürsten vber
sich.

Ob nun wol also/ wie gemeldet/ in Hinter Pom-
meren sich auch Polnische Kriege wider die Pomme-
ren anstrengeten/ so sind sie doch für dißmahl bald
gestillet worden. Dann die Slavonische Wendische
Nation in der Marck/ Mechelenburg/ Mähren/ Meis-
sen/ Pommeren/ Schlesien/ Polen/ Böhmen sahe/
wie die Römische Käyser vnd die Teutsche Völcker
auff sie herein drungen. Derowegen war es jhnen
nicht rathsamb/ daß sie sich einander verfolgeten. Ja
was die Römische Käyser den Slaven in Mechelen-
burg/ Marck vnd Pommeren anmutheten/ das jhnen
nemlich gewisser Jährlicher Tribut erleget würde/
dasselbige/ laut vieler alten Teutschen Chronicken/ ist
auch den Böhmen vnd Polen auffgebürdet worden.
Vnd wie die Rugianer nach Helmoldi Gezeugnus
von anfang durch Fürsten sind regieret worden:
Wie auch Böhmen vnd Polen endlich gedrungen
sein/ einen Fürsten vber sich zu setzen/ (dann anfäng-
lich sind sie nur also/ vnd nicht Könige geachtet/) Also
haben die Mechelenburger/ Pommeren/ Mähren vnd
andere Völcker/ da sich die alte Teutsche Sprache
bey jhnen ins gemein verlohr/ vnd da nach Sla-
vonischer weyse das Regiment bey der gantzen Ge-
meine stand/ auch es für Rathsamb geachtet/ das sie
einen Fürsten vber sich erwehleten. Vnd diese Für-
sten hielten sich gleich hoch. Der Böhmische muste
sich nicht für einen Herren des Polnischen achten/
noch der Polnische vber den Pommerischen/ noch der
Pommerische vber den Mechelenburger/ noch einer
vber den andern erheben.

Vnter-
Das Ander Buch/
11.
Die Pom̃eren/
wie auch andere
Slavonier/ neh-
men nunmehr/
da ſie von den
Teutſchen Kaͤy-
ſern angefoch-
ten werden/
Fuͤrſten vber
ſich.

Ob nun wol alſo/ wie gemeldet/ in Hinter Pom-
meren ſich auch Polniſche Kriege wider die Pomme-
ren anſtrengeten/ ſo ſind ſie doch fuͤr dißmahl bald
geſtillet worden. Dann die Slavoniſche Wendiſche
Nation in der Marck/ Mechelenburg/ Maͤhren/ Meiſ-
ſen/ Pommeren/ Schleſien/ Polen/ Boͤhmen ſahe/
wie die Roͤmiſche Kaͤyſer vnd die Teutſche Voͤlcker
auff ſie herein drungen. Derowegen war es jhnen
nicht rathſamb/ daß ſie ſich einander verfolgeten. Ja
was die Roͤmiſche Kaͤyſer den Slaven in Mechelen-
burg/ Marck vnd Pommeren anmutheten/ das jhnen
nemlich gewiſſer Jaͤhrlicher Tribut erleget wuͤrde/
daſſelbige/ laut vieler alten Teutſchen Chronicken/ iſt
auch den Boͤhmen vnd Polen auffgebuͤrdet worden.
Vnd wie die Rugianer nach Helmoldi Gezeugnus
von anfang durch Fuͤrſten ſind regieret worden:
Wie auch Boͤhmen vnd Polen endlich gedrungen
ſein/ einen Fuͤrſten vber ſich zu ſetzen/ (dann anfaͤng-
lich ſind ſie nur alſo/ vnd nicht Koͤnige geachtet/) Alſo
haben die Mechelenburger/ Pom̃eren/ Maͤhren vnd
andere Voͤlcker/ da ſich die alte Teutſche Sprache
bey jhnen ins gemein verlohr/ vnd da nach Sla-
voniſcher weyſe das Regiment bey der gantzen Ge-
meine ſtand/ auch es fuͤr Rathſamb geachtet/ das ſie
einen Fuͤrſten vber ſich erwehleten. Vnd dieſe Fuͤr-
ſten hielten ſich gleich hoch. Der Boͤhmiſche muſte
ſich nicht fuͤr einen Herren des Polniſchen achten/
noch der Polniſche vber den Pommeriſchen/ noch der
Pommeriſche vber den Mechelenburger/ noch einer
vber den andern erheben.

Vnter-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0052" n="172"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Ander Buch/</hi> </fw><lb/>
        <note place="left">11.<lb/>
Die Pom&#x0303;eren/<lb/>
wie auch andere<lb/>
Slavonier/ neh-<lb/>
men nunmehr/<lb/>
da &#x017F;ie von den<lb/>
Teut&#x017F;chen Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;ern angefoch-<lb/>
ten werden/<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten vber<lb/>
&#x017F;ich.</note>
        <p> <hi rendition="#fr">Ob nun wol al&#x017F;o/ wie gemeldet/ in Hinter Pom-<lb/>
meren &#x017F;ich auch Polni&#x017F;che Kriege wider die Pomme-<lb/>
ren an&#x017F;trengeten/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie doch fu&#x0364;r dißmahl bald<lb/>
ge&#x017F;tillet worden. Dann die Slavoni&#x017F;che Wendi&#x017F;che<lb/>
Nation in der Marck/ Mechelenburg/ Ma&#x0364;hren/ Mei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ Pommeren/ Schle&#x017F;ien/ Polen/ Bo&#x0364;hmen &#x017F;ahe/<lb/>
wie die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er vnd die Teut&#x017F;che Vo&#x0364;lcker<lb/>
auff &#x017F;ie herein drungen. Derowegen war es jhnen<lb/>
nicht rath&#x017F;amb/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich einander verfolgeten. Ja<lb/>
was die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er den Slaven in Mechelen-<lb/>
burg/ Marck vnd Pommeren anmutheten/ das jhnen<lb/>
nemlich gewi&#x017F;&#x017F;er Ja&#x0364;hrlicher Tribut erleget wu&#x0364;rde/<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbige/ laut vieler alten Teut&#x017F;chen Chronicken/ i&#x017F;t<lb/>
auch den Bo&#x0364;hmen vnd Polen auffgebu&#x0364;rdet worden.<lb/>
Vnd wie die Rugianer nach Helmoldi Gezeugnus<lb/>
von anfang durch Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;ind regieret worden:<lb/>
Wie auch Bo&#x0364;hmen vnd Polen endlich gedrungen<lb/>
&#x017F;ein/ einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten vber &#x017F;ich zu &#x017F;etzen/ (dann anfa&#x0364;ng-<lb/>
lich &#x017F;ind &#x017F;ie nur al&#x017F;o/ vnd nicht Ko&#x0364;nige geachtet/) Al&#x017F;o<lb/>
haben die Mechelenburger/ Pom&#x0303;eren/ Ma&#x0364;hren vnd<lb/>
andere Vo&#x0364;lcker/ da &#x017F;ich die alte Teut&#x017F;che Sprache<lb/>
bey jhnen ins gemein verlohr/ vnd da nach Sla-<lb/>
voni&#x017F;cher wey&#x017F;e das Regiment bey der gantzen Ge-<lb/>
meine &#x017F;tand/ auch es fu&#x0364;r Rath&#x017F;amb geachtet/ das &#x017F;ie<lb/>
einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten vber &#x017F;ich erwehleten. Vnd die&#x017F;e Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten hielten &#x017F;ich gleich hoch. Der Bo&#x0364;hmi&#x017F;che mu&#x017F;te<lb/>
&#x017F;ich nicht fu&#x0364;r einen Herren des Polni&#x017F;chen achten/<lb/>
noch der Polni&#x017F;che vber den Pommeri&#x017F;chen/ noch der<lb/>
Pommeri&#x017F;che vber den Mechelenburger/ noch einer<lb/>
vber den andern erheben.</hi> </p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vnter-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0052] Das Ander Buch/ Ob nun wol alſo/ wie gemeldet/ in Hinter Pom- meren ſich auch Polniſche Kriege wider die Pomme- ren anſtrengeten/ ſo ſind ſie doch fuͤr dißmahl bald geſtillet worden. Dann die Slavoniſche Wendiſche Nation in der Marck/ Mechelenburg/ Maͤhren/ Meiſ- ſen/ Pommeren/ Schleſien/ Polen/ Boͤhmen ſahe/ wie die Roͤmiſche Kaͤyſer vnd die Teutſche Voͤlcker auff ſie herein drungen. Derowegen war es jhnen nicht rathſamb/ daß ſie ſich einander verfolgeten. Ja was die Roͤmiſche Kaͤyſer den Slaven in Mechelen- burg/ Marck vnd Pommeren anmutheten/ das jhnen nemlich gewiſſer Jaͤhrlicher Tribut erleget wuͤrde/ daſſelbige/ laut vieler alten Teutſchen Chronicken/ iſt auch den Boͤhmen vnd Polen auffgebuͤrdet worden. Vnd wie die Rugianer nach Helmoldi Gezeugnus von anfang durch Fuͤrſten ſind regieret worden: Wie auch Boͤhmen vnd Polen endlich gedrungen ſein/ einen Fuͤrſten vber ſich zu ſetzen/ (dann anfaͤng- lich ſind ſie nur alſo/ vnd nicht Koͤnige geachtet/) Alſo haben die Mechelenburger/ Pom̃eren/ Maͤhren vnd andere Voͤlcker/ da ſich die alte Teutſche Sprache bey jhnen ins gemein verlohr/ vnd da nach Sla- voniſcher weyſe das Regiment bey der gantzen Ge- meine ſtand/ auch es fuͤr Rathſamb geachtet/ das ſie einen Fuͤrſten vber ſich erwehleten. Vnd dieſe Fuͤr- ſten hielten ſich gleich hoch. Der Boͤhmiſche muſte ſich nicht fuͤr einen Herren des Polniſchen achten/ noch der Polniſche vber den Pommeriſchen/ noch der Pommeriſche vber den Mechelenburger/ noch einer vber den andern erheben. Vnter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/52
Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/52>, abgerufen am 22.12.2024.