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Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.

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Das Ander Buch/
der Lutitier vnd anderer Pommeren endlich besagter
massen/ Fürsten bekommen hat/ die erstlich durch ei-
ne Wahl erkohren wurden/ allgemach aber solche
Dignität auff jhre Erben brachten. So gieng es auch
bey den Obotritischen Mechelenburgern. Die waren
auch freye Leute. Aber allgemach wachs/ so wol bey
jhnen/ als bey den Pommern/ die Familia Bilungi so
sehr herfür/ daß bey derselben die Fürstliche Digni-
tät perpetuiret ward/ vnd noch die jetzt in Mechelen-
burg regierende Hertzogen sich aus seinem Stam-
men in gerader Linij rechnen können. Ein gleichmes-
siges ist auch bey den Böhmen vnd Polen vorgegan-
gen/ die anfänglich/ als die Slavonische Sprache in
solche Länder kam/ die gantze Gemeine regieren lies-
sen/ aber allgemach sich einem Fürsten vnterworffen
haben.

60.
Man findet vie-
le Pommerische
Fürsten vor
Suantiboro in
dn den Historien/
die ein theils vn
ter seine Vorfah-
ren vnd Anher-
ren gehonren.

Daß nun solches in Pommeren auch geschehen/
ist nicht zuverwundern. Dann da findet man auch
schon für Bilungi Zeiten Fürst Rütigern/ der sich we-
gen des Polnischen Fräwleins Vendaselbst erstochen
hat/ König Ehrenbrecht/ dessen Fürsten Wilzand/
Carolus der grosse überwunden hat/ Fürst Lubith/
der auch zu Caroli Zeiten über die Wilzen/ das sind
die Vor-Pommeren/ regieret hat/ Fürst Miroßlaff vnd
Ratibor/ die sich vmb das Fürstenthumb bey Ludo-
vico
I. Caroli Magni Sohn gezancket haben/ Fürst
Rastitzen/ der von Ludewig dem Teutschen Könige
Kayser Ludovici
I. Sohne/ ist gefangen worden/ Fürst
Barnimb/ der mit Wartißlaff seinem Bruder auffm
ersten Turnier zu Magdeburg gewesen ist/ vnnd seine
Tochter Heilam Bennoni dem Hertzogen aus Sach-

sen ver-

Das Ander Buch/
der Lutitier vnd anderer Pommeren endlich beſagter
maſſen/ Fuͤrſten bekommen hat/ die erſtlich durch ei-
ne Wahl erkohren wurden/ allgemach aber ſolche
Dignitaͤt auff jhre Erben brachten. So gieng es auch
bey den Obotritiſchen Mechelenburgern. Die waren
auch freye Leute. Aber allgemach wachs/ ſo wol bey
jhnen/ als bey den Pommern/ die Familia Bilungi ſo
ſehr herfuͤr/ daß bey derſelben die Fuͤrſtliche Digni-
taͤt perpetuiret ward/ vnd noch die jetzt in Mechelen-
burg regierende Hertzogen ſich aus ſeinem Stam-
men in gerader Linij rechnen koͤnnen. Ein gleichmeſ-
ſiges iſt auch bey den Boͤhmen vnd Polen vorgegan-
gen/ die anfaͤnglich/ als die Slavoniſche Sprache in
ſolche Laͤnder kam/ die gantze Gemeine regieren lieſ-
ſen/ aber allgemach ſich einem Fuͤrſten vnterworffen
haben.

60.
Man findet vie-
le Pommeriſche
Fuͤrſten vor
Suantiboro in
dn den Hiſtoriẽ/
die ein theils vn
ter ſeine Vorfah-
ren vnd Anher-
ren gehõren.

Daß nun ſolches in Pommeren auch geſchehen/
iſt nicht zuverwundern. Dann da findet man auch
ſchon fuͤr Bilungi Zeiten Fuͤrſt Ruͤtigern/ der ſich we-
gen des Polniſchen Fraͤwleins Vendaſelbſt erſtochen
hat/ Koͤnig Ehrenbrecht/ deſſen Fuͤrſten Wilzand/
Carolus der groſſe uͤberwunden hat/ Fuͤrſt Lubith/
der auch zu Caroli Zeiten uͤber die Wilzen/ das ſind
die Vor-Pommeren/ regieret hat/ Fuͤrſt Miroßlaff vnd
Ratibor/ die ſich vmb das Fuͤrſtenthumb bey Ludo-
vico
I. Caroli Magni Sohn gezancket haben/ Fuͤrſt
Raſtitzen/ der von Ludewig dem Teutſchen Koͤnige
Kayſer Ludovici
I. Sohne/ iſt gefangen worden/ Fuͤrſt
Barnimb/ der mit Wartißlaff ſeinem Bruder auffm
erſten Turnier zu Magdeburg geweſen iſt/ vnnd ſeine
Tochter Heilam Beñoni dem Hertzogen aus Sach-

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[216/0096] Das Ander Buch/ der Lutitier vnd anderer Pommeren endlich beſagter maſſen/ Fuͤrſten bekommen hat/ die erſtlich durch ei- ne Wahl erkohren wurden/ allgemach aber ſolche Dignitaͤt auff jhre Erben brachten. So gieng es auch bey den Obotritiſchen Mechelenburgern. Die waren auch freye Leute. Aber allgemach wachs/ ſo wol bey jhnen/ als bey den Pommern/ die Familia Bilungi ſo ſehr herfuͤr/ daß bey derſelben die Fuͤrſtliche Digni- taͤt perpetuiret ward/ vnd noch die jetzt in Mechelen- burg regierende Hertzogen ſich aus ſeinem Stam- men in gerader Linij rechnen koͤnnen. Ein gleichmeſ- ſiges iſt auch bey den Boͤhmen vnd Polen vorgegan- gen/ die anfaͤnglich/ als die Slavoniſche Sprache in ſolche Laͤnder kam/ die gantze Gemeine regieren lieſ- ſen/ aber allgemach ſich einem Fuͤrſten vnterworffen haben. Daß nun ſolches in Pommeren auch geſchehen/ iſt nicht zuverwundern. Dann da findet man auch ſchon fuͤr Bilungi Zeiten Fuͤrſt Ruͤtigern/ der ſich we- gen des Polniſchen Fraͤwleins Vendaſelbſt erſtochen hat/ Koͤnig Ehrenbrecht/ deſſen Fuͤrſten Wilzand/ Carolus der groſſe uͤberwunden hat/ Fuͤrſt Lubith/ der auch zu Caroli Zeiten uͤber die Wilzen/ das ſind die Vor-Pommeren/ regieret hat/ Fuͤrſt Miroßlaff vnd Ratibor/ die ſich vmb das Fuͤrſtenthumb bey Ludo- vico I. Caroli Magni Sohn gezancket haben/ Fuͤrſt Raſtitzen/ der von Ludewig dem Teutſchen Koͤnige Kayſer Ludovici I. Sohne/ iſt gefangen worden/ Fuͤrſt Barnimb/ der mit Wartißlaff ſeinem Bruder auffm erſten Turnier zu Magdeburg geweſen iſt/ vnnd ſeine Tochter Heilam Beñoni dem Hertzogen aus Sach- ſen ver-

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/96>, abgerufen am 09.11.2024.